„Falten eines Bascetta-Sterns“ – so ist der Workshop, der von Rosario Macias de Homann geleitet wird, präzise betitelt. Beim Anblick des Fotos, das plakativ die Wirkung des besagten Deko-Objektes verstärkt, haben die bastelbegeisterten Frauen und ein Quotenmann nicht mehr widerstehen können.
Jetzt sitzen sie in einem Raum der ehemaligen Realschule plus in Römerberg und wissen mehr als einmal nicht wohin mit den vielen Einzelteilen, die sie bereits zu Spitzen gefaltet haben. Als modulares Origami ist der Bascetta-Stern quasi aufgebaut; die Dreidimensionalität fasziniert und lässt einen bei der Herstellung schier verzweifeln.
„Ich erkenne gar nicht, wo der Anfang und das Ende ist“, sagt Gerlinde zu ihrer Tischnachbarin, während sie die wenigen bereits platzierten Ecken in den Händen hin und her dreht. „Von der Theorie her hab ich’s kapiert“, reagiert diese und blickt ebenso ratlos auf die Tischplatte. Dort liegen aufgereiht 30 fertige Spitzen aus wunderschönem Weihnachtspapier.
„Die müssen ganz akkurat gefaltet werden. Wenn eine Spitze falsch ist, klappt der ganze Stern nicht“, mahnt Homann. Sie weiß, wovon sie spricht. Die Herausforderung Bascetta-Stern hat sie angenommen, nachdem sie die notwendigen Faltblätter dazu in einem Einzelhandelsgeschäft entdeckte. Den Dreh hatte Homann direkt raus. Angesichts ihrer persönlichen Geschichte kein Wunder.
„Ich mache das seit Ewigkeiten, bin schon immer ein Falter gewesen“, erzählt die Papierkünstlerin lachend. In Mexiko ist Homann geboren. Ihre Großeltern hatten eine Druckerei. Die Verbindung zum Papier als kreativer Werkstoff liegt daher auf der Hand. „Die Herausforderung ist zu verstehen, wie man das Teil zusammensetzt“, sagt Homann.
Geduld ist Pflicht
Bei den Kursteilnehmern liegt diese Hürde noch ziemlich hoch. „Geduld ist das Einzige, was sie mitbringen müssen“, kommentiert die Faltspezialistin augenzwinkernd. „Ich hab mich im Vorfeld gefragt, weshalb der ganze Tag für den Kurs angesetzt ist“, lenkt Interessentin Sigrid ein. Inzwischen weiß sie warum. Das Übertragen der Theorie in die Praxis ist ein Zeitfresser.
„Ich hab‘ tatsächlich schon mehrere gemacht, aber bin immer noch verwirrt“, merkt Tine an. Bei den 23 verbliebenen Spitzen auf dem Tisch, die alle noch zu einem wunderschönen Stern zusammengesteckt werden sollen, ist das durchaus nachvollziehbar. Trotzdem nimmt sich Tine Zeit, ihren Mitstreitern bei Problemchen zur Hand geht.
Homann ist derweil dauernd unterwegs, von einem Platz zum nächsten. „Kommst du zurecht?“, fragt sie Gitta. Die aussagekräftige Antwort: „Nein.“ Der Erklärungsmarathon beginnt: „Du hast hier vier Spitzen. Jetzt brauchst du hier eine dritte, um das fertig zu machen. Die fünfte Spitze verbindet sich mit den zweien, die übrig bleiben.“ Das muss sich bei Gitta erstmal setzen.
Tatsächlich dauert es bis zum frühen Abend, um alle Bascetta-Sterne fertigzustellen. Die einen haben dickes Papier gewählt und wollen die Dekoration an einem Faden aufhängen. Die anderen haben Transparentpapier favorisiert und werden eine Lichterkette integrieren. „Das war nicht so einfach“, bilanziert Antje Reeb vom KuK die Bastelarbeit. Die Konzentration ist nun dem Stolz auf das Geschaffte gewichen. Alle Teilnehmer gehen als erfolgreiche Falter nach Hause. xsm