Längst haben sich die FCK-Portugiesen vom „Anhängsel“ der Fußballabteilung zu einem selbstbewussten Bezirksligisten gemausert. Offiziell wird das Team nach den Profis und der U21 beim Fußballverband seit wenigen Jahren als 1. FC Kaiserslautern III geführt. Was vielleicht ein wenig über die lange und bewegte Geschichte des portugiesischen Fußballs in Kaiserslautern hinwegtäuscht.
Am 10. September 1964 trafen die ersten 15 portugiesischen Gastarbeiter in Kaiserslautern ein. Die Textilbranche in der Stadt suchte händeringend Fachkräfte. Fündig wurden Unternehmen wie Pfaff, die Kammgarn oder die Spinnerei Lampermühle vor allem in Portugal. Zwischenzeitlich lebten mehr als 5600 Portugiesen in Kaiserslautern, heute sind es weniger als 1000. Doch eines verband die Portugiesen früher und heute gleichermaßen: ihre Liebe zum Fußball.
Zwar gab es in Kaiserslautern noch keinen portugiesischen Fußballverein, doch dem Leder wollten die ersten Gastarbeiter der Kammgarn-Spinnerei auch in der neuen Heimat nicht abschwören. Nach mehreren Trainingseinheiten auf dem Rasen vor der firmeneigenen Sporthalle fand das erste „offizielle“ Spiel am 23. Mai 1965 auf dem Wiesenthalerhof statt.
Zwei portugiesische Teams, gebildet aus Mitarbeitern der Kammgarn-Spinnerei und deutschen Lehrlingen als Verstärkung, lieferten sich ein erstes Kräftemessen, weitere Spiele folgten. Die portugiesischen Kammgarn-Mitarbeiter waren es auch, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass 1966 der Portuguesa de Desportos (PDK) gegründet wurde.
Anfangs standen vorwiegend „Gastarbeiter-Spiele“ auf dem Programm. Der erste große Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: 1969 errang der PDK die Meisterschaft der in Deutschland spielenden portugiesischen Mannschaften, 1970 folgte der Titel als portugiesischer Südwestmeister. Einige Jahre später ebneten FCK-Präsident Willi Müller, Geschäftsführer Erich Schickedanz und Platzwart Walter Herbrand den Weg des PDK in den Schoß des 1. FC Kaiserslautern, wo die Mannschaft als FCK-Portugiesen am offiziellen Spielbetrieb teilnahm und 1986 als Abteilung angegliedert wurde.
Doch schon davor hatte die Harmonie zwischen den portugiesischen Fußballern in der Barbarossastadt erste Bewährungsproben überstehen müssen. Da viele junge Spieler beim PDK wenig Entwicklungschancen sahen, gründeten sie 1977 einen Verein: Juventude Portuguesa. Dieser wollte einen anderen Weg gehen, portugiesische Lebensart noch stärker betonen. Anfänglich in den Räumen der portugiesischen Mission, wurden 1982 die Clubräume in der Helenenstraße bezogen. 1980 und 1981 schnappte Juventude Portuguesa dem PDK die Südwestmeisterschaft vor der Nase weg, ehe 1982 noch einmal der Rivale vom Betzenberg zum Zug kam.
Streng genommen begann 1980 der „Ernst des Fußballlebens“ für die Lauterer Portugiesen. Auch hier hatte die Juventude die Nase vorn. Als ESC West-Portugiesen nahmen sie den Spielbetrieb in der C-Klasse auf. Zwei Jahre später zogen die FCK-Portugiesen nach. Erfolgreich, wie sich herausstellen sollte. Die Sensation gelang Trainer Carlos Pinto 1986 mit dem Aufstieg in die B-Klasse.
Auch die damals erfolgsverwöhnten A- und B-Jugendteams des 1. FC Kaiserslautern profitierten von den portugiesischen Talenten: Ricky Pinheiro zum Beispiel durchlief die gesamte Jugend des Traditionsvereins und war achtmal in der Bundesliga im Einsatz.
Pinheiro gilt mit 36 Jahren als Kopf der aktuellen Bezirksliga-Mannschaft, die mittelfristig mit einem Aufstieg liebäugelt. Während das Team seine Heimspiele auf dem Fröhnerhof austrägt, befindet sich das Clubhaus des PDK seit 1992 in der Pariser Straße, wo mitunter auch das Nationalgericht Bacalhau serviert wird. Zuvor hatten die Portugiesen in der Mühlstraße ihr Domizil.
Nach einer zweijährigen Pause vom Fußball wurde Carlos Pinto 1994 Trainer der ESC West-Portugiesen. „Das hat sich einfach so ergeben“, erklärt er heute. Denn um zu verstehen, was dieser „Seitenwechsel“ damals bedeutete, muss man die Rivalität der beiden Vereine zum damaligen Zeitpunkt kennen. „Das ist manchmal auch in Hass umgeschlagen“, weiß Pinto. Nach dreijähriger Amtszeit gelang Pinto beim ESC West das, was ihm zuvor auf dem Betzenberg gelungen war: der Aufstieg in die B-Klasse. Was folgte, waren Zerwürfnisse und der postwendende Abstieg. Zeit also, um mit dem Rivalen vom Betzenberg ernsthaft über eine Fusion zu reden. Zu einem Zusammenschluss kam es jedoch nicht, inzwischen ist das Kapitel Juventude geschlossen.
Auch wenn es zwischen den Portugiesen nicht immer ganz frei von Konflikten blieb: Wenn es darauf ankam, hielten sie zusammen. Als 1998 eine Flutkatastrophe den Süden Portugals heimgesucht hatte, verabredeten sich die portugiesische Gemeinde, der Portugiesisch-Deutsche Freundeskreis, die FCK-Portugiesen und der 1. FC Kaiserslautern zu einer Benefizveranstaltung. 40.000 Mark kamen zusammen. DIRK LEIBFRIED