Drei Wahnsinnspiele auf dem Berg der Berge stehen für immer im FCK-Geschichtsbuch: Da ist das 7:4 gegen Bayern München nach 1:4-Rückstand, das sagenhafte 5:0 im Uefa-Cup gegen Real Madrid und das Europapokal-Aus trotz des 3:1-Sieges gegen den FC Barcelona.
Der große Tag des Dribbelkünstlers Seppl Pirrung.
20. Oktober 1973, die Sonne lacht, die FCK-Gemeinde ist nach zwölf Minuten geschockt: 0:2 – zweimal Bernd Gersdorff. Das 3:0 in der 36. Minute erzielt Gerd Müller. Josef Pirrung gelingt kurz vor der Pause der Anschlusstreffer, doch nach Müllers 4:1 in der 57. Minute scheint alles klar zu sein. „,Diddes’ Schwager hat als Erster wieder Worte gefunden und nur gesagt: Männer, alles oder nix“, erinnert sich Verteidiger Fritz Fuchs. „Ich hab’ eine Minute nach dem 1:4 das 2:4 gemacht, dann ging es Schlag auf Schlag. Es war eine unglaubliche Stimmung, einfach ein einmaliges Spiel“, schwärmt Klaus Toppmöller, der Lauterer Bundesliga-Rekordtorschütze.
Es wurde das Spiel des Seppl Pirrung. Der Dribbelkünstler wurde zum Dribbelkönig, traf zum 3:4 und 4:4. Die Lauterer stürmten auf Teufel komm raus. Ernst Diehl, der Vorstopper, schoss das 5:4 in der 84. Minute. Und dann traf einer doppelt, der schon als Fehleinkauf abgeschrieben war: Herbert Laumen.
Die reale Sternstunde.
17. März 1982, Uefa-Cup-Viertelfinale, Rückspiel auf dem Betzenberg. Das Hinspiel hat Real Madrid 3:1 gewonnen. Der FCK ist abgeschrieben, aber Kalli Feldkamp, dem Motivationskünstler, gelingt es, seinen Spielern den Glauben an sich selbst zurückzugeben. Friedhelm Funkels früher Doppelschlag lässt aus Glaube Überzeugung werden, zumal die Madrilenen austicken. San José nach Foul an „Beppo“ Hofeditz und Laurie Cunnigham nach Foul an Funkel quittieren früh Rot. Im „Kicker“- Interview 35 Jahre nach dem Triumph beschrieb Funkel die besonderen Momente dieses Wahnsinnsspiels: „Hannes Bongartz spielt das Spiels seines Lebens. Seine Einzelleistung bringt das 3:0.
Nach einer Stunde erhöht Norbert Eilenfeldt auf 4:0. In Überzahl und im Übermut laden wir Real zur Anschlusschance durch einen Elfmeter ein. Doch Ronnie Hellström hält gegen Cortes. Mit meinem Handspiel auf der Linie habe ich ein Gegentor verhindert. Pineda protestiert, fliegt ebenfalls. Reiner Geyes 5:0 müssen acht Spanier wie in Trance erleben. Einfach der pure Wahnsinn, dieses Spiel, diese Nacht!“
Das dramatische Aus gegen den FC Barcelona.
1991/92 – Europapokal der Landesmeister. In der zweiten Qualifikationsrunde zur Gruppenphase der Königsklasse landet der FCK einen sagenhaften 3:1-Sieg gegen den FC Barcelona, der damals als beste Mannschaft der Welt gilt. Aber der FCK, der das Hinspiel 0:2 verloren hat, scheidet trotz seiner Galapartie aus, weil er in der Nachspielzeit ein Tor kassiert. Damals zählten bei Gleichstand auswärts erzielte Tore doppelt. Der FCK spielte das mit Klasseleuten wie Andoni Zubizaretta, Ronald Koeman, Pep Guardiola, Michael Laudrup oder Hristo Stoitschkov besetzte Starensemble an die Wand. Die Roten Teufel zelebrierten Feldkamp-Fußball: Power, Leidenschaft, Tempo. Demir Hotic, das Schlitzohr, traf in der 35. Minute zum 1:0, in der 49. zum 2:0. Der Betze bebte. Bjarne Goldbaek sorgte für das 3:0 – die Sensation war nach 76 Minuten zum Greifen nah. Lautern im Rausch.
Kuntz, Hotic und Goldbaek hatten das 4:0 auf dem Fuß. In der 90. Minute der Schock: José Maria Bakero kommt im Strafraum zum Kopfball, der Ball landet im Winkel. Totenstille! Tragisch, dass der kurz zuvor eingewechselte Markus Kranz da nicht gut aussah. Im Nachhinein doppelt tragisch, dass Guido Hoffmann im Hinspiel die hundertprozentige Chance zum Anschlusstreffer der Lauterer vergab, das leere Barça-Tor verfehlte, als er mit seinem schwächeren rechten Fuß abschloss. HORST KONZOK