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Neustadter Sommer

Gebäude fit für die Zukunft

Interview: Klimaschutzmanager über Herausforderungen der klimaschutzfreundlichen Gebäudesanierung

Gebäude fit für die Zukunft

Klimaschutzmanager Andreas Faßbender am Solardachprojekt Leibniz-Gymnasium. FOTO: AEW

Dem Klimaschutzgedanken, dem derzeit große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird, soll auch regional in Projekten und Aktionen Rechnung getragen werden. Zwei Klimaschutzmanager wollen in Neustadt die Klimabilanz der Stadt verbessern. Andreas Faßbender ist einer von ihnen und arbeitet seit zwei Jahren an Konzepten, um öffentliche Gebäude Neustadts unter Klimaschutzgesichtspunkten fit für die Zukunft zu machen.

Interview: Klimaschutzmanager über Herausforderungen der klimaschutzfreundlichen Gebäudesanierung

Herr Faßbender, Sie sind der Klimaschutzmanager der Stadt im Bereich Gebäudemanagement. Warum braucht Sie Neustadt?

In Neustadt an der Weinstraße sind zwei Klimaschutzmanager tätig. Während Klimaschutzmanager Marcel Schwill in der Umweltabteilung den Blick auf die Bürger und übergreifende Maßnahmen richtet, kümmere ich mich in der Abteilung Gebäudemanagement um die circa 210 städtischen Gebäude. Meine Aufgabenschwerpunkte sind Energiemanagement und -controlling sowie energetische Sanierungsmaßnahmen, um die Gebäude klimaschutzfreundlich und somit zukunftsorientiert zu gestalten. Es wird hierzu zum Beispiel vor den Sanierungsmaßnahmen ein energetischer Sanierungsfahrplan erstellt, in dem die energetischen Sanierungsschritte beschrieben und bewertet werden.

Ich komme ursprünglich aus dem schönen Saarland, bin studierter Wirtschaftsingenieur mit dem Fachgebiet Umweltplanung und habe außerdem erfolgreich einen Lehrgang zum Energiemanagementbeauftragten absolviert. Da mein Studium kaufmännisch und technisch ausgerichtet war, liegen diese Arbeitsschwerpunkte auch in meinem persönlichen Interesse.

Solch ein Aufgabengebiet bedeutet sicher weitere Partner im Boot. Wer rudert mit?

Da das Netzwerken, der Erfahrungsaustausch und generell die Kommunikation ein wichtiger Bestandteil des Klimaschutzmanagements darstellen, ist es natürlich unabdingbar, Partner im Boot zu haben. Das gilt für das Erstellen von energetischen Sanierungsfahrplänen ebenso wie beispielsweise bei der geplanten Solardachoffensive der kommunalen Liegenschaften, durch die möglichst viele der kommunalen Dächer je nach Alter, Dachneigung und Lage mit Solaranlagen ausgestattet werden sollen.

Da Sanierungsfahrpläne von externen Energieberatern erstellt werden, ist es wichtig, beispielsweise durch gemeinsame Besichtigungen der betreffenden Gebäude und den Informationsaustausch über Verbrauchswerte, Gebäudepläne, die Technik und die Gebäudehülle zusammenzuarbeiten. Hierbei wird auch abteilungsintern eng mit den zuständigen Planern oder Technikern zusammengearbeitet. Bei der geplanten Solardachoffensive arbeite ich zudem auch mit den Stadtwerken zusammen. Solche Projekte können nur gemeinsam erfolgreich und wirksam umgesetzt werden.

Stichwort CO2-Einsparung, wer überprüft denn die Ökobilanz der verwendeten Produkte, wenn Sie Alt gegen Neu tauschen?

Auch hier sind beispielhaft die energetischen Sanierungsfahrpläne zu erwähnen. Bei ihrer Erstellung wird immer geprüft, welche Maßnahmen am besten zur Effizienzsteigerung geeignet wären. Zudem wird bei den aufgelisteten Einzelmaßnahmen auch die CO2-Minderung dargestellt und erläutert, welche Maßnahmen kurzfristig, nachhaltig und relativ kostengünstig umgesetzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel ein hydraulischer Abgleich, um zumindest einen Teil der Heizung durch eine effizientere Wärmepumpe zu optimieren, oder aber auch die immer wieder lohnende Umrüstung auf LED-Beleuchtung.

Welche klimaschutzfreundlichen Verbesserungen bieten sich grundsätzlich an?

Es gibt eine Prioritätenliste der Abteilung Gebäudemanagement, bei der die Kriterien für die Bewertung um den Punkt Energetischer Sanierungsbedarf erweitert wurden. Hier fließt die Arbeit aus dem „Start-Energiebericht“, den ich erstellt habe, mit ein. In ihm sind 51 Gebäude mit dem dringendsten Bedarf aufgeführt, deren Sanierung man zuerst vorantreiben muss. Damit erhalten Maßnahmen zum Klimaschutz durch energetische Sanierungen von Gebäuden die gleiche Bedeutung wie die finanzielle Förderung des Projekts. Darüber hinaus wird bei allen Bauprojekten abteilungsintern immer individuell geprüft, welche energetischen Einzelmaßnahmen wie etwa schwerpunktmäßig Dachsanierungen und Dämmungen von Dach und Außenwänden sowie Fensteraustausch, umgesetzt werden können. Hohe Priorität hat derzeit die Solaroffensive.

Kommt es beispielsweise bei der Maßnahmenfinanzierung oder der Außenwirkung nicht zu Spannungsfeldern bei der Arbeit?

Handfeste Konflikte gab es bisher zwar keine, aber das Arbeitsumfeld bietet einen interessanten Spannungsbogen von der energieeffizienten Planung bis zur Umsetzung. Auch mit dem Denkmalschutz muss man sich abstimmen, die Ortsbildsatzungen berücksichtigen.

Für die Installation von Solaranlagen ist bei ihrem Eigengewicht beispielsweise auch wichtig, Statik und Dachalter des Gebäudes zu berücksichtigen. Beim Leibniz-Gymnasium konnten wir bereits bei einem Teil der Dachflächen sowohl die Dachsanierung als auch ihre Ausstattung mit einer Solaranlage abschließen.

Woher kommt das Geld für die aufwendigen Maßnahmen?

Die Finanzierung ist mit dem Stadtetat abzustimmen und ich prüfe die Möglichkeiten, Fördermittel zu erhalten, die ich dann beantrage und nach den Fördermittelauflagen abrufe.

Profitieren Sie von ihren Kenntnissen aus der Arbeit mit den öffentlichen Gebäuden auch beim privaten Wohnen, Herr Faßbender?

Da meine Stelle befristet ist, wohne ich zurzeit in Kaiserslautern in einer kleinen Mietwohnung. Mein Plan ist es, mir in absehbarer Zeit Wohneigentum anzuschaffen und dabei auch auf Energieeffizienz zu achten. Eine Solaranlage käme mir, wenn möglich, sofort aufs Dach. Denn gerade bei energetischen Sanierungen oder bei Neubauprojekten werden wichtige Entscheidungen getroffen, die langfristig den CO2-Verbrauch und die laufenden Kosten enorm minimieren. Das gilt auch für Privathaushalte.

Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?

Ich wünsche mir natürlich den Erhalt meiner Arbeitsstelle als Klimaschutzmanager. Sie wird vom Bund gefördert. Der Antrag auf Fortsetzung ist bereits gestellt. Denn Klimaschutz wird uns ein Leben lang beschäftigen. INTERVIEW: ANKE WANGER