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Neustadter Sommer

„,Geht nicht‘ gibt es bei uns nicht“

SC-Wasserball-Manager Michael Heinz setzt auf Sicherheitskonzepte und will den Sport auch aus der Ferne fördern

„,Geht nicht‘ gibt es bei uns nicht“

Ansporn zum Wettkampf: Michael Heinz ganz in seinem Element. ARCHIVFOTO: LINZMEIER-MEHN

Michael Heinz, BASF-Vorstandsmitglied und Motor der Neustadter Wasserballer, wandert in die USA aus. Der 57 Jahre alte Neustadter übernimmt im Juni die Verantwortung im Konzern für den amerikanischen Kontinent. Dank Internet und regelmäßigen Deutschland-Besuchen bleibt er dem SC Neustadt weiterhin als Manager des Wasserball-Zweitligisten erhalten. Zudem setzt Heinz auf eine intensive Nachwuchsarbeit im Becken. Er verrät im Interview, wie er Beruf und ehrenamtliches Engagement vereinbaren kann.

SC-Wasserball-Manager Michael Heinz setzt auf Sicherheitskonzepte und will den Sport auch aus der Ferne fördern

Herr Heinz, Sie sind Vater von drei erwachsenen Töchtern zwischen 22 und 26 Jahren, aber Sie sind auch Vaterfigur für fast 60 junge Wasserballer. Wie bringen Sie das mit Ihrem Brotberuf in Einklang?

Wenn man für etwas brennt und es einem wichtig ist, dann findet man die Zeit. Man muss eben nur bereit sein, sich bei anderen Dingen ein wenig einzuschränken. In den letzten Jahren habe ich auch sehr viele Mitstreiter gewinnen können. Wir drehen zwar ein großes Rad, sind jedoch auch mittlerweile ein großes Team.

Wasserball ist eine der härtesten Mannschaftssportarten. Es wird körperbetont um jeden Zentimeter gekämpft. Als Manager eines großen Konzerns sind daneben noch andere Eigenschaften gefragt, die im Wasser auch wichtig sind. Wie eng ist für Sie die Verknüpfung Sport und Beruf?

Egal welche Mannschaftssportart man hochleistungsmäßig betreibt, man bekommt dabei immer wichtige Impulse für den weiteren beruflichen Werdegang. Ich denke dabei vor allem an Teamwork, Fleiß, Wille und Durchhaltevermögen. Ich habe dem Sport sehr viel zu verdanken, gerade darum gebe ich gerne das weiter, was ich selbst erfahren durfte.

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„Mike“ managt nicht nur den Mannschaftssport, sondern sorgt auch am Mischpult für den rechten Sound. ARCHIVFOTO: KLEIN

Seit 2004 leben Sie in Neustadt. Aufgewachsen sind Sie in Mannheim, dann folgten Einsätze für die BASF in den USA, Ecuador, Mexiko und in der Schweiz. Was waren die Gründe, dass Sie danach Neustadt als Wohnort wählten?

Meine aktive Zeit beim SC Neustadt hat dabei sicher auch eine Rolle gespielt. Ich habe mich beim SCN und in Neustadt immer wohl und heimisch gefühlt, und nach unserer Rückkehr aus dem Ausland haben wir auch die richtige Entscheidung getroffen, hierher zu ziehen. Uns haben die Stadt, die Schulen und das Umfeld sehr gut gefallen. Sportlich war der SC Neustadt nach dem Bundesligaabstieg und dem freiwilligen Abmelden aus der eingleisigen Zweiten Liga damals im Umbruch und musste erst einmal wieder ganz unten anfangen. Ich war da von Anfang an dabei.

Das ändert sich jetzt. Wenn Sie zum 1. Juni eine neue Aufgabe als CEO BASF Corporation in New Jersey, USA übernehmen, wo werden Sie dann leben?

Wir werden in die Nähe der nordamerikanischen Zentrale in New Jersey ziehen. Nachdem dies unser vierter Umzug in die USA und bereits der dritte Umzug nach New Jersey ist, sind wir hier gut vorbereitet. Wir haben auch bereits ein Haus gefunden, und wir wissen, was uns dort erwartet. Insofern bleibt uns die Achterbahn der Gefühle, die normalerweise mit einer solchen Delegation einhergeht, sicher erspart.

Dass Sie mit der amerikanischen Mentalität und Sprache sehr vertraut sind, merkt man daran, dass Sie am Beckenrand und im Wasser überall „der Mike“ sind. Setzen Sie im beruflichen Umfeld auf eine ähnliche Vertrautheit?

Mein Name ist ja eigentlich Michael, aber als ich vor 32 Jahren zum ersten Mal in die USA ging, nannten mich dort alle gleich Mike, und dabei ist es auch geblieben. Ich denke, gegenseitige Achtung und Respekt drücken sich nicht durch Vor- oder Nachnamen aus. Dennoch ist das in dem sportlichem Umfeld immer schon ein wenig lockerer gewesen.

Wie sieht nun ab Juni Ihr Engagement als Wasserball-Manager des SC Neustadt aus?

Corona hat uns gezeigt, dass man nicht immer und für alles physisch präsent sein muss. Einen Großteil meiner Arbeit als Manager verbringe ich sowieso am Telefon und im Internet. Insofern werde ich diese für mich wichtige gesellschaftliche Verantwortung auch weiter ausüben. Zudem werde ich jeden Monat mindestens eine Woche in Deutschland sein. In dieser Zeit werde ich dann meine Begegnungen und Gespräche vor Ort einbauen. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt.

Überhaupt fällt Ihr Zeitmanagement positiv auf. Wenn ich eine Presseanfrage an Sie stelle, wird diese immer innerhalb von 24 Stunden von Ihnen beantwortet. Wie takten Sie Ihren Tag?

Der Tag hat 24 Stunden. Er beginnt für mich eigentlich bereits am Vorabend, wenn ich sortiere, was in den nächsten Tagen alles zu tun ist. Vor oder beim Frühstück beantworte ich dann auch schon meine ersten E-Mails und Anfragen. Tagsüber bin ich aufgrund meines Jobs ziemlich durchgetaktet. Aber ich schaue mir jeden Abend alle E-Mails und Nachrichten an und bearbeite diese, bevor der Tag zu Ende geht. Ich bin ein eher rastloser Mensch, der jedoch durch seine „Rastlosigkeit“ zur Ruhe kommt.

Das klingt nach Nächten mit wenig Schlaf. Womit finden Sie Erholung?

Nachdem ich beruflich wahnsinnig viel lesen muss, ist es ganz sicher kein Buch. Ich finde Erholung durch kleine handwerkliche Projekte, ein wenig kochen und durch sportliche Tätigkeit. Diese kommt jedoch manchmal für mich selbst ein wenig zu kurz. In den letzten Jahren musste ich auch feststellen, dass ich für den SCN außerhalb des Beckens wertvoller geworden bin als im Wasser. Das war zuerst eine schmerzliche Erfahrung, aber ich finde heute Erfüllung und Sinn darin, anderen zu helfen, das zu erleben, was ich selbst erleben durfte. Das ist Erholung pur.

Ein Gespräch in diesen Zeiten kommt nicht ohne das Wort „Corona“ aus. Wie sehr beschäftigt Sie diese Problematik in Bezug auf Wasserball? Schließlich haben Sie in den vergangenen Jahren mit Erfolg und einem kompetenten Trainerteam die Nachwuchsarbeit aufgebaut.

Corona hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Profitiert haben wir jedoch von der erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre. Gerade dadurch haben wir heute drei Nationalspieler und unzählige Landeskaderathleten im Wasser, die nach den Corona-Schutzverordnungen immer noch trainieren durften. Ohne diesen „Status“ hätten wir gelitten, wie viele andere Vereine auch. Aber das Bad nur für Trainingszwecke anzumieten, die Mannschaft ständig zu testen und auch immer wieder neue Hygienekonzepte zu erstellen, hat uns schon sehr stark gefordert.

Dennoch hat Corona gerade die erfolgreichen jungen Spieler zunächst ein ganzes Jahr ausgebremst. Auch jetzt, 2021, gibt es kaum Perspektiven für echte Begegnungen in offiziellen Rundenspielen. Dabei hatten Sie seit einigen Jahren einen klugen Zeitplan, um die Spieler aufzubauen. Wie stecken das die jungen Burschen weg?

Zum einen haben wir durch Corona die höchste Trainingsbeteiligung, die wir jemals hatten. Ich denke, dass hier der Mangel an Alternativen eine große Rolle gespielt hat. Natürlich hat der ein oder andere auch mal ein Tief, denn irgendwie ist alles immer der gleiche Trott, und man hinterfragt natürlich, warum man das Ganze überhaupt macht. Wir haben versucht, dies durch viele Gespräche aufzufangen und nun auch unter noch strengeren Auflagen, wie tägliches Testen, angefangen, Trainingsspiele gegen andere Mannschaften zu organisieren. Das war noch einmal eine ganz andere organisatorische Nummer. Aber „geht nicht“ gibt es bei uns nicht, oder nur dann wenn wir wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben.

In einer idealen Welt sollten Sie drei Wünsche frei haben. Auch wenn das eine hypothetische Frage ist, was würden Sie sich wünschen?

Glück, Gesundheit und Erfolg, genau in dieser Reihenfolge. INTERVIEW: HEIKE KLEIN