Das „chance.natur“-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ möchte mithilfe von Schafen und anderen Weidetieren die Artenvielfalt fördern und gleichzeitig die attraktive Kulturlandschaft des Pfälzerwaldes erhalten. Wichtig ist für das Biosphärenreservat Pfälzerwald mit Sitz in Lambrecht, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und Unterstützer zu gewinnen.
Biosphärenreservat setzt auf Öffentlichkeitsarbeit und Mithilfe
In einer vorangegangenen Kartierung wurden die im Pfälzerwald lebenden Tierarten erfasst: unter anderem Fledermäuse, Fische, Vögel, Schmetterlinge und Falter, darunter zahlreiche bedrohte Arten. „Aus diesen Untersuchungen leiten sich Erkenntnisse, Ziele und Maßnahmen ab, um Flächen offen zu halten“, erläutert Projektleiter Helmut Schuler, vom Biosphärenreservat Pfälzerwald in Lambrecht.
Die in Phase II (voraussichtlich ab 2023) vorgesehene Sicherung der Maßnahmenflächen soll durch Ankauf oder Pacht erfolgen und die Kooperation zwischen den Akteuren langfristig entwickelt werden.
Das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ will dem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt entgegensteuern, in dem es die Wanderschäferei fördert und dort reaktiviert, wo sie zurückgegangen ist. In den Regionen, in denen es keine Wanderschäfer mehr gibt, unterstützt man lokale Beweider zur Biotoppflege. Die Beweidung mit Schafen und Ziegen, in einigen Fällen auch mit Glanrindern, pflegt nicht nur das Offenland als Lebensraum vieler schützenswerter Tiere und Pflanzen. „Die Weidetiere tragen zudem als Samentaxis zur Verbreitung von Tieren und Pflanzen bei und prägen dadurch sowohl die Landschaft als auch die biologische Vielfalt“, so Schuler. Einer der wenigen Wanderschäfer ist Christian Ruther aus Iggelbach. „Er zieht mitunter 18 Kilometer bis nach Eußerthal, geplant sind auch Wege Richtung Kaiserslautern“, erklärt der Projektleiter.
Aufklärungsarbeit zu betreiben und Unterstützer zu gewinnen, zählt unter anderem zum Tätigkeitsfeld von Projektmitarbeiterin Anna-Maria Marstaller. „Wir stehen mit den Kommunen, dem Forst sowie Naturschutzverbänden im Gespräch und pflegen Netzwerke“, erklärt sie. Nicht nur die direkt am Projekt Beteiligten, sondern auch die Bevölkerung wird über die gesamte Laufzeit des Projektes mit eingebunden. „Darunter fallen beispielsweise der Informationsflyer, Führungen und Kinderprogramme, Präsenz auf Märkten und Veranstaltungen“, führt Marstaller aus.
Die Internetseite (www.hirtenwege-pfaelzerwald.de) erläutert die genauen Ziele und Vorgehensweisen, welche Flächen das Projekt umschließt und wie man sich beteiligen kann. anzi
Zur Sache: Natur-Projekte quasi vor der Haustür
Das Biosphärenreservat Pfälzerwald in Lambrecht bietet dreimonatige Umweltpraktika an. Initiiert und unterstützt wird die deutschlandweite Aktion für Großschutzgebiete von der Commerzbank. Lea Kraft aus Lambrecht nutzt vorwiegend die vorlesungsfreie Zeit für ein dreimonatiges Umweltpraktikum im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Sie studiert Geografie an der Universität Heidelberg und macht derzeit ihren Master. „Da ich von hier komme, verbinde ich persönlich viel mit der Region. Es ist mir wichtig, etwas für meine Heimat zu tun und etwas über die Region zu lernen“, betont die 24-Jährige.
Ein Schwerpunkt ist die Unterstützung des Teams bei der Medienarbeit und der Pflege der Internetseite (www.pfaelzerwald. de), auch sammelt sie Praxiserfahrungen. „Faszinierend ist die Vielfalt der Projekte und mit wie viel Herzblut die Akteurinnen und Akteure daran arbeiten“, betont Kraft. Mitgearbeitet hat sie auch bei der Organisation der Wanderausstellung „Schritte zum Naturgarten – Leben wieder leben lassen“, die an fünf verschiedenen Standorten im Biosphärenreservat gezeigt wurde. Erlebnisreich empfand sie den Waldtag mit einer Gruppe Vorschulkinder. „Die Kinder konnten sich das Thema selbst aussuchen, und haben sich überraschenderweise für Krabbeltiere und Pilze entschieden“, so die Studentin. „Die Kinder ließen sich begeistert auf die Umweltthematik ein.“
Ein weiteres Projekt, das ihr sehr am Herzen liegt, ist der „Sternenpark Pfälzerwald“. Es will die Öffentlichkeit für das Thema Lichtverschmutzung sensibilisieren. Dunkle Nachtlandschaften des Pfälzerwalds sollen in Zusammenarbeit mit den Kommunen durch sternen- und umweltfreundliche Beleuchtung geschützt werden. „Die richtige Beleuchtung leistet einen aktiven Beitrag zum Ressourcenschutz. Weißes Licht ohne große Abstrahlung empfiehlt sich beispielsweise für die Straßenbeleuchtung. Das hilft nachtaktiven Insekten bei der Blütenbefruchtung, aber auch Zugvögel und Fledermäuse sind auf die nächtliche Dunkelheit angewiesen“, erklärt Kraft. „Das Thema interessiert mich persönlich sehr, viele Menschen sind sich des kompletten Ausmaßes der Auswirkungen von Nachtlicht auf die Natur gar nicht bewusst.“ anzi