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Neustadter Herbst

„Auf ein Ziel hin proben“

Langfristig erfolgreiche Kinder- und Jugendchorarbeit: Ein Gespräch mit Chorleiterin Silke Schick

„Auf ein Ziel hin proben“

Silke Schick übt mit den Größeren einen gestenreichen Kanon ein. FOTOS: ANDREA ZIMMERMANN (2)

Der Kinderchor Notenhüpfer wurde 2003 von Günter Freytag, dem damaligen Ortsvorsteher Lachen-Speyerdorfs, ins Leben gerufen. Seitdem ist auch Silke Schick Chorleiterin der munteren Gruppe. Schick war lange Jahr an der August- Becker-Grundschule als Lehrerin und Schulleiterin tätig. Nun fungiert sie als Schulrätin bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und engagiert sich beim Chorverband der Pfalz für die Chorjugend.

Langfristig erfolgreiche Kinder- und Jugendchorarbeit: Ein Gespräch mit Chorleiterin Silke Schick

Frau Schick, seit 18 Jahren leiten Sie die Notenhüpfer. Was sind Ihre schönsten Erlebnisse?

Im Grunde ist es nach wie vor die Arbeit mit den Kindern, die Freude,mit ihnen zu singen und ihre Begeisterung mitzuerleben. Schön finde ich stets, ihre Entwicklung zu beobachten. Viele kommen ja im Vorschulalter in die jüngste Gruppe. Nach und nach trauen sie sich mehr zu, sie möchten gerne einmal Froschkönig werden und singen auch solo. Zu den Highlights zählen natürlich immer die Chorfreizeiten, die Auftritte und unsere Kindermusicals, ich versuche, jedes Jahr eines einzustudieren. Herausragend war unser Auftritt im Mozartjahr im Saalbau oder das Stück „Der kleine Tag“, zusammen mit dem Orchester des hiesigen Musikvereins.

Warum ist das Singen im Chor für junge Menschen denn so wichtig?

Das Wichtigste ist das Gemeinschaftserlebnis, ansonsten funktioniert Kinder- und Jugendchorarbeit nicht. Die Förderung des Selbstvertrauens gehört zur ganzheitlichen Entwicklung. Das Singen ist ein Teil des Menschen, Corona hat uns deutlich vor Auge geführt, dass uns ohne Gesang etwas fehlt. Wie man aus der Hirnforschung weiß, ist das Selbstsingen wichtig für die Vernetzung, trägt zur kognitiven Reifung bei.

Gibt es bei Ihren Proben wiederkehrende Elemente?

Übungen zur Stimmbildung sind fester Bestandteil. Je jünger die Kinder sind, desto spielerischer arbeiten wir. Also sind das beim Einsingen der kleineren eher Geschichten und natürlich Rhythmuselemente, bei den größeren steht auch korrektes Singen im Notensystem und Lautbildung auf dem Plan. Danach kommen zum Auftakt bekannte Lieder, etwas zum Wiederholen, ehe wir in neue Dinge einsteigen. Nicht fehlen darf ein Schlusslied. Der absolute Renner ist das Spaghetti-Lied.

Wie stärken Sie den Zusammenhalt?

Spieltage sind ganz wichtig. Dabei lernen sich auch die Kinder der anderen Altersgruppen gegenseitig kennen. Letztlich besteht ja eine große Altersspanne der zwei bis drei Gruppen, das sind als Kinder und Jugendliche zwischen drei und 15 Jahren. Besonders die Chorfreizeiten fördern die Gemeinschaft.

„Auf ein Ziel hin proben“-2
Bewegungsspiele sind bei den kleinen Notenhüpfern gefragte für ganzheitliche Genusserlebnisse: Steven Fink, Claudia und Ralf Schupp im „Café Fleur 19“. FOTO:WIP

Wie hält man junge Leute bei der Stange? Gibt es größere Phasen des Wechsels?

Das ist die Krux im Kinderchor. Erwachsene im Chor bleiben meist viele Jahre zusammen. Bei Kindern und Jugendlichen gibt es aber immer wieder Phasen des Wechsels. Zum Beispiel, wenn es von der Grundschule in die weiterführenden Schulen geht. Da bieten sich immer mehrere Punkte, aufzuhören. Angebote in der neuen Schule, längerer Schulweg oder die Angst, dass es den Kindern einfach zu viel wird. Der nächste Einschnitt ist die Zeit der Konfirmation. Ein Allheilmittel weiß ich auch nicht. Oft hilft direkte Ansprache, anzufragen, ob sie nicht doch wieder mitmachen wollen, auf das nächste Musical oder Projekt Lust zu machen.

Auf jeden Fall ist Ansporn wichtig, eben auf ein Ziel hin zu proben. Kinder, die eine kleine Rolle oder ein Solo haben,wachsen über sich hinaus. Es funktioniert gut, wenn man ihnen Verantwortung überträgt.

Wie gewinnt man Nachwuchs?


Bei der Nachwuchsarbeit setze ich auf Kooperation, bei uns liegt ja die Zusammenarbeit mit der August-Becker-Schule nahe. Ich gehe für Projekte auch in den Musikunterricht und unterstütze die Lehrkräfte.Mit Chorgruppen gehen wir auch regelmäßig zu Mitmach-Nachmittagen in den Kindergarten. Das ist natürlich alles auch ein Stück weit Werbung. Präsent sind wir auch bei Veranstaltungen der Kirchen, wirken bei Gemeindefesten und Gottesdiensten musikalisch mit.

Kürzlich machte der „Singbus“ der deutschen Chorjugend bei seiner Rheinlandpfalz-Tour die erste Station in Lachen-Speyerdorf. Was nehmen Sie aus diesem Workshop mit?

Für unsere Notenhüpfer war es eine tolle Auftaktaktion nach der Corona-Zwangspause. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass fast alle Kinder wieder zurückgekommen sind. Als Chorverband der Pfalz wollen wir ein Netzwerk auf- und ausbauen, und ich hoffe, dass wir so besser an einem Strang ziehen können. Größere Projekte wie beispielsweise das Deutsche Chorfest in Leipzig, das auf Dezember 2022 verschoben werden musste, kann man nicht alleine stemmen.

Was empfehlen Sie Vereinen, die einen Kinderchor neu gründen möchten?

Wichtig ist, dass der Spaß am Singen vermittelt wird, dass jedes Kind seine Stimme ausprobieren kann und Freude daran hat. Für mich persönlich geht es am Anfang nicht unbedingt darum, gleich was Großes zu machen und Perfektion zu präsentieren. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Anspruches und der Gewichtung. Bei mir kommt bei dieser Entscheidung immer als erstes die Pädagogin zum Zuge.

Was sind Ihre nächsten Projekte?

Im November gehen wir nach Dahn für ein ganzes Wochenende zur Chorfreizeit. Wir wollen ein kleines Weihnachtsprogramm einüben, das dann hoffentlich auch aufgeführt werden darf,wenn Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. Gleichzeitig bereiten wir uns für das Dezember-Wochenende der Pfälzer Chorjugend in Leipzig vor. Für 2022 möchte ich aber unbedingt wieder ein Musical einstudieren. INTERVIEW: ANDREA ZIMMERMANN