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Neustadter Herbst

Reifung und Ernte naturnah

Biologischer Weinbau setzt auf Artenvielfalt im Weinberg und handverlesene Erzeugnisse

Reifung und Ernte naturnah

Arbeitet mit Herz und Seele im Familienbetrieb: Dorothea John, derzeit noch amtierende Pfälzer Weinprinzessin. FOTO: JOHN/FREI

Rebenzeilen entlang der Deutschen Weinstraße soweit das Auge reicht, sei es auf den Hügeln des Haardtrandes oder in der Ebene. Es gibt glücklicherweise nicht nur die wie mit dem Lineal gezogenen Monokulturen, in denen Vollernter die Arbeit verrichten. Ökologisch bewusste Winzer setzen auf Artenreichtum der Wingertbepflanzung und im Herbst auf die Lese per Hand. Bereits beim Schneiden wird eine Auswahl getroffen.

Biologischer Weinbau setzt auf Artenvielfalt im Weinberg und handverlesene Erzeugnisse

Diesen Weg geht auch Frank John mit seinem Hirschhorner Hof in Neustadt-Königsbach. John ist Fachmann für biodynamischen Anbau nach ökologischen Kriterien. Diese Leidenschaft pflegt der Weinmacher nicht nur im eigenen Weingut, denn er ist seit vielen Jahren europaweit als Berater von Betrieben gefragt, die auf biologischen oder biodynamischen Weinbau umstellen möchten. „Wir bezeichnen unsere Bewirtschaftungsform als naturnah, das geht weit über den ökologischen Anbau hinaus“, betont John.

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Herbsten ganz wie früher per Hand mit Traubenschere und Traubenkübel. FOTO: ANZI
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Die Weine reifen bis zur Selbstklärung in Fässern. FOTO: JOHN/FREI

Schwerpunkt ist nicht nur die Bewahrung der Artenvielfalt, sondern insbesondere der Humusaufbau. „An vielen Plätzen wird seit über 1000 Jahren Weinbau betrieben, die Monokulturen führen zur Verarmung des Bodens“, so John. Begrünung soll für Belebung sorgen, wobei blühende Einsaaten besonders wichtig sind. „Je vielfältiger es blüht, umso besser für den Boden. Der lebendige Humus stärkt zu dem die pflanzeneigene Widerstandskraft unserer Rebstöcke.“ Auf eine Bodendüngung kann man dank der Begrünung weitgehend verzichten. Um Pilze und Schädlinge zu bekämpfen, setzt das Weingut selbst Tees und Pflanzenjauche an. Pestizide, Herbizide oder Kupfer haben Hausverbot.

Ein weiterer Baustein im naturnahen Kreislauf sind Wildbienen, angelockt vom Nektar der Blüten. Selbige verteilen durch ihre Verdauungsprozesse Hefepilze auf den Trauben. „Die Hefepopulation baut sich schon im Weinberg auf. In unserem Keller vollzieht sich in der Maische eine Spontanvergärung. Säure baut sich danach biologisch ab, das hilft dem Wein, seine mikrobiologische Stabilität zu erhalten. Wir können auf Zusätze verzichten“, erklärt der Winzer.

Nur handverlesenes Traubengut gelangt nach der Ernte in die Bottiche. An rund 20 Lesetagen sind jeweils etwa zehn Helfer im Einsatz. „Durch die Art der Bewirtschaftung sind die Trauben kleiner, der Zuckergehalt und die Konzentration von Mineralstoffen in den Beeren ist höher“, erklärt John.

Im historischen Kreuzgewölbekeller des Renaissance-Anwesens reifen die Weine bis zur Selbstklärung in großen Holzfässern, der Weiße gut ein Jahr, der Rote bis zu zwei Jahre. „Es braucht seine Zeit, bis die gewünschte Stabilität eintritt. Wir greifen nicht in die Prozesse ein, um sie zu beschleunigen, geben also nichts hinzu.“ Minimale Schwefelgaben erfolgen erst kurz vor der Abfüllung, auch die Flaschen mit Naturkorken werden zur weiteren Reifung entsprechend gelagert.

„Große Weine alter Schule“ lautet Johns erklärtes Motto. „Durch die Arbeit mit traditionellen Ausbaumethoden und Verarbeitungstechniken gelingt es uns, elegante und finessenreiche Weine herzustellen.“ Minimalismus gilt zum einen für das Eingreifen in die Prozesse, zum anderen konzentriert sich das Weingut auf „nur“ zwei Rebsorten: den Riesling, der optimal im Bodentyp Buntsandstein gedeiht, und den Pinot Noir, auch bekannt als Blauer Spätburgunder, der Kalkstein bevorzugt.

„Wir verwenden klonfreie Rebbestände, mindesten vier verschiedene Unterlagen beim Pfropfen sorgen für eine möglichst große genetische Diversität“, so der Fachmann. „Dank der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit und der pflanzlichen Individualität entwickeln unsere Weine und Sekte ihr ganz typisches ,terroir‘, ihren eigenen Charakter.“ anzi

Zur Sache: Arten des Anbaus

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Gesunde Trauben auch ohne Chemie. FOTO: JOHN/FREI

Die Weinrebe brachten die Römer zu Beginn unserer christlichen Zeitzählung ins Land. Heute gilt die Pfalz mit rund 230 Quadratkilometern Anbaufläche als zweitgrößtes deutsches Anbaugebiet. Innerhalb des Weinbaus wird in der Regel zwischen vier Bewirtschaftungsformen unterschieden.

Rückläufig ist die „konventionelle Bewirtschaftung“ mit einem hohen Maß Düngemitteln und chemischem Pflanzenschutz. In den 1980er-Jahren hielt der „integrierte Weinbau“ Einzug, der auf qualitativ hochwertige Traubenprodukte in wirtschaftlicher Erzeugung setzt. Dabei werden chemische, physikalische und biologische Pflanzenschutzmittel kombiniert. Der „ökologische Weinbau“ orientiert sich an einer ganzheitlichen Betrachtung des landwirtschaftlichen Betriebes. Naturschonende Maßnahmen unter Berücksichtigung von Ökologie und Umweltschutz stehen im Fokus. Rund ein Drittel des deutschen Bioweines wird in der Pfalz erzeugt.

Der „biologisch-dynamische Weinbau“ sieht sich als geschlossenen Betriebskreislauf, der sich selbst reguliert. Kompost, Jauche sowie Präparate aus Heilpflanzen und tierischen Hüllen (beispielsweise Hornkiesel) unterstützen die Kräfte des Naturhaushaltes. Das Interesse an einer Umstellung steige laut Angaben des Bioverbandes „Demeter“ kontinuierlich. Aktuell würden weltweit 15.000 Hektar Rebfläche von 800 Weingütern biologisch-dynamisch bewirtschaftet. anzi