Es kostet eine Menge Geld, aber ist für viele Fans eine fast heilige Tradition: der Kauf eines neuen Trikots unmittelbar vor Saisonbeginn. Wer aber glaubt, dass ein Trikotkauf nichts anderes als Online-Shopping sei, denkt zu kurz. Bei Fans des 1. FC Kaiserslautern gleicht es einer Glaubensfrage, für welches Dress man sich entscheidet.
Für viele stehen die Vereinsfarben an allererster Stelle. Kauft man ein neues Trikot, muss das selbstverständlich rot sein, wodurch in aller Regel das Heimtrikot im Warenkorb landet. Andere bevorzugen im Kleiderschrank – und beim Stadionbesuch – Abwechslung. Da schlägt man gerne mal bei den Auswärts- und Ausweichalternativen zu, die auch mal exotischere Farben zulassen.
Die Entscheidungsfindung ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen. Schließlich hat ein Trikot zwei Seiten. Vorne ganz gewohnt Wappen, Ausrüster und Sponsor, aber was passiert mit der Rückseite? Verewigt man einen der aktuellen FCK-Spieler auf dem Rücken oder bleibt man hinten blank wie die Abwehr der Roten Teufel zu düstersten Drittligazeiten?
Meine Meinung ist da eindeutig: Immer mit Flock! Es ist aufgedruckte Nostalgie. Selbst die jüngsten Betze-Gänger erinnern sich an Namen wie Marschall,Klose, Altintop und Lakic. Wenig verwunderlich, dass man diese mit am häufigsten liest, wenn die Fanscharen auf Deutschlands höchsten Fußballberg pilgern. Aber erinnern Sie sich noch an Stijn Vreven, Mika Nurmela, Emeka Opara und Mathieu Béda? Es mag selten sein, aber wenn einer dieser vergessenen Namen plötzlich auf dem Rücken eines anderen FCK-Fans zu lesen ist, zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht.
Wer also beim nächsten Trikotkauf einem der seltener beflockten Namen eine Chance gibt, hebt sich nicht nur von der Masse ab, sondern schenkt sich selbst und anderen Betze-Anhängern womöglich eine kleine gedankliche Zeitreise. Wer weiß, welche Erinnerungen und Emotionen in zehn Jahren hervorgerufen werden, wenn man beim Anstehen vor der Bratwurstbude Ronstadt oder Heuer auf dem Rücken des Vordermannes erspäht?
Schließlich ist so ein Flock auch eine Wette auf die Zukunft. Als ich mich vor Beginn der Saison 21/22 für Daniel Hanslik als Rückenprint entschied, konnte niemand ahnen, dass er in der Relegation zum Helden wird und auch Jahre später in der Zweiten Liga als Leistungsträger auftrumpft.
Auch vor Leihspielern sollte nicht zurückgeschreckt werden. Ja, in den allermeisten Fällen ist es eine Beziehung mit Ablaufdatum. Leichter gesagt als getan. Während in dieser Saison Daisuke Yokota in dieser Rolle die Herzen der Betze-Fans im Sturm eroberte, war es im Vorjahr Tymoteusz Puchacz. Obwohl er mittlerweile in England spielt, hat der Pole bei den Anhängern des FCK nach wie vor einen Stein im Brett. Rückblickend war es also richtig, seinen Namen samt der Nummer 15 auf dem Heimtrikot verewigen zu lassen.
In meiner – stetig wachsenden – FCK-Trikot-Sammlung, habe ich weitere Erinnerungsstücke. Wer erinnert sich noch an Uwe Rösler? Nur ein Jahr spielte er auf dem Betze – in der Saison 1998/99 kam er 27-mal zum Einsatz. Natürlich darf auch das Kindheitsidol nicht fehlen: Miroslav Klose hängt gleich zweimal im Schrank. Das Heimtrikot von 2003 mit der Nummer elf war als Geschenk von meinem Vater Startschuss der Sammlung. Kürzlich gesellte sich das schwarze Auswärtstrikot aus dem Jahr 2000 dazu.
Zu den optisch vielleicht besten Trikots des FCK zählt für mich das schwarz-orangene Auswärtsdress der Saison 08/09. Den Rücken zieren die Nummer 20 und der Name „Paljic“ – einer, der sportlich nur selten brillierte, aber bei den Betze-Nostalgikern noch Erinnerungen wecken dürfte. MAXIMILIAN SCHENK