Der Landkreis Kusel – eine smarte Stadt? Die auch noch Modellcharakter entwickeln und gänzlich Neues auf den Weg bringen soll? „Ja. Wir sind sozusagen eine Stadt mit 98 Ortsteilen“, sagt Landrat Otto Rubly schmunzelnd. Die pfiffige Idee hat offenkundig überzeugt: Der Kreis zählt zu den wenigen Auserwählten, die sich ein 300 Millionen Euro schweres Förderpaket teilen. Mit der Maßgabe, die Digitalisierung des ländlichen Raums voranzutreiben.
Landkreis Kusel marschiert beim Vorhaben „Smart Cities“ mit vorneweg – „Trafo 2“-Projekt ins Rollen gekommen
An Ideen fehlt es nicht. Dass sich etwa die Bürgerbus-Touren ganz nach Bedarf der Fahrgäste planen lassen, die ihre Start- und Zielwünsche via Smartphone-App kundtun, dürfte noch zu den leichtesten Übungen zählen. Auch eine Übertragung in Bild und Ton – live vom Konzert auf Burg Lichtenberg direkt in die Seniorenheime an Glan und Lauter beispielsweise – birgt schon keine allzu hohen Technik-Hürden mehr. Etwas mehr Fantasie braucht der Laie, um sich Diagnostik und Behandlung in Form der Telemedizin auszumalen.
Dem Medizinermangel in den ländlichen Regionen aber wäre damit zumindest ein stückweit zu trotzen. Und so gehört denn die „Fernmedizin“ auch zu den Kernfeldern, auf denen sich die Akteure im Kuseler Land künftig forschend tummeln sollen. Telemedizin und Mobilität zählen zu den Schwerpunkten, denen sich die Kuseler Projektbeiträge widmen werden.
Rund 15 Millionen Euro sind es, die im Zuge von „Smart Cities“ in den kommenden fünf Jahren ins Musikantenland fließen könnten. Noch sind die Zuschussmittel nicht exakt beziffert, noch fehlt der offizielle Handschlag. „Wir rechnen aber Mitte Oktober mit dem Förderbescheid“, freut sich Landrat Rubly. Danach werde ein verantwortlicher Projektleiter bestimmt. „Und dann haben wir ein Jahr Zeit, um den Strategieplan weiterzuentwickeln“, erläutern Rubly und Kira Keßler, die sich beim Kreis mit der Projektentwicklung befasst. „Ein Hauptaugenmerk ist, die Attraktivität der Dörfer zu steigern. Auch dadurch, dass die Mobilität, vor allem aber die Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen Leben verbessert wird“, erläutert Kira Keßler. Und dabei bediene man sich nun digitaler Technologien. Etwa in Form einer elektronischen Partizipationsplattform, die es zu entwickeln gilt und mittels derer die Bürger von zu Hause aus Angebote – wie die Konzertübertragung – annehmen oder interaktiv tätig werden. Denkbar wäre dies etwa bei virtuellen Bürgerversammlungen.
Im Laufe der auf die Konzept-Verfeinerung folgenden vier Jahren geht es dann mit Verve an die Aufgabe, Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen. Da wird nun wohl nicht alles auf Anhieb reibungsfrei laufen. „Wir sind ja dann ein Experimentierfeld“, gibt Rubly scherzend zu bedenken. Gleichwohl soll das, was im smarten Kuseler Land erfolgreich getestet wird, zur Reife gebracht und in andere ländliche Regionen übertragen werden.
Der Kreis Kusel wird dann digitales Know-how in zahlreiche Ecken von ganz Deutschland liefern. Technisches Wissen als westpfälzischer Exportschlager? Das werde womöglich belächelt. „Aber man muss doch sehen, was dahintersteckt: Wir werden 18 Mitarbeiter beschäftigen, allein der Landkreis wird zehn bis zwölf Leute einstellen“, umreißt der Landrat die Dimension.
„Smart Cities: Stadtentwicklung im digitalen Zeitalter“ heißt das Vorhaben, das unter Regie des Bundesinnenministeriums läuft. Zum dritten Mal waren nun Bewerbungen gefragt. Nur 28 Gebietskörperschaften wurden ausgewählt – darunter lediglich vier Landkreise. Kusel aber war dabei – hat also die Juroren überzeugt mit seinem Bewerbungskonzept unter dem Titel: „Land l(i)eben – digital. gemeinsam. vor Ort.“
Nach Kräften unterstützt hat die Bewerbung auch der Verein Zukunftsregion Westpfalz, der damit dem Kuseler Musikantenland mit zu einem weiteren Zuschuss-Schub verholfen hat. Vorangegangen war die erfolgreiche Bewerbung bei dem Projekt „Trafo 2“. Dabei gehe es darum, zu beweisen, dass Kulturarbeit auch im ländlichen Raum trefflich geleistet werden könne, wie der Landrat formuliert. Das gemeinsame Projekt der Landkreise Kusel und Kaiserslautern , von Kusel aus koordiniert, ist auf vier Jahre ausgelegt und wird mit 1,4 Millionen Euro vom Bund gefördert. cha