Die schönen Seiten sind ja kaum zu übersehen: Auch in architektonischer Hinsicht hat der westliche Teil der Pfalz so einiges zu bieten. Allerdings ist manche Bausünde durchaus ein Dorn im Auge. Dass Eigentümer, Bauherren, sanierungswillige Bürger wie Behörden künftig einen schärferen Blick auf die Gestaltung des architektonischen Erbes wie auch auf die Gestaltung des Neuen werfen, dies ist auch ein Anliegen des Vereins Zukunftsregion Westpfalz (ZRW).
ZRW widmet sich dem Thema Baukultur – Bei Modernisierung wie Neubauten künftig mehr auf gemeinsame Linie achten
Das historische Erbe wird ohnehin gehegt. Nur: Manch einer, der mit dem Gedanken liebäugelt, ein verfallenes Anwesen in einem der Dörfer aufzupolieren, stößt leicht auf Probleme: Wie anpacken? Wie gestalten? Und wie lässt sich womöglich eine finanzielle Förderung an Land ziehen, die das ambitionierte – und nicht eben günstige – Vorhaben mit abfedert? Da gibt es einiges. Es muss nur bekannt werden.
Die sogenannte Innenentwicklung ist schon geraume Zeit in den Blickpunkt der politisch Verantwortlichen gerückt. Die Entwicklung ging Jahre und Jahrzehnte dahin, dass die Ortskerne zunehmend ausbluteten, die Ortschaften aber immer weiter über ihre einstigen Grenzen hinaus wucherten. Wer schöner wohnen wollte baute einfach neu. Hielt Ausschau nach eine Bauplatz in einem der Neubaugebiete, die auf grüner Wiese oder auf ehemaligem Acker entstanden.
Gleichzeitig sorgte der demografische Wandel dafür, dass sich die alten Anwesen, vor allem einstige landwirtschaftliche Gehöfte, in den Dörfern nach und nach leerten. Segneten die Bewohner das Zeitliche, schlossen sich die Fensterläden dauerhaft, verwaisten die Häuser innerorts auf Dauer.
Dass es dieser Fehlentwicklung entgegenzusteuern gilt, ist inzwischen erkannt worden. Dafür gibt es auch ein Instrumentarium. Eins davon kommt jetzt verstärkt zum Tragen: In den Verbandsgemeinden Otterbach-Otterberg sowie in Göllheim sind Dorfumbau-Programme gestartet worden, die auf eine sinnvolle und gestalterisch annehmbare Erneuerung der Ortskerne zielen.
Das funktioniert so: Fachplaner legen in Übereinkunft mit den Gemeindeverantwortlichen sogenannte Sanierungsgebiete fest. Baugebiete in den Randlagen sind ausdrücklich ausgenommen. Wenn nun innerorts ein Immobilieneigentümer Hand anlegt und Sinnvolles tut, werden die Investitionen unmittelbar steuerlich wirksam. Die Steuervorteile greifen bei Sanierungsmaßnahmen, aber etwa auch, wenn es um barrierefreien Umbau geht.
Erklärtes Ziel dabei: die bauliche Qualität der Dörfer insgesamt und speziell der Ortskerne verbessern. Das ist dringend notwendig, findet auch Rainer Guth. Dem Landrat des Donnersbergkreises liegt die Baukultur in seiner Heimat ganz besonders am Herzen. Nicht von ungefähr ist Guth denn auch treibende Kraft bei einer Initiative des ZRW, die auf eine Stärkung baukultureller Eigenheiten und sinnvollere Gestaltung von Neubauten in der Region zielt.
Dies ist ein Schwerpunktthema über Grenzen hinweg. Der Verein Zukunftsregion Westpfalz hat sich dem angeschlossen und will fortan verstärkt dafür werben, Altes zu erhalten und Neues besser zu gestalten. Es gelte, ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass sich Lebensqualität auch am baulichen Umfeld, am Erscheinungsbild des Lebensumfeldes messen lasse. Dies sei eine wichtige Komponente. „Wir wollen die Westpfalz ja lebenswert erhalten und weiterentwickeln“, sagt Guth. Dabei sei neben wirtschaftlichen Faktoren, neben Freizeitwert und einigem mehr eben auch der optische Auftritt ein wesentlicher Aspekt.
Dass sich das Erscheinungsbild der Gemeinden verbessere, gelte es auf zwei Ebenen sicherzustellen: Baukulturelle Eigenheiten müssten erhalten und zudem bei der Bauleitplanung und -entwicklung berücksichtigt werden. „Es ist nicht erstrebenswert, in einem Baugebiet nur Häuser nach demselben Muster hinzustellen“, sagt Guth. Wenn gebaut werde, so gelte es darauf zu achten, „dass das, was wir da schaffen auch in den kommenden 300 Jahren noch Gefallen findet“.
„Es gibt tolle Beispiele für gelungene Sanierungsmaßnahmen privater Seite“, merkt der Landrat des Donnersbergkreises an. Beispielgebendes solle denn auch möglichst bekannt gemacht und vorgezeigt, damit geworben werden. Möglichen Nachahmern müsse Mut gemacht werden.
Zudem gelte es, die Bauentwicklung zu steuern. „Dies aber ist Sache der Gemeinden“, betont der Verwaltungschef, dass es da nicht in die Planungshoheit einzugreifen gelte, sondern dass vielmehr Empfehlungen an die Hand gegeben werden sollten, wie sich Bauentwicklung in den Städten und Gemeinden sinnvoll steuern lasse. „Das Know-how ist da“, verweist Guth in diesem Zusammenhang auch auf die Kompetenzen, die etwa die Hochschulen und zahlreiche Planungsbüros einbringen können. |cha