Lernlücken schließen und Spaß dabei haben? Ein hoher Anspruch, sicher leicht dahingesagt. Offenkundig aber haben es die Verantwortlichen der Stadtverwaltung und ihre Partner aufs Neue geschafft, die scheinbar widersprüchlichen Ziele unter einen Hut zu bringen. So geschehen bei der zweiten Auflage der Sommerschule. 156 Kinder haben diesmal mitgemacht, Ferienwochen geopfert und Versäumtes nachgeholt.
Zum zweiten Mal holen Kinder in der Kaiserslauterer Sommerschule Versäumtes nach – Hoher Spaßfaktor bereitet Freude
Judith Boy ist nicht so leicht zu übersehen. Die Lauterer „Upcycle- und Performance“-Künstlerin tritt gern in trashigem Outfit auf. So schrill oft ihre Gewänder, so sehr ist ihr künstlerisches Tun geschätzt. Darüber hinaus sind Judith Boy offenbar bis dato verborgene kunstpädagogisch didaktische Talente eigen. Sommerschul-„ Rektorin“ Sabine Michels hat sie mit Bewunderung und höchst amüsiert entdeckt ...
Sabine Michels leitet das Bildungsbüro der Kaiserslauterer Stadtverwaltung. Diese Institution im Rathaus Nord ist seit dem vergangenem Jahr personell merklich geschrumpft. So stand denn die Leitende Verwaltungsfachfrau in organisatorischen Belangen weitgehend alleine da.
Kompetente Kräfte aber hat sie zur Genüge um sich scharen können. Denn neben den 22 Lehramtsstudenten, die sich in der Sommerschule pädagogische Sporen verdienen, Praktikumsscheine und vor allem Erfahrung sammeln konnten, hat die Bildungsbüro-Managerin noch weitere Mitstreiter gewinnen können.
„Wir haben schon im Winter Vereine angesprochen und um Unterstützung gebeten“, erläutert Sabine Michels. Bei Jugendfeuerwehr und Pfadfindern, um nur mal zwei Institutionen zu nennen, standen ihr die Türen weit offen. Denn die Jugendorganisationen sind bekanntlich dringend auf Nachwuchs angewiesen. Die Aussicht, in der Sommerschule für sich und ihre gute Sache werben zu können, war wohl durchaus verlockend.
Was aber hat nun eine Feuerübung mit ernsthaftem Schulunterricht zu tun? Viel, zumindest, wenn es mal nicht um Lernerfolg-Nachweis, also Zensuren, oder um Lehrplan-Strenge geht. Solche Zwänge gibt es in der Sommerschule nicht.
Um es klarzustellen: Die Intention ist eine sehr ernsthafte, der Hintergrund ein trauriger: Der Pandemie ist geschuldet, dass nicht eben wenige Kinder so einiges versäumt haben. Mal abgesehen davon, dass der notgedrungene Wechsel in den digitalen Fernunterricht bei einigen schon an mangelnden technischen Voraussetzungen krachend gescheitert ist: Präsenzunterricht ist nun mal für manche noch wichtiger als für die meisten anderen. Kinder mit Defiziten, die auf individuelle Förderungsversuche mehr angewiesen sind als andere, geraten in solchen Krisenzeiten noch weiter ins Hintertreffen.
Die Sommerschule war nun schon im vergangenen Jahr ein Rezept, dieser Entwicklung entgegen zu steuern. Bei der Premiere 2020 hat sich das Rezept als wirkungsvoll erwiesen. Wenig verwunderlich also, dass es aufs Neue verschrieben wurde.
156 Kinder der Stufen fünf bis acht aus allen Schularten haben davon profitieren dürfen. In Mathe, Deutsch, Englisch und Naturwissenschaften galt es, versäumten Stoff aufzuarbeiten.
Keine Regelschule vermag indes derart gute Voraussetzungen bieten: Gelernt wurde in Kleingruppen zu höchstens zehn Wissensdurstigen. Und ein Freizeit-Programm gab’s obendrein. Das war ein Bonbon, allerdings ein großes. Immerhin hatten die Sommerschul-Besucher ja auch zwei Wochen ihrer Ferienzeit geopfert.
Genau da kamen nun Pfadfinder und Feuerwehr ins Spiel. „KL. Digital“machte mit, ebenso gewährte die Hochschule Einblick. Jede Menge Förderer und Sponsoren, darunter auch der Verein Zukunftsregion Westpfalz, haben die Sommerschule ermöglicht.
„Nachhaltigkeit war uns dabei wichtig“, erläutert Michels. „Wäre schön, wenn einige Kinder so viel Spaß an den Angeboten hatten, dass sie sich den Vereinen anschließen.“ Oder dass sie sonst wie profitieren.
Wie etwa der Junge, der Judith Boy ein selbstgemaltes Bild gezeigt hat. Einfühlsam habe die Künstlerin das Bild interpretiert, gelobt und kommentiert, schildert Sabine Michels die Begebenheit. „Ich hab’ aber ’ne Fünf in Kunst“, habe der Junge seufzend geantwortet. Eins sei nun gewiss: Die Fünf tue seither kaum mehr weh. cha