Der „Zwischenraum“ hat sich prima entwickelt. Allerdings ist das wenig verwunderlich, lädt er doch immerhin in allerbester Lage ein. Nachdem der Probelauf trotz Stotterstarts erfolgverheißend war, ist die Idee der Pirmasenser Pop-up-Stores nun zum Modell von Dauer hochgestuft worden.
Pop-up-Store in Pirmasens bietet Gründern nur auf Zeit die Chance zum Probelauf –Modellcharakter für die Westpfalz
Ladensterben, Leerstands fülle, Innenstadt-Verödung: Diesem beängstigenden Trend, den die Viruskrise noch mal kräftig angestupst hat, will schon seit geraumer Zeit das Citymanagement in Pirmasens trotzen. Vom pulsierenden urbanen Leben, das auch mit vielen Besuchern in Kauflaune und entsprechendem Lockangebot lebt, ist die einstige Schuh-Metropole ja schon seit geraumer Weile weit entfernt.
Die Verödung der Innenstädte aber ist bekanntlich ein allgegenwärtiges Problem. Leere zu beleben mit kreativen Ideen – sollte das klappen, könnte der in Pirmasens aufsteigende Versuchsballon sogar Modellcharakter für die gesamte Westpfalz entwickeln. „Es wäre ja überall nötig, etwas zu tun. Zweibrücken kämpft schon seit längerem mit Leerständen, ebenso kleine Städte wie Kusel und Rocken hausen“, nennt Arne Schwöbel Beispiele. Der Projektmanager beim Verein Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) sieht in den Städten, auch in allen Mittel- und Grundzentren Handlungsbedarf. Wenn man sich nicht mit dem Funktionsverlust der Innenstädte abfinden wolle, seien solche Pop-up-Stores ein Mittel, um zumindest ein wenig gegenzusteuern.
Die Idee vom aufpoppenden (pop-up) und ebenso plötzlich auch wieder verschwindenden Ladengeschäft ist grundsätzlich nicht neu. Eine Pionierrolle aber spielen die Akteure bei ihren Bemühungen in der Südwestpfalz insoweit, als hier erstmals auch die öffentliche Hand mit einsteigt. Die hilft, gemeinsam mit Institutionen und Sponsoren, kräftig nach beim Beleben von Leerständen.
Denn nur mit dieser Unterstützung ist es möglich, ein Ladenlokal in Eins-a-Lage anzumieten und einem gründungswilligen Betreiber auf Zeit für kleines Geld zur Verfügung zu stellen. Einen Laden in allerbester Lage anzubieten, war ZRW-Geschäftsführer Hans-Günther Clev ein besonderes Anliegen, damit die Nutzer ihre Idee unter bestmöglichen Voraussetzungen erproben können. Genau so läuft es seit geraumer Zeit schon in Pirmasens. Bereits 2019 hatte dort, damals anlässlich des „Heimat Shoppens“, erstmals in der Fußgängerzone ein Pop-up-Store die Tür geöffnet. „Heimat Shoppen“ ist eine bundesweit und inzwischen auch in der Westpfalz etablierte Aktion, bei der Einzelhandel, Gewerbe, Dienstleister gemeinsam Flagge zeigen und Leistungsstärke beweisen, auch auf die Probleme aufmerksam machen wollen.
Das Citymanagement in Pirmasens hatte die Kerze gezündet, Constantin Weidlich die Idee in die Tat umgesetzt. Der Grundgedanke war aber nicht etwa, Geschäftsleuten da mal günstigen Raum in bester Lage für einen Abverkauf zu öffnen. Vielmehr bestand die Zielgruppe aus potenziellen Gründern, aus Selbstvermarktern, Künstlern, Menschen mit Ideen, die mit dem Gedanken liebäugeln, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Also lässt man’s poppen. Ein Laden poppt auf, füllt sich mit Leben und verschwindet nach spätestens acht Wochen, damit eine neue Idee eine Chance bekommt. Der zuvor zum Zuge gekommene Betreiber kann dann einen Strich drunter machen und in Ruhe bilanzieren: Hat es sich gelohnt? Haben Kunden die Präsenz honoriert? Ist die Geschäftsidee angekommen? Stehen Aufwand und Ertrag in gesundem Verhältnis, sodass sich das Wagnis lohnt?
Entscheidend ist letztlich die Frage: Kann es gelingen, ein Geschäft auf Dauer zu etablieren und die damit verbundenen Risiken vor allem finanzieller Natur einzugehen?
Denn dieses Risiko winkt sicherlich – auch weil die Immobilieneigentümer oft nicht daran denken, die Mieten der sinkenden Nachfrage anzupassen, Räume lieber leerstehen lassen.
Der Pop-up-Store in Pirmasens kostet dank der Unterstützer nur 75 Euro Miete die Woche. Anfang August ist der erste Mieter eingezogen. Weitere Interessenten stehen Gewehr bei Fuß. Etabliert sich die Sache, könnte der ein oder andere sich als Gründer versuchen – und sich auch weiterer Unterstützung seitens des Citymanagements sicher sein, wie Weidlich betonte. Eingehende Beratung und Begleitung sei bei der Existenzgründung garantiert. cha