Logopädie ist ein medizinisch-therapeutisches Fachgebiet zur Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Kommunikationsstörungen.
Vielen Menschen ist sie im Zusammenhang mit der Frühförderung von Kindern als wirkungsvolle Behandlungsmethode bei Sprachentwicklungsverzögerungen bekannt. Ihre Relevanz für die Behandlung erwachsener Menschen – insbesondere Patienten mit degenerativen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson, Schlaganfällen oder nach Operationen – wird oft unterschätzt.
„Logopäden arbeiten regelmäßig mit Menschen jeden Alters, von Kindern bis hin zu älteren oder pflegebedürftigen Menschen“, berichtet Christine Schäfer. In ihrer Logopädiepraxis „Sprechpunkt“ in Katzweiler sieht sie bei ihren erwachsenen Patienten häufig Menschen, die an einer Parkinsonerkrankung oder den Folgen eines Schlaganfalls leiden. Die Ursachen für eine logopädische Behandlung im Erwachsenenalter können allerdings vielfältig sein: „Manchmal wird die Stimme falsch eingesetzt, etwa bei Vielsprechern wie Lehrern oder Erziehern, die in lauter Umgebung arbeiten. Manche Menschen verlieren ihre Stimme aufgrund psychischer Ursachen. Aber auch bei Tumorerkrankungen, bei Stürzen auf den Kopf, Operationen und verschiedenen degenerativen Erkrankungen ist eine logopädische Behandlung angezeigt.
Weil die Logopädie wie Physiotherapie oder Ergotherapie zu den Heilmitteln gezählt wird, braucht es eine ärztliche Verordnung, damit eine logopädische Behandlung erfolgen kann. Erster Ansprechpartner ist deshalb der Haus- oder Facharzt, der feststellt, dass eine Störung vorliegt. „Kommt ein neuer Patient in meine Praxis, mache ich zunächst eine gründliche Anamnese und Befundung. Dazu gehört, dass ich mich ausführlich mit dem Betroffenen und gegebenenfalls den Angehörigen unterhalte, um herauszufinden, was die persönlichen Ziele und Wünsche sind. Diese sind je nach Krankheitsbild nicht immer umsetzbar. Mir ist wichtig, das offen zu kommunizieren und realistische Perspektiven zu entwickeln. Was ich immer versprechen kann, ist, dass wir gemeinsam versuchen, das Bestmögliche für den Betroffenen zu erreichen“, berichtet Schäfer. Bei degenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz bedeutet das häufig, die Kommunikationsfähigkeit möglichst lange zu erhalten. Gerade für diese Menschen ist es wichtig, möglichst frühzeitig eine logopädische Therapie in Anspruch zu nehmen. Denn je früher die Maßnahmen ansetzen, desto länger kann der Erkrankte mit seinem Umfeld kommunizieren. Bei fortschreitenden neurologischen Erkrankungen sind oft nicht nur die Kommunikation betroffen – auch das Schlucken kann eingeschränkt sein. Viele Patienten entwickeln im Verlauf der Erkrankung sogenannte Dysphagien, also Schluckstörungen. Sie führen dazu, dass sich Betroffene häufiger verschlucken, langsamer essen oder Mahlzeiten meiden, mit teils schwerwiegenden Folgen wie Mangelernährung oder Lungenentzündungen. Auch in diesem Bereich kann die Logopädie gezielt durch individuelle Schlucktherapie, spezielle Übungen und Empfehlungen zur Nahrungsanpassung unterstützen. Lässt die Schluckfähigkeit nach, erkennen Angehörige dies daran, dass Pflegebedürftige vermehrt husten und würgen, Speichel oder Nahrung aus dem Mund austritt, die Stimme nach dem Essen oder Trinken gurgelt. Es kann sogar zu Erstickungsanfällen kommen. Hier können erfahrene Logopäden zum einen zu Präventionsmaßnahmen raten – beispielsweise ist es bei Patienten mit Schluckstörungen, die sich nicht mehr selbst dazu äußern können, enorm wichtig zu kontrollieren, ob der Mund nach der Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme wirklich leer ist. Zum anderen können sie aber auch Schlucktechniken einüben und zu dysphagieangepasster Kost raten. „Es ist enorm spannend, was sich da in den letzten Jahren getan hat. Selbst Menschen, die über Magensonde ernährt werden und keine Nahrung mehr oral zu sich nehmen dürfen, kann man heute mit einfach herstellbaren, essbaren Schäumen ein angenehmes Geschmackserlebnis und damit deutlich mehr Lebensqualität bieten“, so Schäfer. Um mit Erkrankten zu kommunizieren, die stark in ihrer Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt sind, verwendet Schäfer unterschiedliche Kanäle. Einer davon ist Praxishündin Kaya. Sie befindet sich derzeit in der Ausbildung zum Therapiehund. mide
Wie pflegende Angehörige besser auf sich selbst achten können
Info-Veranstaltung des Netzwerk Demenz Kaiserslautern und der Netzwerk Resilienz-Initiative KL am 7. Juni
Um pflegenden Angehörigen die Bedeutung und die Möglichkeiten der Selbstfürsorge bewusst zu machen, laden das Netzwerk Demenz Kaiserslautern und die Netzwerk Resilienz-Initiative KL am Samstag, 7. Juni, zu einer Veranstaltung unter dem Motto „Balance finden – gesund bleiben: Achtsame Selbstfürsorge im Alltag“ ein. Pflegende Angehörige richten ihre volle Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse der betreuten Person: Hat sie Hunger oder Durst? Ist ihr zu warm oder zu kalt? Schon kleine körperliche Veränderungen werden aufmerksam registriert, um mögliche Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen. Bedürfnisse werden möglichst zeitnah erfüllt. Der pflegebedürftige Mensch wird schnell zum Mittelpunkt des Alltags. Das ist wichtig. Doch häufig treten eigene Bedürfnisse dabei in den Hintergrund. Doch das kann schwerwiegende Folgen haben. Wer bei der Fürsorge für andere sich selbst vernachlässigt, läuft Gefahr, selbst schwerwiegende körperliche und psychische Beeinträchtigungen zu erleiden. Klar ist: Wer andere fürsorglich pflegt, muss auch auf sich selbst achten.
„Versorgende Angehörige haben eine deutlich erhöhte Gefahr auszubrennen. Die Versorgung eines pflegebedürftigen Angehörigen kann viele Jahre andauern. Auch wenn man gerne für den Angehörigen da ist, erlebt man eine Belastung, die über viele Jahre andauern und sich steigern kann. Im Alltag fällt es den versorgenden Angehörigen oft schwer, die Balance zwischen dem eigenen Verantwortungsgefühl und den Erwartungen anderer zu finden und dabei die eigenen körperlichen und seelischen Bedürfnisse zu spüren und ernst zu nehmen. Gerade im Bereich der Demenz gibt es bei den versorgenden Angehörigen hohe Krankheitszahlen nach der Pflegezeit“, erläutert Nicole Jörg von der Beratungs- und Koordinierungsstelle Demenz (Beko) der Stadt Kaiserslautern. Bereits im vergangenen Jahr hatten das Netzwerk Demenz und die Netzwerk Resilienz-Initiative KL in einer Veranstaltung die Selbstfürsorge und Achtsamkeit im Pflegealltag in den Mittelpunkt gerückt. „Das Angebot wurde hervorragend angenommen und viele Teilnehmer haben den Wunsch nach einer Wiederholung geäußert. Das zeigt, wie groß der Bedarf ist und wie wichtig es ist, versorgenden Angehörigen nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Werkzeuge an die Hand zu geben, um im Pflegealltag nicht auszubrennen“, ergänzt Jörg. Die Veranstaltung am 7. Juni knüpft genau dort an: „Eine achtsame Selbstfürsorge ist die Basis, um gesund zu bleiben und den Herausforderungen des Alltags gelassener begegnen zu können. Davon profitieren letztlich auch die Pflegebedürftigen, die auf die seelische und körperliche Gesundheit ihrer Angehörigen angewiesen sind. Unsere Referentin Sabine Arend ist zertifizierte MBSR-Lehrerin und „Mindful to work-Trainerin“ wird kleine thematische Impulse zur Selbstfürsorge geben und verschiedene Achtsamkeitsübungen zum Körperbewusstsein sowie zu Freundlichkeit und Selbstmitgefühl anbieten. Außerdem gibt es Gelegenheit für Vernetzung und Gespräche“, sagt Jörg. Die Veranstaltung findet am 7. Juni, von 10 bis 15 Uhr im Tagungs- und Freizeithaus Galappmühle in Kaiserslautern statt und ist für die Teilnehmenden kostenfrei. Die Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen begrenzt. Eine Anmeldung bei Nicole Jörg ist daher unter der Telefonnummer 0631 800 93 116 erforderlich. mide