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Neustadter Sommer

Leuchtturmprojekt Artenvielfalt

Nabu Neustadt engagiert sich für Flora, Fauna und Umweltprojekte – Kooperationen für Biodiversität

Leuchtturmprojekt Artenvielfalt

Tümpelzählen zu den Garanten für die Artenvielfalt. FOTO: ANDREA ZIMMERMANN

Wasserrallen und Zwergtaucher nisten entlang der Tümpel, Weißstörche klappern und sammeln Material für ihre Nester. Wir stehen östlich von Geinsheim nahe der Aumühle im Nabu-Schutzgebiet „Geinsheimer Gänsbuckel“ mitten in einem Hotspot der Artenvielfalt, dem Leuchtturmprojekt des Neustadter Vereins.

Nabu Neustadt engagiert sich für Flora, Fauna und Umweltprojekte – Kooperationen für Biodiversität

„Neues Wasser für eine alte Kulturlandschaft“ lautete das Motto des Förderprojektes „Lebensader Oberrhein“, das in mehreren Wasser- und Klimaschutzprojekten über zehn Jahre lang unter der Federführung von Martin Grund ausgestaltet wurde und das weit über die 34 Hektar Nabu-eigene Fläche hinausgeht. „Die Tümpel und flachen Wasserflächen sind ideal als Laichgewässer für Amphibien“, so Grund. Besonders freut man sich über den Moorfrosch, eine hierzulande beinahe ausgestorbene Art. „Es gibt hier auch den Kammmolch, den Laub-, Spring- und Grasfrosch, die Knoblauchkröte sowie Teich- und Bergmolch“, zählt er auf. Auch seltene Fischarten wie den Schlammpeitzger und den Bitterling findet man inzwischen dank gezielten Wassermanagements. „Und im Sommer ist hier ein wahres Paradies für an wechselfeuchte Bedingungen angepasste Libellenarten,“ ergänzt Wolfram Husemann, der Neustadter Nabu-Vorsitzende. „Denn im Sommer stoppen wir den Wasserzufluss und bewirtschaften die großen Wiesenflächen extensiv durch Mahd und Beweidung mit Angus-Rindern.“

In den vergangenen Jahren gab es viele erfolgreiche Initiativen zum Artenschutz. Das kann man an den Dohlenkolonien im ehemaligen Wasserturm im Quartier Hornbach und am Mußbacher Kirchturm ebenso sehen wie an den Mauersegleransiedlungen, die an verschiedenen Gebäuden in Neustadt zu finden sind. Besonders motivierend ist es, wenn sich nach vielen Jahren emsiger Vorarbeit lange verschwundene Arten wie Steinkäuze auf Neustadter Gemarkung ansiedeln und wenn nach mühsamen Steineschleppen die seltenen Steinschmätzer in neu errichteten Gabionen brüten. Beide Projekte wurden von Bernd Hoos begleitet und im Falle der Steinschmätzer in Kooperation mit der Nabu-Gruppe Mittelhaardt durchgeführt.

Von Kröten bis Wanderfalken

Im Westen der Stadt, im Kaltenbrunner Tal, sind der Auf- und Abbau des Krötenzauns und die Betreuung der Tiere auf ihrem Weg zu den Laichplätzen im Frühjahr zu einer Institution geworden. Das Projekt wird von Ursel Mosebach betreut und zieht alljährlich immer wieder Familien mit Kindern an, die begeistert tatkräftig mithelfen.

Ebenfalls im Westen der Stadt betreut der Nabu unter der Regie von Marc Teiwes ein Bruthabitat eines Wanderfalkenpaares in einer Felswand. Hier wird alljährlich im Winter dafür gesorgt, dass die Einflugschneise der Tiere frei gehalten wird, damit die Attraktivität der angebotenen Nisthilfe erhalten bleibt.

Einige Nabu-Mitglieder bilden sich derzeit zum Thema Fledermäuse weiter, um den Schutz von heimischen Fledermausarten zu verbessern. In naher Zukunft werden deshalb Fledermauskartierungen stattfinden, um die vorkommenden Arten zu erfassen und ihre Wohnquartiere wirksamschützen zu können.

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Munteres Klappern in den Feuchtwiesen: Mittlerweile haben sich vier Storchenpaare im Naturschutzgebiet „Geinsheimer Gänsbuckel“ niedergelassen. FOTO: ANDREA ZIMMERMANN

Verein auch bei der Jugendarbeit im Aufwind

Gegründet wurde der Verein als lokale Untergruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) in 2006 und zählt mittlerweile mehr als 1000 Mitglieder. Der Zuständigkeitsbereich umfasst die kreisfreie Stadt Neustadt und die Verbandsgemeinde Lambrecht. „Wir sind froh, so viele Aktive mit unterschiedlichen Begabungen und Ideen in unserer Reihen zu haben,“ betont Husemann. Und die Anzahl derer, die mitmachen wollten, habe in letzter Zeit erfreulich zugenommen.

„Ein wichtiges Thema ist uns die Belebung der Jugendarbeit, der ,Naju‘“, fährt Husemann fort. „Wir haben eine tatkräftige Kollegin mit Organisationstalent im Verein, die das vorbereitet hat. Uns stehen erfahrene Pädagoginnen und Mentoren zur Seite, die eine geplante Kindergruppe und eine Jugendgruppe betreuen werden. Wir wollen mit kleinen Gruppe starten und schauen, wie es funktioniert, sobald die Corona-Pandemie vorbei ist.“ Die Kindergruppe wird im Campus Lachen beginnen. Familie Forger hat der Jugendgruppe im „Permakulturgarten Bahnhof Königsbach“ bereits ein kleines Grundstück für eigene Projekte zur Verfügung gestellt.

Umweltprojekt „Landschaftshygiene“

Die Bekämpfung der Vermüllung der Landschaft mit seinen üblen Folgen für die Natur ist ein neues Projekt, dass sich in der Startphase befindet und das von Jana Stahl-Hahn geleitet wird. Der Nabu bietet der Stadt Neustadt an, sie bei entsprechenden Anstrengungen zu unterstützen. Angedacht ist, über Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit sowie durch gezieltes Monitoring Verbesserungen zu erzielen.

Enge Kooperationen und gute Kontakte

Der Nabu Neustadt arbeitet seit vielen Jahren eng mit den örtlichen Naturschutzbehörden zusammen und führt auch Pflegemaßnahmen im Auftrag der Stadt Neustadt durch. „Wir betreuen beispielsweise die Obstwiese südlich des Freibades in Mußbach seit einem Jahr, und es ist uns gelungen, die jungen Birnenbäume heil durch den letzten trockenen Sommer zu bringen,“ berichtet Husemann. Aber auch bei vielen Wasser-, Beweidungs- und Landschaftspflegeprojekten gibt es enge Kooperationen mit der Stadt. Vor drei Jahren war der Nabu zusammen mit der Stadt Neustadt einer der Preisträger des Wettbewerbs der Metropolregion Rhein-Neckar zum Thema „Landschaft in Bewegung“.

Eine besondere Zusammenarbeit pflegt man seit einiger Zeit mit dem Campus Lachen, das vielen als Diakonissen-Mutterhaus bekannt ist. Auf dem Parkgelände präsentiert der Verein in Kooperation mit der Hausleitung federführend durch Martin Grund Themen wie naturnahes Gärtnern und naturnahe Gartengestaltung, das Thema Biodiversität auf kleinem Raum und Umweltbildung. Mit den anderen Neustadter Naturschutzverbänden findet bei vereinsübergreifenden Themen eine Zusammenarbeit und Abstimmung statt. Exkursionstermine werden gemeinsam veranstaltet. anz

INFO

Nabu Neustadt/Weinstraße
Schießmauer 38
Telefon: 06321 6008910
E-Mail: info77@nabunw.de
Internet: www.nabu-nw.de