Mit dem eigenen Apfelbaum im Garten sieht es in der heutigen Zeit bei den meisten eher mau aus. Heimisches Obst von stattlichen Bäumen dürfen die Menschen in der Verbandsgemeinde (VG) dennoch genießen. Das ist den Streuobstwiesen zu verdanken. Ein gelbes Band zeigt jetzt auf, wo plündern erlaubt ist.
Streuobstwiesen haben Tradition in der Verbandsgemeinde – Ausgleich zu Bauprojekten und Nutzen für alle
Wann und wo die allererste Streuobstwiese in der Geschichte der Verbandsgemeinde angelegt wurde, kann Anne Kuschnik, Mitarbeiterin im Fachbereich 2 der Verwaltung im Bereich Natürlich Lebensgrundlage und Bauen, nicht datieren. „Als ich im Rathaus 2012 anfing, waren schon etliche Ausgleichsflächen da“, stellt sie mit einem Lächeln fest. Die genaue Anzahl, die heute Bestand hat, kann sie nicht so leicht aus dem Ärmel schütteln. Zwar sind Streuobstwiesen, die als Ausgleichsmaßnahme für Bauprojekte angelegt wurden, durchaus in den Akten belegt und greifbar, doch gebe es noch einige weitere Grundstücke, die ehrenamtlich von Vereinen organisiert wurden und gepflegt werden. „Die Naturschutzvereine Harthausen und Dudenhofen sind da beispielsweise zu nennen“, sagt Kuschnik. Dass bewusst Streuobst als Ausgleich für Bauangelegenheiten ausgewählt Streuobstwiesen haben Tradition in der Verbandsgemeinde – Ausgleich zu Bauprojekten wird, hat einen Grund, erklärt die Verwaltungsmitarbeiterin: „Es geht um die Höherwertigkeit der Fläche.“Die jüngste Wiese sei gerade in Harthausen entstanden, am Ortseingang hinter dem Unternehmen Landmaschinen Vogel, wo gerade eine große Baumaßnahme an der Straße umgesetzt wird.
Grundsätzlich ist Kuschnik davon überzeugt, dass Ausgleichsflächen die gängigste Form für die Umsetzung von Streuobstwiesen sein werden. „Diese liegen explizit außerhalb der Bebauungspläne“, macht die Ansprechpartnerin deutlich. Die Kosten für die Umsetzung hängen natürlich von der Menge der Bäume ab, die gepflanzt werden. Hinzu kommt ein Pflegevertrag, abgeschlossen auf fünf Jahre, der gewährleisten soll, dass die Bäume durch entsprechendes Kümmern auch anwachsen und nicht kaputt gehen. Je nach Festlegung des Bebauungsplans seien bestimmte Maßnahmen auf den Wiesen umzusetzen. Als erste nennt Kuschnik das zweimalige Mähen unterm Jahr beziehungsweise das Mulchen. „Außerdem müsste gerade in der Anfangsphase ein Pflegeschnitt an den Bäumen vorgenommen werden“, fügt sie an. Hier sei die Menge im Zusammenhang mit Personal und Zeit auf Gemeindeseite das Problem.
„Bisher hatten wir in Willi Aures jemanden, der die Aufgabe übernommen hat. Er hat diese jedoch nun abgegeben“, erklärt Kuschnik, dass der freiwillige Einsatz des Harthauseners nun anderweitig abgefangen werden muss. Forstwirt Sven Ofer habe sich nun erst einmal der Thematik angenommen.
Darf Streuobst aber auch ungezielt von der Bevölkerung geerntet werden? „Prinzipiell ist es dafür da, dass die Bürger es wegnehmen“, macht Kuschnik klar. Allerdings gebe es auch Regeln. Die Wichtigste: „Obst sollte natürlich nur zum Eigenbedarf mitgenommen werden.“ Diesbezüglich appelliert Kuschnik an die Vernunft und den gegenseitigen Respekt der Leute.
Ein gelbes Band für Nachhaltigkeit
Um zu verhindern, dass möglicherweise doch ein nicht freigegebener Baum abgeerntet wird, hat sich die Verbandsgemeinde nun der Aktion Gelbes Band angeschlossen. Mit eben diesem sind die Bäume versehen, an denen sich die Bürger völlig legal bedienen dürfen. Auf eigene Gefahr erfolgt das.
Gekennzeichnet sind die Flächen an der Kreuzung Schwegenheimer Straße/L507 Richtung Lingenfeld auf der rechten Seite sowie am Damm zwischen der „Großen Hohl“ in Berghausen und „In den Rauhweiden“ Heiligenstein. Weitere Flächen sollen folgen, sobald die Bäume darauf erntereif sind. Dabei sein wird dann auch die Kirschenallee in Mechtersheim. „Die Obstsorten sind gemischt“, so Kuschnik und hebt hervor: „Wir haben in jedem Fall darauf geachtet, dass alte Sorten Einzug auf den Streuobstwiesen finden.“ Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen haben demnach Tradition. xsm
BABY-BÄUME
Apfel als Dorf-Symbol
Seit einigen Jahren spendiert die Gemeinde Hanhofen jungen Eltern ein Apfelbäumchen für die Neugeborenen, das bei einer gemeinsamen Pflanzaktion in die Erde gebracht wird. Ideengeberin war die frühere Bürgermeisterin Friederike Ebli (SPD), die den Apfel als Symbol für das Dorf sah: Die Stübchen sind die Familie, die Kerne stehen für die Kinder, die wiederum neue Früchte hervorbringen. Am Wasserhäuschen wurden Bäume gepflanzt. Vor zwei Jahren wurde ein Gelände hinter der Straße „Am Viehtriftweg“ neu ausgewählt. Auch hier ist Eigenverantwortung gerne gesehen. Silke Schmitt-Makdice appelliert deshalb an die jungen Eltern, sich um die persönlichen Bäumchen zu kümmern. Zu Herzen nehmen sich das viele durchaus. Ein konkreter Beweis für die regelmäßige Pflege flatterte bei der Bürgermeisterin jüngst auf den Tisch. „Vor sechs Jahren haben Eltern einen Baum auf einer Fläche am Wasserhaus gepflanzt. Jetzt bekam ich ein Foto, das einen Apfel an einem Zweig zeigt“, berichtet Schmitt-Makdice. Daraus lässt sich folgern: Bei entsprechender Pflege bedanken sich die gepflanzten Bäume mit leckeren Früchten. xsm