Die Motive sind unterschiedlich. Aber die meisten Wanderer suchen Naturverbundenheit. Sie möchten ein bisschen alleine sein, aber trotzdem in Gesellschaft. Und wenn sie die Rast genießen, ergibt sich ein gesamtheitliches Wohlbefinden. „Wanderer suchen eine Mischung aus Ruhe, Natur und Geselligkeit“, beschreiben Helmut Back, erster Vorsitzender der Ortsgruppe Speyer des Pfälzerwald-Vereins, und Bernhard Steigleider, zweiter Vorsitzender und Wanderwart, nicht nur ihre eigene Motivation, sondern auch die von vielen der Vereinsmitglieder. Beide sind vergleichsweise neu im Pfälzerwald-Verein, beide wandern gerne, beide sind seit ihrer Kindheit mit dem Pfälzerwald in ihrer Heimat verbunden. Beide teilen auch die Wertschätzung für den Verein, sind seit Jugendtagen Freunde – und jetzt Teil der Gemeinschaft, mit der sie neue Angebote geschaffen haben.
Vereint in Speyer: Helmut Back und Bernhard Steigleider, Vorsitzende der Ortsgruppe Speyer des Pfälzerwald-Vereins, erzählen vom Wandern und neuen Wegen, die sie einschlagen wollen
„Wir entwickeln uns rasant vorwärts“, erklärt Helmut Back.
Es ist die Umsetzung eines Angebots, das auch sie und ihr Netzwerk aus Familien, natur- und sportbegeisterten Menschen schon in jungen Jahren suchten. Das Grundverständnis ist die Naturverbundenheit, aber auch die Gemeinschaft und das Vereinsgefühl. Ihre Erinnerungen reichen bis in die Kindheit, zu Ausflügen und Wanderungen im Pfälzerwald mit den Großeltern und später mit der eigenen Familie. Erleben ließ sich das vorherige Angebot für junge Familien innerhalb des Vereins damals eher weniger, berichtet Back aus eigenen Erfahrungen als Familienvater. Es haftete dem Pfälzerwald-Verein ein Image des Alten an, zwar mit passenden und wertvollen Angeboten, die attraktiv gestaltet waren – für die entsprechende Zielgruppe. Was sich Back schon damals wünschte, nämlich Familienwanderungen, Wanderungen mit jungen Menschen, auch sportliche Wanderungen oder Erlebniswanderungen für Kinder, ist nun auch der Ansporn der Ortsgruppe – das Angebot soll erweitert werden. „Wir wussten, die Nachfrage war da, aber das Angebot hat bisher gefehlt“, erklärt Steigleider.
Dass sich das nicht allein umsetzen lässt, sondern nur mit Hilfe der Erfahrung der Gemeinschaft und engagierten Mitgliedern, auch neuen Mitgliedern, einem größtenteils neu aufgestellten Vorstandsteam, neuen und bestehenden Wanderführern und vor allem gemeinsamen neuen Ideen, die die Interessen vieler vereinen sollen, stand dem ganzen nicht im Wege. Im Gegenteil: Es ist Teamarbeit, betonen die beiden, „das machen wir nicht alleine.“ Dass Steigleider als Wanderwart dennoch eine Schlüsselfunktion zukommt, da er auch organisiert, plant, umsetzt und da bei ihm die Fäden zusammenlaufen, bezeichnet Back als Glücksfall. Steigleider ist seit diesem Jahr im Vorruhestand, und im Übrigen auch Vorsitzender des MGV Gemischten Chors Hanhofen. „Das Wandern liegt mir am Herzen“, sagt er. „Und ich freue mich, dass ich jetzt die Zeit habe und mich im Verein einbringen kann. Es erfüllt mich und macht mir große Freude.“
Die Entwicklung der neuen Route des Ortsvereins war sozusagen eine glückliche Fügung, berichtet Back. Diese basierte auf der Initiative und dem Engagement des ehemaligen, jahrzehntelangen Vorsitzenden der Ortsgruppe Speyer, Ottfried Braun, der viele Jahre einen Nachfolger suchte und im vergangenen Jahr Helmut Back mit der Idee, sich zur Wahl zum neuen Vorsitzenden aufstellen zu lassen, begeistern konnte. Der Zusammenschluss aus der Erfahrung langjähriger Mitglieder und neuen Ideen helfe dem Verein nun wieder zu florieren. „Ich bin unheimlich gerne unter Leuten“, erzählt Back. Im Verein entstehe eine besondere Art der Geselligkeit und Verbundenheit. Das motiviere ihn.
„Wir entwickeln uns rasant vorwärts“, erzählt Back mit Blick in die Zukunft. Hinter dieser dynamischen Vorwärtsbewegung steckt nun aber auch viel ehrenamtliche Arbeit. Wer ist überhaupt die Zielgruppe? Was möchte sie tatsächlich? Welche Routen sollten ausgewählt werden? Welche interessanten historischen Hintergründe und Sehenswürdigkeiten gibt es dabei zu entdecken? Welche Hütten werden zur Einkehr angesteuert? Welche Sicherheitsaspekte müssen bedacht werden? Was könnte man für besonders sportliche Wanderer anbieten? Und welche Erlebnisse für Kinder und Familien schaffen? Welche gesellige Veranstaltungen könnten geplant werden? Wie könnte man auch junge Leute ansprechen? Wie viele Wanderführer werden benötigt, um das Vorhaben umzusetzen? Wie gestaltet sich die Logistik hinter jeder Wanderung? Was ist mit der Homepage? Und wie soll die Vereinsverwaltung digitalisiert werden? Wie kann man die Vereinsarbeit nachhaltig auch für die Zukunft gestalten? Das Programm anzukündigen und auszuführen sind zwei verschiedene Dinge, so Steigleider. In einer vierstündigen Wanderung stecken über zehn Stunden Arbeit.
Mehr als 60 Veranstaltungen stehen nun im neuen Wanderplan, aufgeteilt in sieben verschiede „Wanderformate“. Und diese mit der Absicht, den richtigen Mix aus Landschaft, Kultur, körperlicher Bewegung und geselligem Beisammensein zu bieten. Die Förderung und Pflege des Wandernsin all seinen Formen, der Natur- und Umweltschutz, die Förderung der pfälzischen Heimat sowie Volkskunde und Jugendarbeit stehen als Vereinszweck dabei im Vordergrund. So gibt es traditionelle Monatswanderungen und Sportwanderungen von bis zu 15 Kilometern – unter anderem stehen auch elf Etappen des Pfälzer Weinstegs in den nächsten drei Jahren auf dem Plan. Auch Familienwanderungen, zum Beispiel eine Nachtwanderung im Auwald, eine Exkursion zu den Vögeln im Allmendwald, eine Pony-Wanderung und eine Wanderung zum Lagerfeuer mit Stockbrot, sind vorgesehen. Senioren- und Jungseniorenwanderungen mit unterschiedlichen Entfernungen und Sehenswürdigkeiten, Radwanderungen etwa entlang des Speyerbachs nach Neustadt sowie besondere Aktivitäten, bei denen der Spaß im Vordergrund steht wie eine Schorlewanderung in Deidesheim oder der Hüttendienst auf der Böchinger Hütte, haben sich die Verantwortlichen ausgedacht.
19 Wanderführer bieten gesellige, informative und sportliche Routen. Neun von ihnen haben sich extra neu dafür ausbilden lassen. Die Mitgliederzahl ist von 180 im Sommer vergangenen Jahres auf mittlerweile 240 gestiegen. In den ersten zehn Tagen des Jahres seien bereits 15 neue Mitglieder hinzugekommen, berichten Steigleider und Back erfreut. Die erste Glühweinwanderung sei ein voller Erfolg gewesen. Beide nehmen sich viel vor, beide sind optimistisch. Und beide freuen sich auf eine Mischung aus Wandern in der Natur, Verbundenheit und sportlicher Betätigung. Insbesondere freuen sie sich aber auf die besonderen Erlebnisse in Pfälzer Geselligkeit. Ja, die Motive der Wanderer mögen unterschiedlich sein, aber das Grundverständnis ist dasselbe. una
Ortsgruppe Speyer in Zahlen und Fakten
• Gründung: 14. März 1904 (Hauptverein 27. November 1902 in Ludwigshafen)
• Ziel: Organisation von Wanderungen für Familien, Sport- und Naturbegeisterte, Monatswanderungen, Senioren- und Jungseniorenwanderungen, Radwanderungen sowie gesellige Veranstaltungen
• Mitglieder: 240, 19 ehrenamtliche Wanderführer
• Mitgliedsbeitrag: 5 Euro im Jahr für Kinder, bis zu 22 Euro im Jahr für A-Mitglieder
• Besonderes: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Pfälzerwald-Verein verboten. In der Ortsgruppe Speyer ruhte der Wanderbetrieb von Ende 1943 bis 1950. Am 26. April 1950 trafen sich zahlreiche ehemalige Mitglieder zur Wiederbelebung der Vereinstätigkeit. Am 7. Mai 1950 fand die erste Planwanderung seit 1943 statt, mit einer Beteiligung von 43 Personen.
• Kontakt:
Pfälzerwald-Verein Ortsgruppe Speyer e.V.
Telefon: 06232 73346
E-Mail: info@pwv-speyer.de
www.pwv-speyer.de
• Ansprechpartner: Helmut Back (1. Vorsitzender) unter Helmut.Back@pwv-speyer.de oder Bernhard Steigleiter (2. Vorsitzender und Wegewart) unter Bernhard.Steigleider@pwv-speyer.de