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„Es ist immer eine gute Idee, dem Partner Aufmerksamkeit zu widmen“

Valentinstag voraus: Wie hält man die Beziehung frisch? – Eheberater Werner Euchner von der Caritas gibt im Interview Aufschluss darüber, was eine gesunde Partnerschaft ausmacht

„Es ist immer eine gute Idee, dem Partner Aufmerksamkeit zu widmen“

In der Liebe ist nicht immer alles eitel Sonnenschein: Beziehungen verändern sich. Der Valentinstag gibt Anlass zum Nachdenken. FOTO: STOCK.ADOBE.COM/RIDO

Man mag ihn feiern oder für die Kommerzialisierung der Liebe halten – der Valentinstag gibt jenen, die in festen Händen sind, zumindest einen Anlass, das Augenmerk auf ihre Beziehung zu lenken. Manchmal treten dabei Probleme ans Tageslicht, die bis dato bewusst nicht angesprochen wurden. Wir haben Werner Euchner, der seit 1993 in der Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung der Caritas Speyer und Germersheim tätig ist, im Interview gefragt, wie man Beziehungen pflegen und Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen kann.

Valentinstag voraus: Wie hält man die Beziehung frisch? – Eheberater Werner Euchner von der Caritas gibt im Interview Aufschluss darüber, was eine gesunde Partnerschaft ausmacht


Herr Euchner, ist ein solch offizieller „Tag der Liebe“ ein guter Anlass, sich auf das zu besinnen, was man am Partner schätzt oder sind durch den Schenkzwang Enttäuschungen vorprogrammiert?

Es ist immer eine gute Idee, dem Partner Aufmerksamkeit zu widmen und ihm/ihr Wertschätzung zu zeigen, wobei für mich da die Zeit nach dem 15. Februar und vor dem 13. Februar durchaus die wichtigere ist (lacht). Zum Valentinstag ist dabei die Art des Geschenks, die Größe des Blumenstraußes oder der Pralinenschachtel nicht das Wesentliche.

Was zeichnet eine gesunde Beziehung aus?

Die Akzeptanz, dass sich Beziehungen verändern und die Flexibilität, nicht in starren Formen zu verharren. Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Am Anfang einer Beziehung, wenn der Himmel voller Geigen hängt, versteht man sich wortlos, später muss man über notwendige Veränderungen reden. In einer gesunden Beziehung passen sich die Partner den Gegebenheiten, den Lebenssituationen an und schaffen neue Beziehungsstrukturen. Ich halte es gern mit dem Zugmodell – jeder hat seine eigene Geschwindigkeit, mit der er durchs Leben geht. Der eine ist vielleicht eine Bummelbahn, der andere eher ein D-Zug. Das Entscheidende ist: Es bedarf einer ausreichenden Zahl von Bahnhöfen, an denen ein Zu- und Ausstieg im Sinne von Begegnung, also Beziehung gestalten, möglich ist. 
   

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Werner Euchner. FOTO: CARITAS

Was kann man tun, damit der Alltag die Partnerschaft nicht auffrisst?

Ich nutze da oft das Kuchenmodell zur Veranschaulichung: Der Kuchen steht für die am Tag zur Verfügung stehende Zeit. Oft bleiben nach Abzug der Arbeitszeit, der Zeit zum Schlafen, der Zeit zum Essen, Körperhygiene etc. oft nur fünf bis zehn Minuten qualitative Zeit für die Paarbeziehung. Es geht also darum, zunächst mehr Zeit für die Partnerschaft zu finden, um sich über aktuell bewegende Themen auszutauschen, über Sorgen und Nöte zu sprechen und vor allem Gemeinsamkeiten betonen, die ein Wir-Gefühl schaffen. Also wenn schon ein Film zusammen angeschaut wird, sollte man danach auch darüber reden. Ein Spaziergang am Abend oder eine ungestörte Situation am Esszimmertisch können ein Zwiegespräch begünstigen, wo im Wechsel der Zuhörer den anderen nicht unterbrechen darf, er ohne jegliche Bewertung zuhört. Ich fühle mich da an Alfred Adler erinnert, der sagt: „Du musst in den Schuhen des anderen gehen und durch die Augen des anderen sehen, um anschlussfähig zu sein.“

Wie kann man trotz Kindern und Stress noch ein Paar bleiben?

Die Paare mit kleinen Kindern gehen in eine Phase in ihrer Beziehung über, in der die Qualität einer Stabilität weicht. In Zeiten etwa eines akuten Schlafmangels geht das gar nicht anders. Wichtig ist, dass man sich dessen bewusst ist und sich versichert „wir schaffen das“. Und es hilft auch, zusammen vom „Danach“ zu träumen, den gemeinsamen Lebenssinn zu betonen: „Wenn die Kinder groß sind, dann genießen wir wieder die Zeit miteinander, machen eine Südseereise oder so“. Es kommt darauf an, dass man diese Phase zusammen durchsteht, sich gegenseitig Rückhalt bietet, sich nicht aus dem Blick verliert. Und darauf, dass wenn die anstrengende Zeit irgendwann nachlässt, sich das Paar wieder auf die Qualität in der Beziehung fokussiert.

Was, wenn eine bestimmte Eigenschaft des Partners als anstrengend empfunden wird – die berühmte offene Zahnpastatube?

Ich empfehle grundsätzlich, Generalisierungen zu vermeiden: „Immer lässt du die Zahnpasta-Tube offen“ oder „Warum lernst du das nie …“. Viel besser fährt man mit der „VW-Regel“: V steht für Vorwurf, W für Wunsch. Die Regel besagt, man soll den Vorwurf zum Wunsch machen. Also lieber sagen: „Mir ist aufgefallen, dass du häufig die Tube offenlässt. Ich würde mir wünschen, dass du sie nach dem Benutzen schließt.“ Manchmal steht aber auch die Zahnpastatube für ein Problem hinter dem offensichtlichen „Fehlverhalten“, nämlich der Partner/die Partnerin macht etwas, weil sie sich nicht geliebt oder gewertschätzt in der Beziehung sehen. Da gilt es dann genauer hinzusehen.

Wie geht man damit um, wenn man den Eindruck hat, dass sich der Partner negativ verändert hat?

Natürlich die Beobachtung aussprechen. Das ist auch schon eine Wertschätzung, dass man an dem anderen interessiert ist. Und dann versuchen, zu ergründen, warum das so ist. Dem Partner ist es vielleicht selbst gar nicht aufgefallen und er/sie ist dankbar und kann dann in sich hineinhorchen. Wenn man dem Partner vermittelt, dass er/sie sich geborgen fühlen kann, löst sich das Verhalten vielleicht ganz schnell auf.

Wie begegnet man den aktuellen Herausforderungen der Pandemie: Man sieht sich zu Hause im Homeoffice, hat aber eigentlich keine Zeit füreinander?

Wie schon gesagt, man darf nicht festgefahren sein, sondern sollte sich immer wieder in Absprachen neu den Gegebenheiten anpassen: Die Aufgabenaufteilung im Haushalt, die Zuständigkeit in der Kinderbetreuung muss unter Umständen neu geregelt werden. Man muss klar festlegen, wann man „on“ oder „off“ für Familie oder Paarbeziehung ist, muss Möglichkeiten finden, die ehemaligen Ausgleichszeiten wie Sport, die vor der Pandemie jeder für sich etabliert hatte, anderweitig zu ersetzen.

In welchen Fällen ist eine Beziehungsberatung sinnvoll?

Da erlauben wir uns als Berater kein Urteil. Wir sprechen lediglich über die Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Wir moderieren in der Beratung das Gespräch und bereichern es durch neue/andere Sichtweisen. Wir unterstreichen, dass in einer Beziehung Vertrauen da sein muss oder wachsen muss, Wertschätzung und ein Wir-Gefühl gegeben sein sollen.

Von der Pandemie mal abgesehen – welche sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Beweggründe für eine Paartherapie?

Es gibt zwei Hauptszenarien. Zum einen kommen Eltern zu uns, bei denen ein Kind zunächst den Beratungsanlass vorgibt, das auffällig in der Schule geworden ist, und in der Beratung stellt sich dann heraus, dass die Ursache dafür auch mit der Paarbeziehung der Eltern zusammenhängt, die dem Kind Unsicherheit vermitteln. Zum anderen sind es Paare mit älteren Kindern, die sich wieder auf ihre Beziehung besinnen und schauen möchten, ob ihr Beziehungssystem mit der neuen familiären Rahmung auch fit für die nächsten Jahre gemacht werden kann.

Wie viele kommen im Jahr im Schnitt zu Ihnen?

Vor Corona hatten wir im Jahr circa 240 Fälle, jetzt sind es 340. Die Wartezeit beträgt vier bis sechs Wochen. Im Schnitt sind es etwa zehn Sitzungen. Da aber der Ansturm momentan so hoch ist, müssen wir teils die Sitzungsanzahl verringern, um mehr Menschen in Not Beratung anzubieten.

Von wem geht der Schritt zur Therapie aus, von der Frau und Männern?

Früher waren es eher die Frauen, die den ersten Schritt wagten. Heute ist dies zum Glück viel variabler. Die Menschen akzeptieren, dass Beratung ein durchaus normales Angebot in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft ist.

Können Sie den Erfolg einer solchen Paartherapie einschätzen?

70 bis 80 Prozent der Paare versuchen es nach der Therapie noch mal; den Erfolg können wir aber nicht messen, da wir hierzu keine Daten erheben. Es kommt immer darauf an, wie stark der Wille ist, das zerbrochene Porzellan zu kleben, Verletzungen zu verzeihen und sich zurückzubesinnen, dass man sich geliebt hat. hani 
  

Kostenfreie Beratungsstellen

Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung:
Caritas
Ludwigstraße 13a
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Telefon: 06232 8725112
E-Mail: eel.speyer@caritas-speyer.de
auch Online-Beratung

Beziehungsberatung für Männer:
Schutzraum e.V. Beratungsstelle für Männer und junge Väter
Bismarckstraße 75
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Telefon: 0621 18065224
E-Mail: maennerberatung@schutzraum-ev.de

Trennungsberatung:
Diakonissen Speyer
Diakonissenstraße 3
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Telefon: 06232 224300
E-Mail: erziehungsberatungsstelle@diakonissen.de hani