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Domspitzen

Auf der Spur des jüdischen Erbes

„SchUM Artist in Residence“: Internationale Stipendiaten haben ihre Projekte teilweise begonnen

Auf der Spur des jüdischen Erbes

Stipendiat Germán Morales ist auf die Rekonstruktion historischer Bauten spezialisiert – er wird in Mainz wirken. FOTO: MORALES

Drei Stipendiaten, ein Ziel: Die Gewinner des Programms „SchUM Artist in Residence“ begeben sich in Speyer, Worms und Mainz auf die Suche nach dem Erbe der SchUM-Stätten. Im vergangenen Jahr startete das Programm „Artist in Residence“ für international Kunstschaffende. Zum ersten Mal wurden vom Land Rheinland-Pfalz und den drei beteiligten Städten drei Projektstipendien vergeben, mit denen jeweils ein künstlerisches Vorhaben realisiert werden soll, das sich mit der Geschichte der SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz und derem religiösen, kulturellen und architektonischen Erbe befasst. Dabei sollen die Künstler sich sechs Wochen lang intensiv mit dem Vermächtnis des mittelalterlichen jüdischen Städteverbunds auseinandersetzen und ein aktuelles Werk schaffen. Die Gewinnerwurden aus 90 sehr ambitionierten Bewerbungen aus aller Welt und allen Kunstsparten gekürt: eine Musikerin, ein Architekt und eine bildende Künstlerin.

„SchUM Artist in Residence“: Internationale Stipendiaten haben ihre Projekte teilweise begonnen


Die in Italien lebende Amerikanerin Avery Gosfield ist Spezialistin für Alte Musik, studierte Blockflöte und weitere historische Instrumente. Seit 2020 leitet sie die Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden. Gosfield forscht unter anderem an alter jüdischer ritueller Musik, die traditionell zu Festen aufgeführt wird. Aus historischen Quellen sind zwar die Texte bekannt, die Melodien wurden jedoch nur mündlich überliefert. Innerhalb des Stipendiums entwickelt die Musikerin eigene Kompositionen zu poetischen Texten des Mittelalters. Die Mikwe in Speyer mit ihrer speziellen Klangatmosphäre ist dabei Inspirationsquelle und Aufführungsort zugleich. 
    

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Musikerin Avery Gosfield fertigt ihr Werk in Speyer an. FOTO: GOSFIELD

Mainz wird für sechs Wochen der Arbeitsort für den Argentinier Germán Morales sein. Der Architekt hat sich auf die Rekonstruktion und Erfassung historischer Bauten spezialisiert und in seinem Heimatland bereits über jüdische Kolonien in der Provinz Entre Rios geforscht. Er wird mit Zeichnungen und Fotos das architektonische Erbe der drei Städte erfassen und dabei auch vorhandene Archivquellen ausgiebig nutzen. Ergebnis seiner Arbeit wird eine virtuelle Publikation sein.

Das dritte Stipendium ging an Katya Oicherman, die in New York lebt. Als bildende Künstlerin hat sie sich mit Videos, Installationen und Performances beschäftigt. Sie hat in Worms eine Serie von Handstickereien angefertigt, die Bezug auf das „Minhagbuch“ nehmen, eine Sammlung jüdischer Gebräuche und Riten, die Juspa Schammes, Chronist der Wormser jüdischen Gemeinde im 17. Jahrhundert, verfasst hat.

Corona hat den ursprünglichen Zeitplan der Projekte – Herbst 2021 bis Februar 2022 – teils durcheinandergebracht. Aufgrund der Pandemie können bestimmte Veranstaltungsorte in Speyer nicht bespielt werden, so dass sich der Aufenthalt von Avery Gosfield in zwei dreiwöchige Abschnitte splittet, so Günter Minas, Kurator des Programms. Die erste Arbeitsphase von Januar bis Februar vor Ort dient der Recherche und Komposition. Voraussichtlich im Mai wird sie ihr Neuwerk mit ihrem Ensemble „Lucidarium“ proben und zu Gehör bringen. msw 

Info

www.schum-residence.de
www.speyer.de/de/kultur/unesco-welterbe-schum/schum-artist-in-residence