Ganz so alt wie die RHEINPFALZ ist er noch nicht – aber immerhin auch schon über 30: der „Tatort“ aus Ludwigshafen. Seit 1989 klärt Kriminalhauptkommissarin Lena Odenthal Verbrechen auf, die in der Chemiestadt und in der Region geschehen. Gespielt wird sie von Ulrike Folkerts, die sich zwar nicht Pionierin nennen darf – vor ihr ermittelten schon Nicole Heesters und Karin Anselm –, aber dienstälteste Kommissarin aller Zeiten. Als sie anfing, war die Schauspielerin Ende zwanzig, nächstes Jahr feiert sie ihren 60. Geburtstag. So lange wie den „Tatort“ aus Ludwigshafen gibt es auch die Beschwerden der Ludwigshafener, von ihrer Stadt sei außer dem Hochstraßen-Ensemble viel zu wenig zu sehen, gedreht werde ja sowieso fast nur in Baden-Baden. Tatsächlich ermittelt Lena Odenthal – über 20 Jahre lang mit Mario Kopper (Andreas Hoppe) und inzwischen mit Johanna Stern (Lisa Bitter) an ihrer Seite – immer wieder dort, wo Einheimische kaum hinkommen: im Hafengebiet, im sozialen Brennpunkt Bayreuther Straße, im Rotlichtmilieu. 2017 durften für die Folge „Babbeldasch“ Amateurschauspieler des Theaters Hemshofschachtel mitwirken. Immer wieder muss – oder darf – Lena Odenthal auch hinaus in die Pfalz: 1991 spielte die höchst umstrittene und heute legendäre Folge „Tod im Häcksler“ mit Ben Becker in der Nordpfalz. Die Darstellung der Gegend als „Pfälzisch Sibirien“ rief sogar die Politik auf den Plan. Die Fortsetzung aus dem Jahr 2019, „Die Pfalz von oben“, sorgte hingegen nicht für Kontroversen. heß
Noch ganz analog: Textübermittlung ohne Internet
Wie bringe ich meine Texte in die Redaktion – und das auch noch möglichst schnell? Auch wenn man heute, wo fast alle Winkel der Welt miteinander vernetzt sind, solche Arbeitsbedingungen für steinzeitlich halten mag, so lange ist das alles auch mal wieder nicht her.
So hatte RHEINPFALZ-Sportredakteur Heiner Breyer bei einem Spiel im Stadion des armenischen Eriwan in den 70er-Jahren das Problem, dass die bestellte Telefonleitung aus der Sowjetrepublik Richtung Ludwigshafen nicht zustande kam. Hastig kritzelte Breyer damals einige Stichpunkte auf einen Zettel und gab sie dem Kollegen vom Südwestfunk, der sie in seine Redaktion durchgab. Dort erbarmte sich dann ein SWF-Mitarbeiter und telefonierte die Infos zur Sportredaktion in Ludwigshafen durch.
Am Flughafen Deutschen die Manuskripte mitgegeben
Mit ähnlich chaotischen Arbeitsbedingungen hatte auch Indien-Korrespondentin Gabriele Venzky zu kämpfen. 1980 versuchte sie, bei der indischen Telekommunikationsbehörde einen Fernschreiber zu beantragen. Umgerechnet 10.000 heutige Euro hätte das gekostet, und die Bearbeitung des Antrags hätte viereinhalb Jahre gedauert. Venzky verzichtete lieber und gab ihre Texte von da vertrauenswürdig aussehenden Mitmenschen auf dem Flughafen Delhi mit, die auf dem Weg nach Deutschland waren. Damals konnte man sich glücklicherweise noch längere Zeit ohne Gepäck und Flugschein in Flughafenhallen herumtreiben, ohne unter Terrorismusverdacht zu geraten.
Venzky hatte zudem eine extrem sportliche Möglichkeit der Textübermittlung gefunden: den Fischhändler in der Nachbarschaft, von ihrem Büro erreichbar mittels Kletterpartie über einen brüchigen Balkon. Der Nachbar besaß eines der begehrten Telex-Geräte. So erhielt die Redaktion nun regelmäßig Telex-Nachrichten von ihrer Indien-Korrespondentin. Und nach einer Weile wusste jeder, dass sich hinter der Namenskennung „delhifish“ Gabriele Venzky verbarg. büt