Dass Gäste zu Gesprächen in die Redaktion kommen, das gehört zum Alltag der Redakteure in Pirmasens. Sie kommen zu Fuß, mit dem Auto, manchmal auch mit dem Fahrrad. Selten wird dazu die komplette Straße vor der Redaktion gesperrt. Selten, aber es kommt vor. So wie am 22. Oktober 2018. Der Redaktionsgast, der sich für den frühen Nachmittag angekündigt hatte, hielt die Redaktion schon Tage vorher auf Trab.Aus der Zentrale in Ludwigshafen wurden Stühle herbeigeschleppt, um den Besprechungsraum wohnlicher zu gestalten (leider wurden sie später wieder weggekarrt). Und die Polizei kam vorbei, um sich davon zu überzeugen, dass die Redakteure harmlos sind und ihrem Gast nichts antun. Dann, um 14.15 Uhr, bog das erste Polizeimotorrad in die Schachenstraße ein, schwarze Limousinen fuhren vor, stoppten vor dem Rheinberger-Gebäude, einer ehemaligen Schuhfabrik, in der die Redaktion untergebracht ist. Der Bundespräsident stieg aus. Frank-Walter Steinmeier nahm sich während seiner Rundreise durch die Südwestpfalz Zeit für ein mehr als einstündiges Redaktionsgespräch in den Räumen der RHEINPFALZ. Seine Eindrücke: Die Region ist keineswegs abgehängt, die Menschen sind optimistisch gestimmt – und „Hooriche mit Specksoß“, die ihm als Stärkung in Bottenbach serviert wurden, gehen immer.
Die Eindrücke von Paul Kaps gut 70 Jahre zuvor waren gänzlich andere. Kaps war im Frühjahr 1947 von Walter Hück, dem späteren Chefredakteur der RHEINPFALZ, nach Pirmasens geschickt worden, um hier eine Redaktion aufzubauen. „Über Trampelpfade ging es durch Trümmerschluchten“, schildert Kaps seine Ankunft in seinem Buch „Die Presse ist an allem schuld“. Und „Hooriche mit Specksoß“, daran war erst gar nicht zu denken. „Wohin ich auch kam, reckten die Wirte resignierend die Arme gen Himmel und beteuerten, selbst gerade die eigene Familie durchbringen zu können.“
Seitdem ist viel passiert, mit Pirmasens wie mit der RHEINPFALZ. Die Stadt hat sich nach dem Absturz der Schuhindustrie und dem Wegzug der amerikanischen Streitkräfte neu erfunden. Die Lokalredaktion, die 1947 fast ohne Mitarbeiter mit einer Seite aus Pirmasens startete, liefert heute täglich im Schnitt sechs Seiten mit Nachrichten und Geschichten aus Pirmasens, weiten Teilen des Landkreises Südwestpfalz, aus dem Sport und der Kultur. Acht Redakteurinnen und Redakteure organisieren und produzieren die „Pirmasenser Rundschau“ und beliefern die Online-Kanäle der RHEINPFALZ. Unterstützt werden sie von über 50 freien Mitarbeitern.
Übrigens: Pirmasens war natürlich schon etlichen anderen prominenten Politikern eine Reise wert. Beispielsweise den Bundeskanzlern Angela Merkel, Gerhard Schröder und Helmut Kohl. Oder den Bundespräsidenten Theodor Heuss, Gustav Heinemann und Roman Herzog. Nur dass für die keine Stühle aus Ludwigshafen herbeigeschleppt wurden. Weil sie die RHEINPFALZ-Lokalredaktion nicht besuchten. VON PETER ROJAN
ÜBER UNS
Pirmasens
Auflage der Lokalausgabe: 12.541
Das Redaktionsteam:
• Peter Rojan (pr, Leiter)
• Steffi Blinn (sbn, Stellvertreterin)
• Andreas Ganter (gana, Stellvertr.)
• Peter Brandstetter (peb)
• Christian Clemens (clc)
• Christian Hanelt (han)
• Meike Frank (mefr)
• Mechthild Treusch (tre)
N wie… Name und Nationalhymne
Rheinpfalz-ABC
Zu den Weggefährten von RHEINPFALZ-Gründer Josef Schaub gehören die Brüder Johannes und Albert Finck. Als 1945 die Zeitung für die Pfalz einen Namen brauchte, kam der Vorschlag, sie doch RHEINPFALZ zu nennen, von Johannes Finck, der zu dieser Zeit Pfarrer in Limburgerhof war. Der Prälat gehörte auch in der Nachkriegszeit zum Kreis um Schaub, der seine Freunde zwecks Namensfindung zu einem Treffen in Neustadt versammelt hatte. Josef Schaubs Sohn Dieter bestätigt, dass Prälat Finck wegen der katholischen Tageszeitung „Die Rheinpfalz“, die von 1868 bis 1879 in Speyer erschien, auf diese Idee kam. „Deshalb nannten viele die RHEINPFALZ anfangs auch ,Schwarzkaddl’“, erinnert sich Dieter Schaub.
„Einigkeit und Recht und Freiheit“
Ein Finck-Bruder stand bei der RHEINPFALZ Pate, der andere bei der deutschen Nationalhymne. Albert Finck, der als Mitglied des Parlamentarischen Rates an der Ausarbeitung des Grundgesetzes beteiligt war, favorisierte Hoffmann von Fallerslebens „Lied der Deutschen“ als, wie er sagte, „vorläufiges Bundeslied“. Am 9. August im Jahr 1949 legte er schließlich in der RHEINPFALZ dar, warum er dieses alte Lied der neuen, von Rudolf Alexander Schröder geschaffenen und von dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss bevorzugten Hymne vorzog. Und warum er ,Albert Finck, –in Abgrenzung zur NS-Zeit – die zweite oder dritte Strophe präferieren würde.
Es herrschte Wahlkampf zu dieser Zeit, und Albert Finck geriet schließlich überregional in die Schlagzeilen, als er zum Abschluss einiger von ihm geleiteter Veranstaltungen „Einigkeit und Recht und Freiheit …“ singen ließ. Als am 17. Mai 1952 die dritte Strophe des „Lieds der Deutschen“ offiziell als Hymne eingeführt wurde, hat sich Albert Finck, der von 1951 bis zu seinem frühen Tod 1956 Kultusminister in Mainz war, sicher sehr gefreut. büt