Der Speyerer Dom steuert auf sein „1000-Jähriges“ zu. Aber auch das Druckgewerbe in der Stadt des Doms hat mit über 500 Jahren eine lange Tradition. Bis heute ist Speyer eine Pressestadt. Mit katholischen und evangelischen Kirchenzeitungen, mit einem großen Verlag für Publikumszeitschriften – und mit der RHEINPFALZ.Sieben Redakteure und mehr als drei Dutzend freie Mitarbeiter berichten für die RHEINPFALZ aus Speyer und dem Umland. Im Vergleich dazu lassen sich die Anfänge sehr bescheiden an. Ende 1945 war Aufbauarbeit gefragt, denn der Markt an politisch unbelasteten Fachleuten der schreibenden Zunft war knapp. Gefüllt wurde ungefähr eine halbe Seite des gemeinsamen Lokalteils Neustadt/Speyer/Landau.
In der ersten Ausgabe vom 29. September 1945 gab es noch keine Speyerer Lokalnachrichten, dafür aber in der zweiten vom 3. Oktober in der Rubrik „Speyergau – Germersheim“. Es ging um die Umbenennung von „Nazi-belasteten“ Straßen und Plätzen sowie um protestantische Kirchenmusik. Drei Tage später waren Fahrraddiebstähle Thema – das sind sie übrigens heute noch. Später gab es fürs Lokale die etwas sperrige Überschrift „Allerlei aus der Domstadt – Was der Speyerer Chronist zu melden weiß“. Zwischenzeitlich hatte auch „Speyerer Neueste Nachrichten“ über dem Lokalteil gestanden, bevor dieser dann zur „Speyerer Rundschau“ wurde.
Nach dem Umzug vom ersten Domizil im Bereich des heutigen Kornmarkts ging es in die Wormser Straße, wo eine der Aufgaben der Sekretärin darin bestand, den Kohleofen zu befeuern. Monika Kneifeld, von 1967 bis 2014 die rechte Hand der Redaktion,weiß davon noch zu berichten. Ähnlich lange wie sie war der 2018 verstorbene Gerd Lenhart als Redaktionsleiter in der Verantwortung. Räumlich folgten zwei andere Standorte in der Ludwigstraße. Erst 2008 wurde das heutige Domizil in der Heydenreichstraße 8 bezogen. Das Gebäude mit Wurzeln in der Renaissance war einst städtisches Waisenhaus.
Die Stadt der Kirchen, der Kultur, der Schulen und des Sports bietet ein reiches Feld der Berichterstattung. Dass Speyer seit der 2000-Jahr-Feier 1990 und seit Helmut Kohls Staatsbesuchen gefühlt von der Provinz- zur Weltstadt wurde, tat sein Übriges. Die Weltpolitik kam zuletzt 2017 zur Beisetzung des Altkanzlers nach Speyer – und aktuell in die Zeitung. Apropos aktuell: Von Karl Brill, ab 1951 Redaktionsleiter, ist ein Beschwerdebrief an die Chefetage überliefert, dass er kaum vor 2.30 Uhr nachts, keinesfalls aber vor 22 Uhr seinen Heimweg antreten könne. Er beklagte einen „Raubbau seiner gesundheitlichen und psychischen Kräfte“. Da half auch die Johannisbeermarmelade nichts, die ihm seine Gattin zur Stärkung mitgegeben hatte. Sie soll einmal im Schrank vergessen worden sein, bis sie in Gärung überging und auslaufende rote Substanz die Kollegen kurzzeitig eine Bluttat fürchten ließ. VON PATRICK SEILER
ÜBER UNS
Speyer
Auflage der Lokalausgabe: 16.460
Das Redaktionsteam:
• Stefan Keller (ell, Leiter)
• Patrick Seiler (pse, Stellvertreter)
• Karl Georg Berg (rg)
• Martin Erbacher (mer)
• Nadine Klose (nhe)
• Timo Leszinski (zin)
• Anna Warczok (awac)
O wie… Olympiasieger
Rheinpfalz-ABC
Um die 110 Athleten, die in der Pfalz geboren wurden oder für pfälzische Vereine starteten, haben in den vergangenen 75 Jahren an Olympischen Sommer- oder Winterspielen teilgenommen. Ja natürlich, auch im Winter, was so schnell vergessen geht. Die Skilangläuferin Nicole Fessel etwa, die aus Annweiler stammt, die Bobfahrer Klaus Kopp aus Frankenthal und Hans-Jürgen Hartmann aus Haßloch und natürlich die Eiskunstläufer Uschi Keszler aus Frankenthal, Claudia Leistner aus Ludwigshafen, Walter Häfner aus Neustadt und Petra Born/Rainer Schönborn aus Zweibrücken. Medaillen haben sie keine gewonnen.
Mit Blick auf die Sommerspiele schälen sich allein anhand der Teilnehmerzahl schnell die Sportarten heraus, die in der Pfalz eine große Tradition haben: Leichtathletik, Radsport, Turnen, Fechten, Schießen, Hockey, Rudern, Ringen und Gewichtheben. Von den Olympiasiegern ist nur Wilfried Dietrich, der „Kran von Schifferstadt“, der 1960 in Rom Gold holte, gestorben, die anderen neun erfreuen sich bester Gesundheit. Bei den Heimspielen 1972 in München stand der Frankenthaler Hockeyer Peter Trump in der Gold-Mannschaft, und der Ludwigshafener Ruderer Alois Bierl saß im „Bullenvierer.“ Zwar auch ein Bulle, aber doch eher der „Bär von der Weinstraße“, das ist Gregor Braun, der 1976 in Montreal gleich Doppel-Olympiasieger wurde. Von den Spielen in Los Angeles brachte 1984 der in Gambatesa geborene Pasquale Passarelli den Olympiasieg nach Ludwigshafen mit.
1992 in Barcelona stellte der Dürkheimer HC gleich zwei Hockey-Olympiasieger: Michael Metz und Christian Mayerhöfer, der als 19-Jähriger nach nominiert wurde und in einem Spiel eingesetzt war. Und im Velodrom von Barcelona fuhr der aus Dortmund stammende Deidesheimer Stefan Steinweg im deutschen Radvierer mit. Heike Drechsler holte ihre zweite Goldmedaille (nach 1992) 2000 in Sydney, als sie für den ABC Ludwigshafen startete, und als jüngste pfälzische Olympiasiegerin steht die Bahnradsportlerin Miriam Welte aus Kaiserslautern in den Annalen. ku