Wer etwas zur FCK-Geschichte wissen will, wird schnell an Eric Lindon verwiesen. Dieser glänzt mit Daten und Geschichten – aber nicht nur über den FCK.
Eric Lindon, 1958 in Chicago geboren, hat es gleich mehrfach in die Pfalz verschlagen. Zunächst als Kind. Dann ganz gewollt als Erwachsener, als US-Soldat. Hier hat er sein Herz an seine Frau Ursula, hier hat er sein Herz an den FCK verloren. Und eher durch Zufall ist er Sporthistoriker geworden. Einer, der weit über den Verein und weit über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit und Expertise erlangt hat. Seine wichtigste Feststellung: Der FCK ist gar nicht am 2. Juni 1900 gegründet worden.
Der Reihe nach: Schon als Kind verbrachte er sechs Jahre in Deutschland. Unter anderem in Bensheim an der Bergstraße, also nicht weit von der Pfalz entfernt. Sein Vater war dort stationiert. Damals kam er zwangsläufig viel rum: „Ich war auf zwölf verschiedenen Schulen“, erzählt er. Ihm gefiel es hierzulande so gut, dass er – kaum hatte er die Luftwaffen-Akademie abgeschlossen – sich umgehend um die Versetzung nach Deutschland bemühte.
Es dauerte ein Weilchen, doch schließlich durfte er zu einer Logistikeinheit nach Ramstein. „Als ich das erfahren habe, habe ich vor Freude fast auf dem Tisch getanzt“, erzählt er lachend. Über Queidersbach und Linden („mit e, nicht mit o“, scherzt Lindon über die Namensähnlichkeit) fand er 1994 seine endgültige Heimat im westlichen Stadtgebiet von Kaiserslautern.
Und er entdeckte seine Liebe zum FCK, als ihn ein befreundeter Oberst 1988 mit zu einem Spiel auf den Betzenberg nahm: „Ich war begeistert von der Westkurve“, schwärmt er, der nur einmal eine ähnliche Stimmung erlebt hatte: an einer seiner Highschools in den USA, wo das Basketballteam mit zwei späteren NBA-Profis die Hallen füllte. Die Begeisterung hielt an, ab 1990 hatten er und sein Bruder – arbeitend und wohnhaft in eben jenem Bensheim – Dauerkarten. Schon damals verpasste er nur selten ein Spiel. Einzig seine vorübergehende Versetzung nach England in den 1990ern stand Stadionbesuchen im Weg.
Im Jahr 2000 schied er im Range eines Majors aus der US-Luftwaffe aus. „Seither bin ich Hausmann, koche für meine Frau und kümmere mich um unseren Garten, vor allem um unseren schönen Rosengarten“, erzählt er schmunzelnd. Seit 2000 ist er Vater eines Jungen, der seit einigen Jahren auch mit auf den Betze geht. Seine Frau, Förderschullehrerin von Beruf, hingegen teilt nicht Lindons Begeisterung. „Ins Stadion geht sie nicht. Aber sie fiebert zumindest ein kleines bisschen mit dem FCK.“

Und wie wurde er Sporthistoriker? Experte für die FCK-Geschichte? Durch Zufall. Mitte der 1990er-Jahre habe er angefangen, Pins beziehungsweise Anstecknadeln zu sammeln. Und weil er beruflich wie privat ein Mann ist, der gerne mehr wissen möchte und Details liebt, wollte er etwas zu den FCK-Pins erfahren, die er gesammelt hatte. „Man hat mich überall hingeschickt – aber niemand konnte mir meine Fragen beantworten.“
Und wie es so ist, wenn man viel herumfragt: Man lernt immer mehr Leute kennen. So wurde Lindon Anfang der 2000er beispielsweise Mitglied eines Stammtischs eingefleischter FCKler mit Norbert Thines an der Spitze, wo er seine Fundstücke präsentierte. Und er bekam über Sammlertreffen nicht nur weitere Kontakte, sondern auch weitere Sammlerstücke.
Zu dieser Zeit war seine Pinsammlung bereits kräftig angewachsen, Urkunden und Festschriften waren hinzugekommen. Er hatte sogar Kataloge erstellt, mit denen er seine FCK-Gesprächspartner verblüffte. Doch viele seiner Fragen zu den FCK-Pins blieben unbeantwortet. Und zu den Geschichten dahinter. Also begann er selbst zu forschen. Und im Kaiserslauterer Stadtarchiv wurde er zum Stammgast.
„Ich bin ein Mensch, der sehr systematisch vorgeht“, beschreibt er sein Handeln. Schon nach kurzer Zeit habe er festgestellt, dass es nicht reicht, stichprobenartig alte Zeitungen zu durchforsten. Er muss sie Seite für Seite durchgehen, alle relevanten Artikel fotografieren und katalogisieren. „Bei dieser Systematik hilft mir meine frühere Tätigkeit im US-Militär“, erklärt er. Zuletzt hatte er sich dort um Etatplanungen gekümmert, sollte wegen seiner Akribie auf Wunsch eines Generals sogar nach Washington kommen, um dort unter ihm zu arbeiten. Mit Blick auf seine damals noch junge Familie lehnte er das Angebot ab, schied bei der Luftwaffe aus.
Das detaillierte, geduldige Durchsuchen alter Zeitungen („Von 1836 bis zum Jahrgang 1921 habe ich alles komplett gesichtet“) hat ihm schnell Erkenntnisse vermittelt: vor allem die, dass das vermeintliche FCK-Geburtsdatum 2. Juni 1900 nicht richtig sein kann, dass der 1. FC Kaiserslautern beziehungsweise seine Vorgängervereine noch älter sein könnten. „Die Satzung sagt ja auch aus, dass der 2. Juni ein angenommenes Datum ist, kein gesichertes.“ Wann denn nun genau der FCK Geburtstag feierte? „Das weiß keiner.“ Einer der Gründe: Das Vereinsregister beim Amtsgericht Kaiserslautern wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Die Dokumente, die unter anderem über den FCK und seine Vorgängervereine Auskunft hätten geben können, sind weitestgehend verloren.
Und Lindon lernte viel über die Geschichte anderer Kaiserslauterer Vereine, erstellte für sich selbst ganze Vereinsstammbäume und ein eigenes Vereinsregister. Wissen, das er gerne zur Verfügung stellte. Das sprach sich herum. Immer mehr Vereine, auch in der Vorderpfalz, griffen bei Jubiläumsfestschriften auf Lindons Expertise zurück. Er engagierte sich im Verein Pfälzische Sportgeschichte, deren stellvertretender Vorsitzender er inzwischen ist. Er firmiert ganz offiziell als Sporthistoriker, betreibt seine eigene Seite im Internet, auf der auch viele Exemplare seiner Sammlung zu sehen sind.
Als 2012 das FCK-Museum entstand, war natürlich auch Lindons Sachverstand gefragt. Er wurde früh eingebunden, recherchierte Geschichten zu Objekten. „Wenn du eine Antwort findest, hast du sofort vier neue Fragen“, beschreibt er lächelnd. Fragen, denen er zuletzt nicht mehr so intensiv nachgehen konnte. Eric Lindon hat gesundheitliche Probleme, hat sein Engagement ein wenig zurückgefahren. An seinem Status als wandelndes FCK-Archiv ändert das aber nichts.
Und wie viele Vereins-Pins hat er inzwischen? Das weiß er selbst nicht und sagt lächelnd: „Warum sollte ich die denn zählen?“ Es reicht, dass er sie hat. WOLFGANG PFEIFFER
Unverwechselbar: Drei Buchstaben, eine Zahl und ein Kreis
Schon früh wurde das vergleichsweise schlichte Grundprinzip des FCK-Wappens entworfen und seither stetig weiterentwickelt
Das Wappen des FCK prägt seit jeher die Außendarstellung des Vereins: rot, weiß, schlicht. Bis zur heutigen Form war es ein langer Weg, die Richtung war aber früh klar.
Drei Buchstaben, eine Zahl, ein Kreis – mehr braucht es nicht, um einen der traditionsreichsten Fußballvereine Deutschlands zu erkennen. Das Wappen des 1. FC Kaiserslautern hat sich über Jahrzehnte hinweg nahezu unverändert gehalten. Rot und Weiß, schlicht und stabil. Doch so klar die heutige Form auch ist – der Weg dorthin war ein Stück Vereinsgeschichte für sich.
Alles beginnt im Jahr 1900, mit der Gründung des FC 1900 Kaiserslautern. Das erste Wappen: ein schwarz-weißes Rechteck mit den Initialen „F.C.K.“ – grafisch zurückhaltend, funktional. Viel mehr ist darüber nicht überliefert, und kaum jemand kennt es heute noch. Schon 1909 wird dieser Vorläuferverein Teil des neu gegründeten FV 1900 Kaiserslautern, der aus einer Fusion mit dem FC Palatia und dem FC Bavaria hervorgeht. Aus dieser Zeit stammt das erste schlichten Wappen mit drei Buchstaben, rot und weiß, mit dem Kürzel „FVK“ im Zentrum – ein gestalterischer Richtungswechsel, der später Bestand haben sollte.
1929 folgt der nächste Zusammenschluss, diesmal mit dem SV Phönix 1910, was wieder ein neues Wappen zur Folge hat. Es präsentiert sich in Schwarz und Gold, mit einem Phönix in der Mitte des runden Logos. Zwei Jahre später, 1931, wird der Verein in 1. FC Kaiserslautern e.V. umbenannt – und damit beginnt die bis heute geschlossene grafische Linie des Vereinswappens.
Die Logos dieser frühen FCK-Jahre sind bereits erstaunlich nah am heutigen Bild: runde Formen, weiße Lettern auf rotem Grund, reduzierte Gestaltung. Zwischen 1945 und 1950 wechselt man mit verschiedenen Übergangslogos Schriftarten und Proportionen, experimentiert mit Umrandungen und Zwischenräumen – doch das Prinzip bleibt konstant.
1950 entsteht das sogenannte Oberliga-Wappen, mit noch nicht so kräftigen weißen Blockbuchstaben im roten Kreis – ein Logo, das mit dem sportlichen Aufstieg des Vereins einhergeht. Die Meisterschaften von 1951 und 1953, die Erfolge der Walter-Elf, sie alle sind mit diesem Emblem verbunden.
1965 folgt die endgültige stilistische Vereinfachung. Das neue Wappen – roter Kreis, darin die Buchstaben „1. FCK“ – wird zur grafischen Identität des Vereins. Es ist klar, aufgeräumt und verzichtet auf jeden dekorativen Zusatz. Ein Logo, das nicht auffallen will, sondern wiedererkennbar sein soll. Und genau das wird es.
2010, zum 110. Jubiläum, greift der Verein für eine Saison auf das Oberliga-Wappen zurück. Es bleibt ein kurzer Ausflug in die eigene Geschichte – die Rückkehr zum vertrauten Logo in Hellrot erfolgt bereits 2012. Seither ziert es wieder Trikots, Stadionwände und Fankurven.
Was sich aus der Entwicklung ablesen lässt: Das Wappen des 1. FC Kaiserslautern war nie modisch, nie laut, nie auf Trends ausgerichtet. Es entwickelte sich stetig, nie sprunghaft. Seine Geschichte ist eine Geschichte der Reduktion – und der Wiedererkennbarkeit. In einer Zeit, in der Vereine ihre Logos immer wieder überarbeiten, bleibt der FCK bei dem, was sich bewährt hat: bei einem roten Kreis und vier weißen Zeichen. JOHANNES ORTH