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Die „Eisenbarone“ haben zwischen Donnersberg und Wasgau tiefe Spuren hinterlassen. Manch Zeugnis der einst so bedeutenden Verhüttungsindustrie in der Region ist zweifellos für sich schon einen Besuch wert. Künftig aber sollen die Sehenswürdigkeiten – enger miteinander verknüpft – als zusammenhängende touristische Offerte präsentiert werden. Das ambitionierte Projekt hat der Verein Zukunftsregion Westpfalz bereits angepackt.
Das Erbe der „Eisenbarone“ beschäftigt Jürgen Stutzenberger schon seit langem. Die Industriellen-Dynastie Gienanth hatte Eisenberg zu einem Hauptsitz auserkoren. Das Familienunternehmen galt Anfang des 18. Jahrhunderts als größter Arbeitgeber der Pfalz. Allerdings reichen die Zeugnisse früher Eisengewinnung und Verhüttung in Eisenberg, Stutzenbergs Heimat, noch wesentlich weiter zurück – bis in die Zeit der Römer.
Jürgen Stutzenberger ist profunder Kenner der Materie. Als Wirtschaftsförderer und Verantwortlicher für Tourismus- und Kultur-Belange in der Verbandsgemeinde hatte er sich schon beruflich eingehend damit beschäftigt. Als Marketing-Referent des Vereins Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) führt der Eisenberger nun Regie bei einem ambitionierten touristischen Projekt.
Der Gedanke zündete bei Hans-Günther Clev. Der ZRW-Geschäftsführer hatte die Idee, die Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie in der Pfalz aufzuarbeiten und den thematischen roten Faden enger zu knüpfen. Der Grundgedanke dabei ist: Weil die Stahl-Historie doch für so manchen Ort zwischen Donnersberg und Wasgau von einiger Bedeutung ist, ließe sich das Thema doch trefflich als Paket vermarkten. Dazu braucht es aber eine Koordination und Bündelung der bereits bestehenden Angebote. Und eben deshalb sollen nun die damit bereits befassten Akteure an einen Tisch geholt werden, um einmal gemeinsam zu erörtern, wie sich da ein thematisch bezogenes Tourismus-Angebot entwickeln ließe.
Die Industriellen-Dynastie Gienanth hat ihrem Imperium so manche Produktionsstätte zwischen Nord- und Südwestpfalz zugeschlagen. Nahe des ohnehin an Zeugnissen reichen Städtchens Eisenberg erinnert die Eisenschmelz bei Winnweilerer-Hochstein an die einstige Blüte. In Trippstadt ist der Unterhammer imposantes Relikt eines Industriezweigs, der vielen Pfälzern Lohn und Brot sicherte. Auch in Schönau in der Südwestpfalz war ein Hüttenwerk in Betrieb, dessen Grundstein bereits 1679 gelegt worden war. Auch dort übernahm Gienanth später die Regie.
„Wir wollen dies nun thematisch aufarbeiten“, skizziert Jürgen Stutzenberger das Projekt. Punktuell gebe es ja schon Angebote wie etwa Museumsräume, auch Führungen, Informationen zu den jeweiligen Industriezeugnissen. Die aber sollten nun eng miteinander verknüpft werden.
Wenn nun Wanderer, Ausflügler, Erholungssuchende mit Interesse an Geschichte etwa in Schönau Station machten, müsse deren Appetit geweckt werden, bei Gelegenheit denn auch mal nach Eisenberg zu fahren und möglichst auch in Trippstadt Station zumachen.
„Es gibt ja die ,Burgensammler‘, die sich nach und nach möglichst viele Burgen anschauen wollen“, verdeutlicht der ZRW-Referent. Die fänden leicht genügend Informationen über weitere lohnende Ziele in der Umgebung. Wenn nun jemand mit Interesse an Bergwerks- und Verhüttungsgeschichte unterwegs sei, so müsse er in der Pfalz an der einen Stelle auch Informationen über weitere interessante Stationen erhalten können.
„Dadurch lässt sich jeweils ein Mehrwert erzielen“, ist Stutzenberger überzeugt. Also gelte es, ein Paket zu schnüren und die Stationen gemeinsam touristisch zu vermarkten. Den Verantwortlichen schwebt beispielsweise ein gemeinsamer Internetauftritt vor. Auch ließen sich vor Ort Infotafeln aufstellen, Multimedia-Präsentationen anbieten, Führungen um Hinweise auf die anderen pfälzischen Ziele erweitern.
Dabei solle auch die Bergwerksgeschichte mit einbezogen werden, gebe es doch in der Westpfalz nicht nur interessante Zeugnisse der Eisenverarbeitung, sondern eine ganze Reihe vorzeigbarer Spuren der einstigen Rohstoffgewinnung. Die Bergwerksgeschichte ist bislang ebenfalls eher nur punktuell dokumentiert.
Stutzenberger behält bei all seinen Bemühungen vor allem die Bedürfnisse derer im Blick, die mit dem Projekt angesprochen werden sollen. „Wir müssen eine andere Sichtweise als bislang einnehmen. Die Frage muss im Vordergrund stehen: Was möchte denn der Gast?“
Es müsse etwas Interessantes zu sehen geben. Damit könne man bereits aufwarten. Darüber hinaus aber müsse über die jeweiligen Stätten oder Exponate profund informiert werden. Gästeführer müssten gut aufbereitete Erklärungen parat haben, jeweils versehen mit Anekdoten, die eine Führung erst richtig lebendig machten. Und nicht zuletzt müsse vor Ort auch ein gastronomisches Angebot zu finden sein.
Letzteres liegt außerhalb des Einflussbereichs der Macher. Themen-Wanderwege hier und dort auszuweisen, jeweils auf die Möglichkeiten an den weiteren Stationen hinzuweisen, dies aber sei vergleichsweise einfach machbar.
Jürgen Stutzenberger hat die jeweiligen Touristik-Verantwortlichen bereits für die Idee erwärmen können. Gemeinsam soll ein Konzept erstellt werden, nach dessen Leitlinien dann wieder um die Aufbereitung vor Ort angepasst werden soll. Möglichst schon in der kommenden Saison, also in nicht mal einem Jahr, sollen die ersten Ideen schon umgesetzt sein.
Erfreulich findet Stutzenberger, dass auch Private mitmachen möchten. So habe der Besitzer des Trippstadter Unterhammer-Komplexes bereits Interesse daran gezeigt, in seinem Kellergewölbe einen Teil der Sammlung gusseiserner Ofenplatten zu präsentieren. Diese einzigartige Kollektion von rund 300 Eisenplatten aus Gienanthscher Produktion ist im Besitz der Stadt Eisenberg. cha
Ziel: Ein touristisches Gesamtpaket schnüren
Blick fällt auch auf die Bergwerksgeschichte