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Region mit Zukunft

Aus Stroh mach Gold: Millionen fließen für Veredelung von Abfall

Bei „Waste2Value“ setzen Forscher auf die Kraft von Mikroorganismen

Aus Stroh mach Gold: Millionen fließen für Veredelung von Abfall

So könnte die Stadt der Zukunft aussehen: Die Montage zeigt Fassaden, die mit Bioreaktoren versehen sind. Daran wachsen und gedeihen unter anderem Nahrungsmittel. Übrigens, auch wenn es nicht deutlich zu sehen ist: Keins der Fahrzeuge tankt Benzin oder Diesel. FOTO: XIOX/FREI

Aus Pizzaresten entsteht hochwertiger Alkohol, aus trockenen Brötchen womöglich bald ein Fluidum, aus dem sich wiederum ein neuartiger Klebstoff brauen lässt. Einer, der sich – wenn er mal nicht mehr kleben muss – auch noch selbst abbaut. Das klingt nach Zukunftsmusik, ist aber zum Teil schon Realität. Westpfälzische Forscher widmen sich der Frage, wie sich aus Reststoffen Höherwertiges gewinnen lässt. Algen und Bakterien spielen dabei eine Hauptrolle.

Bei „Waste2Value“ setzen Forscher auf die Kraft von Mikroorganismen

Den Stein der Weisen hat die Wissenschaft bis heute nicht entdeckt. Der seit jeher gehegte Traum jedoch, Wertloses in Edles zu verwandeln, sozusagen Stroh zu Gold zu spinnen, hat bereits in vielgestaltigen Ansätzen zu Erfolgen geführt. Da reiht sich nun nahtlos ein Projekt ein, bei dem westpfälzische Forscher Neuland erschließen und nutzbringendes Know-how erwerben sollen. Und quasi nebenbei könnte eine bereits in Agonie gefallene Branche davon profitieren.

Mit den Alchimisten von einst hat Michael Lakatos sicherlich nichts gemein. Der promovierte Biotechnologe forscht im Fachbereich Angewandte Logistik und Polymerwissenschaften der Hochschule Kaiserslautern. Angesiedelt am Campus in Pirmasens, widmet sich Lakatos mikroskopisch kleinen Zellgebilden und beobacht, was die so alles anrichten, wenn sie mit ausgewählten Stoffen reagieren.

Lakatos hegt und pflegt vor allem Algen. Kollegen widmeten sich dafür Bakterien, sagt der Biologe – und skizziert das Grundlegende, das für den Laien schwer zu fassen, aber eigentlich doch leicht verständlich ist: Mikroorganismen lösen eine chemische Reaktion aus, die Stoffe zersetzen und durch Reduktion oder Anreicherung etwas anderes zurücklassen. Das Wesentliche dabei: Bei all diesen Prozessen entsteht aus Altem Neues.

Lakatos’ Interesse gilt nun der Frage: Was lässt sich mittels solcher Reaktionen zu welchem Folgeprodukt verwandeln? An Antworten tüftelt er nun nicht alleine; die Lauterer Hochschule sowie das Prüf- und Forschungsinstitut (PFI) in Pirmasens kooperieren bei dem Projekt, das der Verein Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) als dritter Partner strategisch unterstützt.

Das Dreier-Konsortium hat nun zweierlei getan: zu meinen mehr als 30 Unternehmen für die Idee erwärmt, gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie sich aus Abfall höherwertige Stoffe gewinnen lassen. Und zum anderen ist das strategische Konzept als Bewerbung um erklecklich hohe Fördermittel eingereicht worden. „Waste2Value“ – auf deutsch etwa „vom Rest- zum Wertstoff“ – ist der Titel des ambitionierte Vorhabens. „Mikroorganismen verändern die Westpfalz“, lautet der wohl augenzwinkernd angefügte Zusatz.

Mitte September nun, fast genau ein Jahr nach dem Startschuss für „Waste2Value“, hatten Verbundprojektleiter Lakatos, ZRW-Projektkoordinator Arne Schwöbel und alle weiteren Beteiligten wahrlich Grund zum Feiern: Das westpfälzische Konzept hat überzeugt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung signalisierte grünes Licht dafür, dass bis zu 16 Millionen Euro in die Westpfalz fließen können.

Acht Millionen gibt es gleich, um in den kommenden drei Jahren Anwendungsmöglichkeiten auszutüfteln, Bedarfe zu ermitteln, Entwickler und mögliche Anwender zusammenzuführen. Das Netz soll sich über die Westpfalz hinaus spannen. Dann gilt es, zu weiteren Resultaten zu gelangen. Erweisen sich die Entwicklungen als belastbar, kommt der nächste Förderbrocken.

Schon jetzt werden bei einem großen saarländischen Pizzaproduzenten all die anfallenden Reststoffe zusammengeklaubt, um daraus Industriealkohol zur Weiterverwertung zu gewinnen. Der Vorteil: Die Rohstoffe fallen sozusagen hinter der Fabrikhalle an – und müssen nicht irgendwo wachsen und dabei wertvolle Agrarfläche beanspruchen.

Nun ist daran gedacht, die Reste aus einer Großbäckerei bei Kaiserslautern auf ähnliche Weise zu verwerten. Der Ideen gibt es viele. Die Projektstrategen hoffen darauf, eine neue Wertschöpfungskette zu etablieren, an der auch westpfälzische Unternehmen profitieren – etwa solche aus der früheren Schuhindustrie, die gerade mit der Entwicklung von biogenen Kunst- und Klebstoffen neue Märkte erobern könnte. cha
  

„Mikroorganismen verändern Westpfalz“