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Totholzhaufen, Sumpfzonen, Steinpyramiden, Wildbienenstelen und Käferkeller – das klingt nach einem wohldurchdachten Naturschutzprojekt im Biosphärenreservat. Dass sich das alles auch im heimischen Garten realisieren lässt, stellt Petra Knoll in Lambrecht unter Beweis.
Die begeisterte Hobbygärtnerin hat ihren Garten in terrassierter Hanglage naturnah gestaltet. „Es soll ein Wohlfühlgarten für Mensch und Tier sein“, betont sie. Die Vielfalt an Pflanzen und Kräutern schafft nahezu paradiesische Bedingungen für Wildbienen und Schmetterlinge. „Wir haben ein kleines Häuschen, aber einen großen Garten. Bei schönem Wetter spielt sich unser Leben fast nur draußen ab.“ Ein Miniteich, Mauern und Staudenrabatten begrenzen eine kleine Rasenfläche mit Grillecke, praktischerweise wachsen hier mediterrane Kräuter direkt zum Verwerten. Dazwischen blühen bald Duftrosen, ein besonderes Steckenpferd von Petra Knoll.
„Je weiter man vom Haus wegkommt, desto naturbelassener ist es“, erklärt Knoll. Entlang der Steinstufen, die zu weiteren Ebenen nach unten führen, dürfen Pflanzen gedeihen, die sich einfach von selbst ansiedeln. So werden weder Schöllkraut noch Löwenzahn oder Wilde Möhre ausgerissen. Viele Pflanzen suchen sich ihren eigenen Wohlfühlplatz im naturnahen Garten. In allen Bereichen gibt es eine ausgewogene Mischung zwischen gepflegten Beeten mit Kräutern oder Gemüse und „wilden Ecken“. Zu letzterem zählt auch ein kleines Wiesenstück, das nur selten gemäht wird. Darauf liegt ein abgestorbener Zwetschgenbaum, der als Totholz Lebensraum für Pilze, Käfer, Insekten und Vögel bietet. In einer mit Rinde und Totholz gefüllten Grube, dem „Käferkeller“, fühlen sich allerlei Krabbeltiere wohl. Die Steinpyramiden dienen als Wärmespeicher vor allem für Schmetterlinge und ihre Raupen. Außerdem bieten sie zahlreichen Kleinsttieren, auch Eidechsen und Amphibien, Unterschlupf.
Es gibt unterschiedliche thematische Bereiche. An einem besonders steinigen und sonnigen Platz hegt Petra Knoll heimische Wildpflanzen wie Distel, Karthäusernelke und Wundklee, die Hitze widerstehen. In einer schattigen, feuchten Ecke entstand eine kleine Sumpfzone mit Sumpfdotterblumen und Brunnenkresse.
Im Nutzgarten ist eine Mischkultur aus Nutz- und Blühpflanzen nicht nur schön anzusehen, sondern auch förderlich für die Pflanzen- und Bodengesundheit. Zudem locken die Blüten zahlreiche Bienen und Hummeln in den Garten. „Bienen können der duftenden Blumenvielfalt nicht widerstehen und bestäuben viele Pflanzen – auch unsere Tomaten“, so Knoll. Die selbstgezogenen Tomatenpflanzen, mehr als 30 unterschiedliche Sorten, stehen noch im kleinen Gewächshaus,während Radieschen, Mangold und Kohlrabi schon im Freiland gedeihen.
Mehr Nährstoffe durch langsameres Wachsen
Knoll setzt auf alte Sorten. „Obst und Gemüse, das nicht auf Ertrag gezüchtet ist, wächst langsamer, kann mehr Nährstoffe bilden und schmeckt intensiver. Außerdem kann man sie problemlos selbst über ihr Saatgut vermehren.“Vor dem Gewächshaus steht ein Hochbeet mit klassischen Küchenkräutern, daneben befinden sich Tonnen mit selbst angesetzter Brennnessel- Beinwell-Jauche als biologisches Mittel zum Düngen und zur Schädlingsbekämpfung.
Der Treppenpfad führt entlang an selbst gefertigten Bienennisthilfen mit Lochbohrungen für unterschiedliche Wildbienenarten. „Die Verschlüsse der Bohrungen sind aus unterschiedlichen Materialien, wie Lehm oder kleinen Blattstückchen. Jede Bienenart hat ihre eigene Methode, die abgelegten Eier zu schützen“, erklärt sie.
Knolls neues Projekt sind vier Beete, begrenzt von geflochtenen Weidezäunen. „Das wird mein kleiner Heilkräutergarten. Hier pflanze ich, thematisch zugeordnet, allerlei gegen Magen-Darm-Beschwerden, Husten, zur Stärkung der Abwehrkräfte und Frauenheilkräuter,“ beschreibt die ausgebildete Kräuterpädagogin. Umrahmt werden die quadratischen Parzellen von Kamille, Ringelblume und Nachtkerze, die gut für die Haut sind. Mit Wald- und Wiesenkräutern kennt sich Knoll bestens aus, stellt selbst Kräutertees, Salben und Tinkturen her. Die Kräuterpädagogin, die sich auch bei den Lambrechter Naturfreunden engagiert, gibt als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Biosphärenreservat Pfälzerwald regelmäßig Tipps auf dessen Internetseite. Dazu zählen beispielsweise Rezepte für Pesto aus Wildkräutern, Gänseblümchengelee und Löwenzahnsalat.
Eine Führung durch ihren Garten, von der Initiative „Garten für die Artenvielfalt“ des Biosphärenreservates 2018 ausgezeichnet, steht am 7. Juni von 10 bis 18 Uhr auf dem Terminplan. „Unter Vorbehalt, es ist angesichts der Coronakrise noch nicht sicher, ob sie stattfinden kann“, schränkt Knoll ein. Aktuelle Informationen hierzu findet man auf der Webseite des Biosphärenreservats. Lohnenswert ist auch eine Online-Exkursion auf die Seite von sechs Kräuterpädagoginnen aus der Region, zu denen Knoll zählt. Hier findet man ebenfalls Hinweise zu Veranstaltungen und Workshops sowie zahlreiche Tipps zu Wild- und Gartenkräutern. anzi