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Pflege Kompass

Auch „Balkonbesuche“ und „Fensterln“

Wie das Kontakthalten zwischen Heimbewohnern und Angehörigen in Corona-Zeiten gelingen kann

Auch „Balkonbesuche“ und „Fensterln“

Soll Mut machen: Das Hoffnungs- und Wünscheband des Caritas-Altenzentrums St. Hedwig übermittelt Nachrichten und Dank nach drinnen und draußen.

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Um die Lungenkrankheit Covid-19 einzudämmen, hat die Landesregierung ein Besuchsverbot für Pflegeeinrichtungen ab dem 2. April erlassen. Was getan werden kann, damit sich Bewohner von Seniorenheimen dennoch nicht völlig alleingelassen fühlen, erzählen die Leiter verschiedener Einrichtungen.

Senioren- und Pflegeheime sind derzeit in einer besonderen Situation. Die Bewohner gehören aufgrund ihres Alters und möglicher Erkrankungen zur Hochrisikogruppe für eine Infektion mit dem Coronavirus. Zu ihrem Schutz wurde das Verbot auf den Weg gebracht. Gleichzeitig bedeutet es auch, dass sie keinen Besuch mehr von ihren Kindern, Enkeln und anderen Angehörigen bekommen können.

Wie andere Einrichtungen auch hat das Seniorenheim Kessler-Handorn schon Mitte März Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Dazu gehört ein Besuchsverbot ab 16. März, über das Angehörige schriftlich informiert wurden. In dem Schreiben wurde darauf hingewiesen, dass Briefe, Fotos und Päckchen geschickt werden können und Telefonate für die Bewohner gerne angenommen werden. „Viele Angehörige machen das“, erzählt Heimleiter Tilman Leptihn.
  

Parallel sei die technische Ausstattung aufgerüstet worden, sodass das Skypen und Videotelefonie möglich seien, erläutert Leptihn. „Das Personal unterstützt dabei, sodass sich die Bewohner nur vor den Bildschirm setzen müssen.“

Im Haus selbst wird darauf geachtet, dass sich die Bewohner der einzelnen Wohnbereiche nicht vermischen. Weil ehrenamtliche Helfer ebenfalls draußen bleiben müssen, machen die Mitarbeiter verschiedene Beschäftigungsangebote innerhalb der Wohngruppen. „Insgesamt ist die Stimmung den Umständen entsprechend gut“, beschreibt er die Situation.

Im Seniorenhaus Alex Müller, das in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Pfalz (AWO) liegt, wurden schrittweise Schutzmaßnahmen bis hin zum strikten Besuchsverbot ab 20. März eingeführt. „Zu 99,9 Prozent ist das für die Bewohner nachvollziehbar“, erzählt Hausleiter Alwin Emmenecker. Nur für Demenzkranke sei dies teils nicht zu verstehen, schränkt er ein. „Wir haben anfangs viel erläutert und erklärt, aber je länger und einschneidender diese Maßnahmen sind, desto schwieriger wird es für die Bewohner.“ Der Kontakt zu den Angehörigen soll aufrecht erhalten werden. „Die Bewohner sind jederzeit telefonisch erreichbar“, weist er hin. Auf Wunsch sei Skypen ebenfalls möglich.

Um sich persönlich, wenn auch auf Distanz zu sehen, „treffen“ sich Bewohner und Angehörige seit etwas mehr als einer Woche vor der großen Glasfront des Speisesaals mit dem Telefon in der Hand. „Das wird viel genutzt“, meint Emmenecker, bietet sich so doch eine Möglichkeit der Begegnung. Aber: „Ein Telefonat oder ein Videoanruf kann den persönlichen Kontakt nicht ersetzen“, ist ihm bewusst.

Gegen das Getrenntsein von den Lieben sei das Briefeschreiben propagiert worden, so Emmenecker. Die angekommenen Schreiben sorgen für ein Lächeln im Gesicht der Bewohner, hat der Heimleiter beobachtet. „Es können auch Taschen und Präsente abgegeben werden. Diese Anteilnahme tut gut.“

Seit Mitte März ist ebenfalls das Caritas-Altenzentrum St. Hedwig in Kaiserslautern für die Öffentlichkeit geschlossen. Einrichtungsleiterin Jutta Asalvon Wuthenau erzählt: „Wir haben uns Etliches einfallen lassen.“ Von außen ersichtlich ist das Hoffnungs- und Wünscheband, das an den Drahtgitterzaun zur Straße hin geknotet ist. Daran hängen laminierte Fotos, Papierarbeiten und bunte Plakate, in denen sich Angehörige und verbundene Personen sowie Bewohner gute Wünsche oder Grüße übermitteln oder bedanken, etwa für abgegebene österliche Bastelarbeiten, zum Beispiel vom Kreativkreis der protestantischen Kirchengemeinde in unmittelbarer Nachbarschaft.

Der Kontakt zwischen Bewohnern und Angehörigen wird auch durch Winken vom Balkon und der Straße ausmöglich. Daneben kann telefoniert, geskypt, gemailt oder es können Nachrichten übers Smartphone versandt werden. „Wir haben viel über das Virus gesprochen“, erzählt Asal- von Wuthenau, „und viele unserer Bewohner sagen, dass sie schon viel Schlimmeres erlebt haben.“ Auch die Angehörigen seien sehr verständnisvoll. Um die Veränderungen zu erleichtern, werden in den Wohnbereichen vermehrt Angebote zu Spiel und Bewegung gemacht. „Das klappt gut“, so die Heimleiterin.

Der Kreisverband Kaiserslautern-Land (KV) des Deutschen Roten Kreuzes betreibt Seniorenheime in Queidersbach, Ramstein und Weilerbach. Anfangs sei es nicht einfach gewesen, Verständnis für das Besuchsverbot zu erreichen, insbesondere bei Demenzkranken, berichtet KV-Geschäftsführer Michael Nickolaus. Mittlerweile habe sich die veränderte Situation aber eingespielt.

Neben der Möglichkeit zu telefonieren, werden die Häuser aktuell mit modernen Medien aufgerüstet, sodass Skypen und Videotelefonie ebenfalls möglich sind. Damit sich Bewohner und Angehörige sehen können, sind „Balkonbesuche“ und „Fensterln“ nach telefonischer Anmeldung erlaubt. Dabei stehen die Bewohner auf dem Balkon oder am Fenster, die Angehörigen mit ausreichend Abstand davor. „Alle unsere Mitarbeiter versuchen soweit wie möglich, die Situation für Bewohner und Angehörige zu erleichtern“, unterstreicht er. Dazu gehört auch, dass sie gerne Briefe vorlesen oder Päckchen und Präsente überreichen. lmo