Ein festlich dekorierter Nadelbaum, der im ganzen Haus seinen zart-würzigen Duft verbreitet, gehört für die meisten zu Weihnachten dazu - wo sollten sonst auch die Geschenke drunter liegen? Unangefochtener Favorit unter den Christbäumen bleibt dabei laut einer Statista-Umfrage von 2019 die Nordmanntanne mit einem Anteil von 75 Prozent. Für viele Familien beginnt die Vorfreude aufs Fest oft bereits damit, den individuellen Wunschbaum gemeinsam auszusuchen. Wer ein ganz besonderes Vorweihnachtsevent möchte, kann dafür in einem ausgewiesenen Gebiet selbst in den Wald oder eine Baumschulung fahren und seinen Baum schlagen.
Den Stamm besser sägen als ihn mit der Axt zu bearbeiten.
Das bietet gleich mehrere Vorteile: Nicht nur ist der Baum dadurch garantiert frisch und kann zu Hause gleich in Wasser gestellt werden, auch die regionale Herkunft aus nachhaltigem Anbau ist garantiert. Und dann bringt das Stapfen durch den winterlichen Wald und die grünen Baumreihen auch einfach jede Menge Spaß mit sich. Nicht weit von Speyer entfernt bietet beispielsweise Werner Grill im Jägerthal bei Bad Dürkheim Weihnachtsbäume zum Selbstfällen an. Die potenziellen Christbäume können im Dezember immer mittwochs und freitags ab 14 und am Wochenende ab 10 Uhr bis zur Dunkelheit ausgesucht und dann entweder sofort oder auch zu einem späteren Zeitpunkt erst mitgenommen werden. In seiner Baumschulen stehen die beliebten Nordmanntannen, Fichten, Silbertannen, aber auch wenige Kiefern und Edeltannen. Ab einem Meter bis zu Höhen von zwölf bis 15 Metern sei bei ihm alles dabei, sagt Grill. Diese besonders großen Bäume eigneten sich besonders für Kirchen, Dorfplätze oder Foyers. Individuelle Termine zum Besichtigen und Abholen der Bäume könnten ebenfalls vereinbart werden, Informationen hierzu und zur Anfahrt gibt es online unter weihnachtsbaeume-aus-dem-jaegerthal.de/
Auf die Frage nach dem passenden Werkzeug antwortet Grill, dass es dabei vor allem auf den Baum ankäme. Kleinere Bäume ließen sich auch gut mit einer Handsäge absägen, für größere eignet sich eher eine entsprechend längere Bügelsäge. So nostalgisch die Idee des selbstgefällten Baums klingen mag, der Vorgang selbst ist harte Arbeit. Deswegen böte er bei Bedarf auch die Hilfe seiner Motorsäge an, sagt Grill. Einzelne Äste, die das Gesamtbild des Baumes beeinträchtigen, entfernt man am besten noch vor Ort mit einer Astsäge oder einem Akku-Gehölz-schneider. Auch bei der alle Jahre wieder herausfordernden Aufgabe, den Stamm an den Baumständer anzupassen, ist dieser später hilfreich.
Bäume direkt aus dem Wald sind garantiert frisch und regional.
Die traditionelle Stielaxt sei dagegen gänzlich ungeeignet erklärt Grill. ,,Dadurch entsteht keine schöne Schnittfläche. Der Baum kann so später kein Wasser mehr aufnehmen und bleibt weniger lange frisch." Um das zu verhindern, empfiehlt es sich, den abgesägten Baum nach dem Heimtransport einige Tage Ruhe zu gönnen, damit er sich akklimatisieren kann. Dazu den Baum gegebenenfalls vom Transportnetz befreien und auf der Terrasse oder in der kalten Garage in einen Eimer mit Wasser stellen. Nach vier, fünf Tagen kann er dann ins Wohnzimmer umziehen und seine endgültige Position einnehmen. Vor dem Aufstellen im Baumständer sollte unten am Stamm eine Scheibe von etwa drei Zentimetern Dicke abgeschnitten werden. Außerdem empfiehlt es sich, den Baum stets feucht zu halten und bei Bedarf immer wieder Wasser in den Ständer nachzufüllen. So lässt sich die Freude am liebevoll dekorierten Weihnachtsbaum lange erhalten.
Auf die frische seiner Bäume und dadurch auch auf ihre lange Haltbarkeit ist Grill besonders stolz. Viele seiner Weihnachtsbaumkäufer seien mittlerweile Stammkunden. Darunter auch viele Familien mit Kindern, die die Atmosphäre genießen und die Möglichkeit schätzen, den Baum früh aussuchen, aber erst kurz vor den Feiertagen holen zu können. Dadurch entsteht auch noch mal ein ganz besonderer Bezug zum Baum", sagt Grill. Zu den jährlich wiederkehrenden Kundinnen gehöre auch eine Frau, die allergisch auf die Chemikalien reagiere, mit denen Christbäume teils eingesprüht würden. Er behandele seine Bäume hingegen nicht und auch bei dem Teil den er dazukaufe, um auch einen regulären Verkauf anzubieten, achte er darauf, dass sie nicht gedüngt oder gespritzt seien und aus der Region stammten.
Die Äste lassen sich nach dem Fest weiter verwenden.
Der Trend zu Plastikbäumen ist hingegen gerade aus umweltschützender Sicht bedenklich. Zwar kann die künstliche Tanne jedes Jahr wieder benutzt werden, alleine ihre Herstellung und die Entsorgung, die auch bei mehrjährigem Gebrauch irgendwann ansteht, hinterlassen aber einen gewaltigen CO₂-Fußabdruck, der den natürlicher Weihnachtsbäume weit übersteigt, wie die Website oekotest.de feststellt. Und auch Bäume, die im Topf mit der Absicht verkauft würden, sie später in den Garten setzen zu können, seien zwar eine gut gemeinte Idee, die allerdings meistens in der Umsetzung scheitere. Die Wurzeln der Topfbäume seien meistens zu kurz, um eingepflanzt werden zu können - die Bäumchen gingen ein. Wer seinen Christbaum nach dem Fest weiterverwenden möchte, kann nach dem Abschmücken die Äste abschneiden. Diese lassen sich auf nachhaltige Weise als Beetabdeckung oder als natürlicher Frostschutz auf der Windschutzscheibe weiterverwenden.
Die Entsorgung sollte man hingegen dem Abfallentsorger der Stadt überlassen, die die Bäume meistens im Januar abholen kommen. Zurück in den Wald darf der Baum nicht gebracht werden. djd/lp