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Domspitzen

"Wir werden zu über 90 Prozent ehrenamtlich getragen"

Vereint in Speyer: Jan Görich, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks in Speyer, über seine Funktion, Einsätze in Katastrophengebieten und Gemeinschaftserlebnisse

"Wir werden zu über 90 Prozent ehrenamtlich getragen"

Der Ortsbeauftragte Jan Görich engagiert sich seit 30 Jahren beim Technischen Hilfswerk und leitet das THW in Speyer. FOTO: NARIN UGRASANER

„Als Organisation sind wir zwar eine Behörde, die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, aber wir werden zu über 90 Prozent ehrenamtlich getragen. Und das ist einzigartig, weltweit", erzählt Jan Görich, Ortsbeauftragter des THW Ortsverbands Speyer. Über 86.000 Ehrenamtliche engagieren sich beim THW, darunter 20.000 Jugendliche, sagt er. Im Speyerer Ortsverband sind es 113 Helfer, inklusive einer Jugendgruppe mit 26 Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren. „Und die Anzahl der Helferinnen und Helfer ist über die letzten Jahre gewachsen", so der Dienststellenleiter. „Wenn man helfen möchte, kann man auch Teil des THW sein." Mitwirken könne man natürlich immer. Noch besser sei es aber, dass Helfen vorher zu lernen. Jan Görich ist seit 30 Jahren in verschiedenen Funktionen beim THW. Mit 17 Jahren ist er dazu gekommen. Über 800 Stunden Einsätze pro Jahr hat er in seinem Ehrenamt während verschiedener Einsätze im In- und Ausland geleistet. Seit zehn Jahren leitet das THW in Speyer. „Als Ortsbeauftragter gehe ich nicht raus in den Einsatz. Ich kümmere mich um die Verwaltung, Ausbildung, die Belange der Helferinnen und Helfer, die Organisation der Dienste, Fahrzeuge, Ausstattung, Liegenschaft, Öffentlichkeitsarbeit und bin das Bindeglied nach außen, und zu anderen Behörden, Organisationen und Ortsverbänden", erklärt er. In seinen bisher 30 Jahren beim THW war Görich immer in Führungspositionen engagiert, erzählt er. „Das hat mich sehr geprägt, auch beruflich."

"Es geht um die Gemeinschaft"

„Es geht gar nicht so sehr um das Blech und die Schrauben - sondern in erster Linie um die Gemeinschaft. Es geht darum, den Umgang mit Technik gemeinsam zu erleben und Technik einsetzen zu können, um zu helfen. Es geht aber auch darum, gemeinsam etwas durchzustehen", sagt Görich. „Es ist kein Alltag, mit dem wir umgehen, sondern es ist außergewöhnlich. Es ist Helfen mit Technik und Verstand." Dabei werde der technische Aspekt des THW häufig als erstes gesehen. „Aber was das THW ausmacht, sind die Menschen. Was will ich mit der Technik, wenn ich nicht damit umgehen kann - wenn es niemanden gibt, der damit umgehen kann? Der organisiert und auch voranbringt?" Görichs prägendster Einsatz war in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina im Jahr 2005, erzählt er. „Wir sind mit unserer kompletten Ausstattung, Pumpen und Lkws nach New Orleans eingeflogen worden. Zwei Wochen wurden wir dort eingesetzt. Das erlebt man gemeinsam, und es schweißt zusammen", sagt er. „Und, man verzichtet ganz erheblich. Man merkt, wie wichtig es ist, Trinkwasser zu haben, wie wichtig es ist, eine Dusche zu haben, etwas Warmes zu Essen - und Schlaf. Der Einsatz Katastrophengebiet ist zwar auch gefährlich, aber dafür sind wir ausgebildet." Neben Einsätzen in Katastrophengebieten im In- und Ausland, engagieren sich die Helfer des THW bei örtlichen Einsätzen wie der Einsturzsicherung nach einem Brand, Pumparbeiten bei Überschwemmungen, Stromausfällen, Großveranstaltungen, Eigentumssicherung nach Einbrüchen. „Man kann sagen, es ist das bürgerschaftliche Engagement, das das THW sehr gut beschreibt - es wird vermittelt, sich für die Gesellschaft zu engagieren."

Helfen lernen

Wer sich beim THW im Einsatzdienst einbringen möchte, absolviert zuvor eine Grundausbildung, die bundeseinheitlich geregelt ist. Trainiert werden viele Aspekte: Wie verhält man sich während des Einsatzes? Wie geht man mit Materialien um? Wie funktioniert Holz-, Gesteins- und Metallverarbeitung? Wie nutzt man ein Aggregat? Wie beleuchtet und wie pumpt man? Aber auch: Wie erkennt man Gefahren an der Einsatzstelle? Wie geht man mit gefährlichen Stoffen um? Wie geht man mit Tod und Verletzungen um? „Man lernt das Grundlegende: alles, was jeder THW-Helfer und jede THW-Helferin wissen muss", erklärt Görich. Einsteigen kann man jederzeit. Die Grundausbildung dauere ungefähr sechs Monate, mit einem Zeitaufwand von ungefähr 15 Stunden pro Monat. Jeden Donnerstagabend sei Ausbildungsdienst in Praxis und Theorie, manchmal auch samstags. „Jeden Donnerstag sind wir hier alle zusammen - wir vertiefen Themen, besprechen uns, bilden uns weiter und wiederholen Dinge", erklärt Görich. „Außerdem finden überregionale Ausbildungen und Tagungen statt, die wir besuchen."

Neue Aufgaben

In seiner Funktion als Ortsbeauftragter des THW Speyer ist Görich zwar nicht im Einsatz, als Fachberater in anderen Stäben manchmal aber schon, erklärt er - wenn die Funktion des Ortsbeauftragten es ermögliche. Als Fachberater, als der er auch ausgebildet ist, ist er dann beim Stab des Anforderers, zum Beispiel der Feuerwehr, beratend dabei. „Feuerwehr, THW, Polizei, Sanitätsorganisationen und Bundeswehr sprechen die gleiche Sprache. Die muss man verstehen, ebenso wie die Führung. Sonst kann man nicht verstehen, was gefordert wird und vorschlagen, was das THW machen kann", erklärt Görich. Im Februar wird Görich nach zehn Jahren die Funktion des Ortsbeauftragten des THW Ortsverbands Speyer abgeben. Sein Nachfolger steht schon fest. Dann möchte Görich einen weiteren Lehrgang zum Fachberater auf höherer Ebene absolvieren und auch bei Einsätzen auf Bundesebene beratend tätig sein. „Man muss auch loslassen können und anderen die Möglichkeit geben, die Funktion anzunehmen", sagt er. „Und, ich bin 46 und möchte auch mal in der zweiten Reihe stehen." Das bedeute nicht, dass er weniger engagiert sei, den Schlüssel abgeben und gehen werde: „Das entspricht nicht meinem Selbstverständnis", sagt er. Er habe schon mal die Hand gehoben für die Position des Schirrmeisters. una


Technisches Hilfswerk in Zahlen und Fakten

• Gründung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW): 1950
• Aufgabe: Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes im Geschäftsbereich des Bundesministerium des Inneren
• Organisation: technische Hilfeleistung im In- und Ausland, 668 Ortsverbände, 66 Regionalstellen, acht Landesverbände
• Mitwirkende: 86.000 ehrenamtliche Helfer, rund 1750 Hauptamtliche
• Gründung Ortsverband Speyer: 1954; aktuell: 113 ehrenamtliche Helfer, 26 Jugendliche von sechs bis 17 Jahren in der Jugendgruppe
• Grundausbildung mit Abschlussprüfung für den Einsatzdienst als aktiver Helfer notwendig, ab 17 Jahren (Dauer: sechs bis acht Monate, donnerstags 19.30 bis 22.30 Uhr, bedarfsweise auch samstags); spezialisierte Aus- und Weiterbildung an Geräten
• Mitwirkungsmöglichkeiten, auch außerhalb des Einsatzgeschehens: Koch, Verpflegung der Helfer bei Einsätzen und Übungen, Wartung, Instandsetzung und Pflege von Ausstattung, Mitarbeit in der Verwaltung des Ortsverbandes, Unterstützung bei der Betreuung der Mini- und Jugendgruppe
• Ziele: Teamarbeit und Kameradschaft und die Möglichkeit, anderen Menschen in Not zu helfen
• Einheiten: Zugtrupp, Bergungsgruppe, Fachgruppe Notversorgung & Notinstandsetzung, Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen
• THW-Helfervereinigung Speyer e.V. unterstützt mit rund 100 Mitgliedern den Ortsverband Speyer in der Erfüllung seiner Aufgaben, Förderung der Jugendarbeit, finanzielle Mittel auf örtlicher Ebene, wenn Bundesmittel nicht verfügbar (zusätzliche Ausstattung, Fahrzeuge, Unterstützung Jugendgruppe)
• Mitgliedsbeitrag: Mindestbeitrag 15 bis 25 Euro im Jahr

Einsatzoptionen

Technische Hilfe im Bereich der Infrastruktur: Elektroversorgung, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Brückenbau
Technische Gefahrenabwehr: Orten, Retten, Bergen, Räumen, Sprengen, Retten aus Wassergefahren, Bekämpfen von Überflutungen und Überschwemmungen, Beleuchten von Einsatzstellen

Führung/Kommunikation, Logistik: Einrichten und Betreiben von Führungsstellen, Führungsunterstützung, Einrichtung temporärer Telekommunikationssysteme, Einrichten und Betreiben von Logistikstützpunkten, Verpflegung und Betreuung von Einsatzkräften, Materialerhaltung, Reparatur- und Wartungsarbeiten für Einsatzausstattung, Verbrauchsgütertransport für Einsatzbedarf

Technische Hilfe im Umweltschutz: Ölschadenbekämpfung, Wasseranalyse Versorgung der Bevölkerung: Strom- und Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Errichtung und Einrichtung von Notunterkünften und Sammelplätzen mit entsprechender Infrastruktur

Weitere technische Hilfeleistungen: technische Hilfe auf Verkehrswegen, Höhenrettung, Tauchen, behelfsmäßiger Straßenbau, Wartung von Zivilschutzeinrichtungen (Notbrunnen, Schutzräume) (Infos: www.thw.de)

Kontakt

Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
Ortsverband Speyer
Industriestaße 9
67346 Speyer

Ortsbeauftragter: Jan Görich
Telefon: 06232 676590
Fax: 06232 6765918
Mobil: 0174 3388154

Email: ov-speyer@thw.de
Web: www.thw-speyer.de