Du bist die meiste Zeit des Jahres unterwegs, spielst unzählige Comedy-Shows und kümmerst dich als Intendant noch um die Geschicke des Boulevardtheaters Deidesheim. Wann bleibt da die Zeit zum Schreiben?
Ganz einfach: Ich schreibe nachts, wenn alle schlafen. Während andere von Urlaub träumen, tippe ich auf der Tastatur. Manche Autoren haben Schreibblockaden, ich habe „Schreibzeitenblockaden“. Und wenn es gar nicht anders geht, schreibe ich im Stau – dann ist der gestoppte Verkehr wenigstens für irgendetwas gut.
Hast du bestimmte Rituale beim Schreiben?
Ehrlich gesagt, mein einziges festes Ritual ist, mich nicht ablenken zu lassen – was meistens grandios scheitert. Meine größte Inspirationsquelle sind Pausen: Wenn ich gar nichts tue, kommen die besten Ideen. Ansonsten wechsle ich ständig den Ort. Mal schreibe ich am Küchentisch, mal im Theater, mal im Auto (natürlich nur im Parkmodus). Ein bisschen Chaos gehört bei mir einfach dazu. Sehr gerne setze mich an meinen Schreibtisch und eine Kerze muss immer brennen – als wäre ich Goethe 1832 – nur mit Wlan. Ich rede mit meinen Figuren laut, als wären sie echte Menschen. Das irritiert die Nachbarn, aber inspiriert mich. Natürlich gibt es immer einen Kaffee oder ein Glas Riesling – je nach Tageszeit und Kapitel.
Inwiefern unterscheidet sich das Schreiben eines Romans vom Verfassen deines Comedy-Programms?
Beim Roman habe ich Zeit, bei der Comedy nicht. Im Roman darf eine Pointe zwei Seiten brauchen, im Comedy-Programm muss sie in zwei Sekunden sitzen. Aber das größte Problem: Im Roman kann ich keine Lachpausen für das Publikum einbauen – das müssen die Leser selbst hinkriegen.
In deinen Krimis spielt die Region eine große Rolle. Welche Bedeutung hat die Pfalz für dich?
Die Pfalz ist mein Zuhause, mein Herz und meine Muse – und manchmal auch meine beste Ausrede. Wenn jemand sagt: „Das kann man so nicht schreiben!“ antworte ich: „Doch, in der Pfalz geht das!“ Hier treffen Weinberge auf Mordfälle und Gelassenheit auf ein bisschen Wahnsinn. Das ist literarisches Gold.
Du sagst, dass die Personen, die in deinen Romanen auftauchen, keine Bezüge zu real existierenden Personen, die du kennst, haben. Kamen dennoch schon Leute zu dir, die meinten, sich in einer Figur erkannt zu haben?
Oh ja! Es gibt immer jemanden, der sagt: „Das bin doch ich, oder?“ Einmal kam ein Mann zu mir und meinte: „Der Mörder in Ihrem Buch – ich wusste, Sie schreiben über mich!“ Ich habe nur gelächelt und gesagt: „Nein, keine Sorge, der Mörder ist viel sympathischer.“ Boris Stijelja unterhält seine Fans nicht mehr nur als Comedian, sondern auch als Autor. Nachdem im Mai sein erster Krimi „Das Blut am Dubbeglas“ erschienen ist, steht nun mit „Die Verschwörung im Weinkeller“ Lesenachschub zur Verfügung. Darin führen die Ermittlungen unter anderem auch nach Bad Dürkheim. Im Interview berichtet der Leiter des Boulevardtheaters Deidesheim, wann er Zeit zum Schreiben findet und welche Rituale er beim Arbeiten an seinen Büchern hat.
Harald Schneider verlost „Echte Rollen“ für seine Palzki-Krimis. Wäre das auch eine Option für dich?
Klar, warum nicht? Aber meine Leser müssten wissen: Wer bei mir eine Rolle gewinnt, überlebt den Roman meistens nicht. Es wäre eher so etwas wie ein Abenteuerurlaub mit literarischem Todesrisiko. Und mal ganz ehrlich: Wer kann schon von sich behaupten, in einem Krimi spektakulär gestorben zu sein?
Deine Krimis spielen in der Traumwelt. Welche Träume würdest du dir gerne noch persönlich erfüllen?
Ich träume davon, einmal einen Roman zu schreiben, bei dem niemand errät, wer der Mörder ist – auch ich nicht. Außerdem hätte ich gerne einen eigenen Weinberg, der die perfekte Mischung aus Krimi und Cabernet Sauvignon liefert. Und wenn ich irgendwann eine eigene „Tatort“-Folge schreibe oder mein Roman verfilmt wird, bin ich wunschlos glücklich (sagt er mit einem Augenzwinkern).
Steht der nächste Krimi schon in den Startlöchern?
Absolut! Ich verrate zwar noch nichts, aber ich kann sagen: Der Wein fließt, die Spannung steigt und mindestens ein Kommissar wünscht sich, er hätte lieber Steuerberater gelernt. Bleiben Sie also dran – oder wie man in der Pfalz sagt: Des wird schee brutal!
Interview: Sandrina Lederer
LESEZEICHEN
Boris Stijelja: Die Verschwörung im Weinkeller, Milltown-Media-Verlag, Softcover, 256 Seiten.