„Wir sind eine der ältesten Quilt-Gruppen Deutschlands", erläutert Mitglied Astrid Reck, die im Februar 2005 in der Obersülzer Straße den Patchworkhimmel eröffnet hat. In ihrem Fachgeschäft hat sie auch Kursräume eingerichtet, in denen regelmäßig Workshops laufen - für Einsteiger ebenso wie für Fortgeschrittene. ,,Die gemeinsame Beschäftigung in einer Gruppe Gleichgesinnter ist Balsam für Körper, Geist und Seele", sagt sie. Die Grünstadt Quilters feiern in diesem Jahr ihr 40. Jubiläum. Sie wurden 1983 von Shirley Herzer ins Leben gerufen. Sie war vom damaligen Leiter der Volkshochschule Kirchheim gefragt worden, ob sie nicht einen Patchwork-Kurs abhalten könne, wie Reck erzählt. Schließlich sei sie doch Amerikanerin und wüsste sicher, wie man einen Quilt näht.
Die Frau von Theo Herzer, der damals noch Pfarrer in Kirchheim war, habe zu diesem Zeitpunkt allerdings selbst noch nie Patchwork gemacht, erläutert Reck. Sie habe erst einmal viel darüber gelesen, damit sie mit dem Unterricht überhaupt starten konnte. ,,Nach eigenen Angaben war sie den Kursteilnehmern immer genau eine Stunde voraus." Schnell habe Herzer eine große Schar von Menschen mit dem „Virus“ infiziert und sich selbst ebenso. ,,Dieses Virus ist übrigens äußerst gesund und hat regelrecht therapeutische Wirkung, vor allem auf die Psyche", meint die 60-Jährige lachend.
Schon bald habe man die Werke einem breiten Publikum gezeigt, etwa in den Räumen der Sparkasse. ,,Nachdem Familie Herzer von Kirchheim nach Grünstadt gezogen war, weil Theo Herzer Dekan wurde, trafen sich die Grünstadt Quilters im Martinssaal und sind seitdem offiziell eine Kirchengruppe", gibt Reck Einblicke in die Historie. Weitere Ausstellungen folgten, zum Beispiel 1996 in der Friedenskirche. Schließlich wurde ein fester Schauraum im Seniorenheim Haus am Leininger Unterhof gefunden. Bis zum Beginn der Corona-Krise gab es dort jährlich eine Herbst-Ausstellung mit Verlosung eines Gemeinschaftsquilts für einen guten Zweck. In den 1990er Jahren war die Gruppe bis auf 60 Mitglieder angewachsen. Monatlich gab es zwei Treffen, eines vormittags und eines abends, damit auch Berufstätige dabei sein konnten. Da es zu dieser Zeit noch nicht viele Quiltgruppen in Deutschland gab, kamen die Teilnehmer auch aus größerer Entfernung. Als Dekan Herzer 1998 in den Ruhestand ging und das Ehepaar ins Saarland zog, schrumpften die Grünstadt Quilters. „Zum einen waren viele Ältere vor allem wegen Shirley dabei. Auch hatten sich inzwischen andere Gruppen gebildet, die näher am eigenen Wohnort agieren", erläutert Reck. Heute zählen die Grünstadt Quilters noch circa 20 Mitglieder und man trifft sich nur einmal monatlich, immer am ersten Mittwoch um 19 Uhr im Martinssaal.
Erstmals seit der Pandemie sollen jetzt die Werke wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden. Aus gegebenem Anlass sind diese in den Maßen 40 mal 40 Zentimeter angefertigt. Schon im Juni werden sie in Schaufenstern in der Fußgängerzone zu sehen sein. Die große Ausstellung findet dann im Sommer in der Martinskirche statt, vom 24. Juni bis 2. Juli. Pfarrerin Traude Prün, selbst Mitglied der Grünstadt Quilters, wird im Gottesdienst vor der Vernissage eine Predigt zu der Nähkunst halten. „Häufig sieht man sie mit einer selbst gepatchten Stola über ihrer Albe", sagt Reck. Am letzten Ausstellungstag wird der Gewinner des Gemeinschaftsquilts ermittelt. „Das diesjährige Werk wird zugunsten der Hans-Zulliger-Schule verlost und erstmals während des Aktionstages ,Bella Italia' präsentiert", erläutert Reck. Am Stand der Quilters neben dem Naturkostladen Herrlisch können auch Lose gekauft werden. abf