Die Zeit prägt ihre Menschen. Aber manche Menschen prägen auch ihre Zeit. Josef Schaub prägte die Nachkriegszeit in der Pfalz. Ohne sein Ansehen, seinen Mut, sein unternehmerisches Können und ohne seine Liebe zur Heimat wäre die RHEINPFALZ nicht geworden, was sie bald war und geblieben ist: die Stimme der Pfalz und die auflagen- und reichweitenstärkste Tageszeitung in Rheinland-Pfalz.

Josef Schaub stammt aus einer kinderreichen Winzerfamilie in Deidesheim, wo er 1899 geboren wurde. Als Soldat im Ersten Weltkrieg verwundet, kehrte er 1919 aus Frankreich nach Neustadt zurück, machte eine Ausbildung zum Redakteur. Ab 1921 half er mit, in Ludwigshafen die „Neue Pfälzische Landeszeitung“ aufzubauen. Er ist deren stellvertretender Geschäftsführer, als die Nationalsozialisten die Zeitung 1936 verbieten. Schaub erhielt Berufsverbot, tauchte zeitweise unter. Weil er sich mit den Nazis nicht eingelassen hatte, bekam er im Namen der französischen Besatzungsmacht den Auftrag, Zeitungen für die Vorder- und die Westpfalz zu entwickeln. Schaub gelang das schier Unmögliche, und er brachte am 29. September 1945 die erste Ausgabe der RHEINPFALZ heraus. Binnen eines Jahrzehnts wurde sie zu einer der großen Regionalzeitungen Deutschlands.

Josef Schaubs verlegerische Vorgabe war von seinen Lebenserfahrungen geprägt. Er wendete sich gegen Rassismus und Nationalismus, trat für Frieden, Freiheit und Menschenrechte ein, befürwortete die Aussöhnung mit Frankreich und den Aufbau eines geeinten Europas. Dieses verlegerische Erbe ist seinen beiden Nachfolgern Verpflichtung. Josef Schaub ist 1978 gestorben. Dieter Schaub war 26 Jahre, als er 1964 von seinem Vater Josef den RHEINPFALZ-Verlag übernahm.
Der 1937 in Wesel geborene und in Neustadt aufgewachsene Dieter Schaub war gut vorbereitet. Als promovierter Jurist hatte er bei Zeitungsverlagen gelernt. Er machte aus dem pfälzischen Verlag einen deutschen Medienkonzern, der seit 1987 als „Medien Union Ludwigshafen“ (MUL) firmiert. 1969 etwa erwarb er eine Beteiligung am „Stuttgarter Zeitungsverlag“, war 1974 Mitbegründer der „Südwestdeutschen Medien Holding“ und hielt mit 44,36 Prozent den größten Anteil an ihr. Er brachte die Illustrierte Programmzeitschrift „IWZ“ auf den Markt, war Mitgründer der „Sonntag aktuell“, kaufte den Westermann-Schulbuch-Verlag in Braunschweig und schuf mit anderen Verlegern private Radiosender. 1990 kaufte er die „Freie Presse“ Chemnitz. Nach 30 Jahren als Verleger übergab Dieter Schaub die Verlagsführung 1994 an Sohn Thomas.

Thomas Schaub ist 1962 in Neustadt geboren. Er ist promovierter Informatiker. Komplexe technische und organisatorische Prozesse sind sein Metier. Er ist mit der Zeitung aufgewachsen und hat Praktika in Verlagen gemacht, versteht somit auch etwas vom journalistischen Handwerk. Seine 32-jährige Ägide als Verleger ist geprägt von technischem Fortschritt und dem Bewahren journalistischer Qualität. Er ist Miterfinder der Freizeitbeilage „LEO“, löste 2007 die „Sonntag aktuell“ durch die moderne „RHEINPFALZ am SONNTAG“ ab. 2015 stimmte er einer ehrgeizigen Digitalstrategie zu und arbeitete an einer Vision mit.
Thomas Schaub kaufte 2002 die Schulbuchverlage Schroedel und Diesterweg, 2007 stieg er mit der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) beim „Süddeutschen Verlag“ ein. Seit 2008 ist er Mitherausgeber der „Süddeutschen Zeitung“.
Wie Großvater Josef und Vater Dieter ist Thomas Schaub der Pfalz und seinem Heimatort Neustadt tief verbunden. Ein paar Jahre möchte er die RHEINPFALZ und die Medien Union noch führen. Dann wird die vierte Generation an der Reihe sein. MICHAEL GARTHE
Quelle: DIE RHEINPFALZ 1945 bis 2020. Geschichte der Zeitung für die Pfalz. Herausgegeben von Michael Garthe und Annette Weber, 2021.