Ein Text, der in Sekunden fertig ist. Ein Bild, das nie fotografiert wurde. Eine Stimme, die klingt, als käme sie von einem Menschen. Künstliche Intelligenz (KI) macht all das möglich und verändert damit auch den Journalismus. Für Redaktionen bedeutet sie Hilfe im Alltag, für Leserinnen und Leser neue Angebote. Gleichzeitig bringt sie Risiken mit sich, die bedacht und diskutiert werden müssen.

In der RHEINPFALZ-Redaktion wird KI längst genutzt. Programme prüfen die Grammatik und die Rechtschreibung der Texte. Der große Vorteil: Die KI bekommt keine müden Augen und ist auch beim Lesen des zehnten Textes noch topfit. So lässt sich die Fehlerquote in unseren Texten weiter senken. Nichts ärgert einen Autor mehr als ein Rechtschreibfehler, der zu spät auffällt.
Mit der Einführung von KI im Redaktionsalltag hat sich die RHEINPFALZ Leitlinien zum Umgang damit gegeben. Dort steht zum Beispiel, dass wir keine generischen Texte mit der KI erstellen. Heißt, wir bearbeiten ausschließlich Texte, die von einem Autor geschrieben wurden. Je nach Bedarf können wir diese nicht nur auf Rechtschreibung prüfen, sondern auch Füllwörter entfernen oder mehrere Texte zusammenfassen. Die KI selbst wird nicht als Autor eingesetzt. Ebenso erstellen wir keine fotorealistischen Bilder mit KI.
Daten zeigen, welche Themen besonders stark geklickt werden und wie lange sie gelesen werden. Das Ziel ist, Inhalte gezielter auszuspielen. Artikel, die besonders gefragt sind, bekommen mehr Sichtbarkeit. Newsletter können individueller gestaltet werden, sodass jede und jeder genau die Themen erhält, die sie oder ihn interessieren. Außerdem erscheinen Geschichten dann, wenn sie die größte Aufmerksamkeit erzielen. Auch dabei wird immer häufiger KI eingesetzt. Trotzdem wird auch hier der Mensch immer eine Rolle spielen. Als RHEINPFALZ stehen wir für Werte wie Seriosität und Glaubwürdigkeit. Diese kann nur ein Mensch umsetzen, eine KI sicher nicht. In der gedruckten Zeitung selbst wird getestet, ob Seitenlayouts von KI vorbereitet werden können, um Abläufe zu beschleunigen.
KI kann Routinearbeiten übernehmen und schafft damit Freiraum für das Wesentliche und für das, was Journalismus ausmacht: Recherche, Interviews, Reportagen. Große Datenmengen lassen sich schneller auswerten, lange Dokumente in Minuten durchsuchen. Auch neue Formate werden möglich, von datenbasierten Visualisierungen bis zu kurzen Videos, die ohne viel Aufwand erstellt werden können.
Bei allen Chancen, die die KI bringt, Fehlerfreiheit ist nicht garantiert. Sprachmodelle können Fakten verdrehen oder falsche Zusammenhänge herstellen. Urheberrecht und Datenschutz sind rechtlich nicht abschließend geklärt. Zudem droht die Gefahr, dass Texte austauschbar wirken, wenn sie automatisiert entstehen. Eine Regionalzeitung lebt jedoch von ihrer eigenen Handschrift und der Nähe zu den Menschen vor Ort.
Deshalb bleiben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unser wichtigstes Gut. In der RHEINPFALZ gilt: KI ist ein Hilfsmittel, kein Autor. Uwe Renners