In diesen acht Jahrzehnten hat sich nicht nur unsere Zeitung weiterentwickelt - auch unsere Leserschaft ist bunter, vielfältiger und generationsübergreifender geworden.
Eines ist offensichtlich: Der Wandel, den wir als Gesellschaft, aber auch als Medium erleben, verläuft heute rasanter denn je. Was in der vorindustriellen Zeit Jahrhunderte, später viele Jahrzehnte dauerte, geschieht mittlerweile in wenigen Jahren: Weltbilder, Werte und Mediengewohnheiten wandeln sich von Generation zu Generation tiefgreifend.
Unsere lebenserfahrensten Leserinnen und Leser begleiteten bereits die Jugendjahre der RHEINPFALZ. Ihre Kinder - die Generation der Babyboomer - wuchsen auf mit Fernsehfamilien und geleitet von Protestbewegungen, Technikoptimismus und dem Willen zu gesellschaftlichem Fortschritt. Die Generation X, in den späten 60er- und 70er-Jahren geboren, begegnete dem Zeitgeist oft mit kritischem Blick, geprägt von „No Future“ Stimmung, Individualität und Subkulturen. Die Millennials, „Digital Natives“ der ersten Stunde, suchten Selbstverwirklichung zwischen Globalisierung und dem Aufbruch ins Internetzeitalter - sie informierten sich längst nicht mehr ausschließlich durch das gedruckte Blatt. Mit der heutigen Generation Z sind nun junge Erwachsene und Teenager herangewachsen, für die Social Media, Clips und Algorithmen ganz selbstverständlich den Alltag und das Weltbild mitprägen; Nachrichten werden in Sekundenschnelle geteilt oder bewertet, es wird innegehalten oder weitergewischt.
Warum sage ich das? Weil unser Anspruch als Zeitung nur einer sein kann: Generationen zu verbinden, Lebenswelten abzubilden, Debatten zu ermöglichen und Orientierung zu geben - unabhängig vom Medium. Wir wissen: Die Glaubwürdigkeit und Tiefe einer gut recherchierten Geschichte bleibt unverzichtbar. Aber längst erreicht sie ihre Leserschaft nicht mehr nur am Frühstückstisch in der gedruckten Ausgabe, sondern auch per App, auf unserer Website und in sozialen Netzwerken - nicht statisch, sondern dialogisch und multimedial.
Dabei geht es nicht um einen Gegensatz von Alt und Neu, Papier und Pixel, sondern um Ergänzung: Die einen lieben den vollen Überblick beim Zeitunglesen im Café oder am Küchentisch. Andere greifen zum Smartphone auf dem Weg zur Arbeit, teilen und kommentieren die Nachrichten ihrer Heimat. Von den Protestliedern der Boomer bis zu Tiktok-Trends der Gen Z, vom Leserbrief bis zum Social-Media-Kommentar - unsere Zeitung ist Fundstück regionaler Identität und Fenster in die Welt.
Wir betrachten es als unseren Auftrag, diesen vielfältigen Kultur- und Medienwandel nicht nur zu beschreiben, sondern selber aktiv mitzugestalten. Denn eines bleibt trotz aller Veränderungen: die Sehnsucht nach vertrauenswürdiger Information, nach Einordnung und nach einer Plattform für konstruktiven Dialog.
Im Namen des gesamten Teams danke ich allen Generationen, die uns seit Jahrzehnten die Treue halten oder uns gerade erst entdecken. Die Zukunft unserer Zeitung bleibt spannend - sie bleibt gedruckt, wird zugleich immer digitaler und - vor allem - bleibt immer nah an Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern. Lassen Sie uns gemeinsam weiter an einer lebendigen, offenen und vielfältigen Medienlandschaft arbeiten! Holger Martens