„Auf die Plätzchen, fertig, los“ – das war vor Jahren der alljährlich Anfang Dezember wiederkehrende Titel einer Seite voller Plätzchenrezepte. Die erschien zunächst in der „Mittelhaardter Rundschau“ in Neustadt und Umgebung, wurde aber von fast allen Lokalredaktionen gerne übernommen. Etliche Leser fragten oft schon im November nach, ob sie wieder mit neuen Inspirationen für weihnachtliches Backwerk rechnen könnten.Wann sie zum ersten Mal erschienen ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Fest steht jedoch: Erfunden hatte diese Seite der Neustadter Redakteur Werner Hesse, der 2007 nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen und vor wenigen Jahren gestorben ist. Er war zeit seines Lebens ein ebenso leidenschaftlicher wie begnadeter Koch und Bäcker, bei dem noch mit Butter, Sahne und Zucker gearbeitet wurde, nicht mit Margarine, Sojamilch und Süßstoff. Unvergessen sind seine mürben Heidesand-Plätzchen oder die knackigen Zimtpittli – Klassiker, die auf seiner Plätzchenplatte für die Redaktion nie fehlen durften. Aber selbstverständlich gab es jedes Jahr neue Inspirationen, und es konnte durchaus sein, dass er 22 Rezepte ausprobierte, um sieben oder acht für die aktuelle Seite vorzuschlagen.Einmal hat Hesse auch von einem Hobbybäcker berichtet, der nach 9999 akribisch durchgezählten Plätzchen als Krönung einen großen Stern gebacken habe. Vermutlich war er das selbst. Ein andermal hat er auch von jenem Zeitgenossen erzählt, der meinte, die Weihnachtsbäckerei auf den letzten Drücker erledigen zu können, und der anstelle des Lebkuchen- das Leberknödelgewürz erwischt hat – aber ein solcher Flüchtigkeitsfehler wäre für Werner Hesse untypisch gewesen, ungeachtet des sportlichen Seitentitels. boe
Riskanter Auftrag: Schmuggeltour ins Saargebiet
Riskant sei der Auftrag gewesen, mit dem man auf einen Schlag die technische Kapazität einer Redaktion verdoppeln wollte. So beschrieb der inzwischen verstorbene Christian Schweppenhäuser, bis zum Ruhestand 1997 Redaktionsleiter in Zweibrücken, seinen Spezialauftrag, der ihn Mitte der 50er-Jahre ins Saargebiet führen sollte.
Die RHEINPFALZ-Hauptgeschäftsstelle Kaiserslautern hatte für die Redaktion Homburg eine ihrer Reiseschreibmaschinen abgeben müssen. Um die Schreibmaschinen-Kapazität der „Westpfälzischen Rundschau“ auf zwei zu erhöhen, musste jedoch eine Zollgrenze überquert werden. Denn die Franzosen hatten die Kontrolle über das Saargebiet. Der damals 24-jährige Schweppenhäuser machte sich also auf, das kostbare Gerät mit dem Bahnbus die zehn Kilometer von Zweibrücken nach Homburg zu transportieren, „voll dunkler Ahnungen, dass an der Stadtgrenze, am Kaplaneihof, der französische Zoll mit Argusaugen nach Konterbande suchen könnte. Tatsächlich nutzte es gar nichts, den Mantelzipfel vor den unter dem Sitz verstauten Schreibmaschinenkoffer zu breiten und ehrlich zu gucken“, erinnerte sich Schweppenhäuser 2005. Der Zollbeamte habe „das Corpus Delicti“ auf Anhieb erspäht. Mit Autorität in der Stimme und in elsässischemDialekt habe er gesagt: „So geht das net!“ Und den „Schmuggler“ zurückgeschickt.
Dieser versuchte es daraufhin mit dem Zug, spöttisch beäugt von zwei deutschen Zöllnern. „Du bischt ball widder do“, gaben sie ihm mit auf den Weg. Und so geschah es: „Erster Halt in Einöd, Kontrolle beim Zoll, strenges Kopfschütteln und ,So geht das net’ – und wieder zurück nach Zweibrücken, wo die Zollbeamten sich ein zufriedenes ,Siehschde’ nicht verkneifen konnten“, erzählte Schweppenhäuser. Aber aller guten Dinge sind drei. Und so versuchte er es noch einmal mit dem Bahnbus, „diesmal wieder mit ehrlichem Gesicht, aber mit offen in die Sitzreihe gestellten Koffer. Und wieder der baumlange Douanier, der stolz auf die Frucht seiner Erziehung und die Wirkung seiner Autorität verkündete: ,Siehschde, es geht doch!’“ büt