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75 Jahre DIE RHEINPFALZ

Kein Tag ohne Kino

UNSERE FRAU FÜR FILM: Dass 2007 ein deutscher Film einen Oscar gewann, daran hatte auch eine RHEINPFALZ-Kollegin ihren Anteil: Andrea Dittgen, Kulturredakteurin in Zweibrücken und Filmexpertin. Sie schreibt nicht nur für die Zeitung, sondern sie forscht auch. Sie hat einen Pfälzer Regisseur entdeckt, von dem niemand wusste, dass er aus der Region stammt.

Kein Tag ohne Kino

„And the Oscar goes to…“: Andrea Dittgen war zweimal Mitglied der deutschen Auswahlkommission.

„Hebamme eines Traums“ – so heißt der RHEINPFALZ-Artikel, in dem Andrea Dittgen beschreibt, wie sie mithalf, dass der deutsche Film über einen Stasi-Offizier, der ein Ehepaar abhört („Das Leben der Anderen“), 2007 einen Oskar als bester ausländischen Film erhielt. Die Kulturredakteurin, seit 1991 in der Lokalredaktion Zweibrücken, die in Berlin und Saarbrücken wohnt, war damals im Vorstand des Verbandes der deutschen Filmkritik. So wurde sie Mitglied der neunköpfigen Jury, die entschied, welchen Film Deutschland ins Oscar-Rennen schicken würde.Fürs Kino begeistert hat sich die promovierte Sprachwissenschaftlerin schon als Kind in den 60er-Jahren in Südfrankreich: Schon mit vier Jahren ging sie dort jede Woche ins Kino. Mit dem Kindergarten. „Für mich war dies das Normalste der Welt“, erzählt sie. Sie sah Zeichentrickfilme, Disney-Filme, französische Kinderfilme. Auch als sie Anfang der 70er wieder in der Nähe ihres Geburtsortes Saarbrücken lebte, endeten die regelmäßigen Kinobesuche nicht: Es gab ein Kino am Ende der Straße, die Nachbarin war Kartenabreißerin, die Zehnjährige kam kostenlos rein. Sie erinnert sich an Komödien wie die über den tollen VW Käfer Dudu und Abenteuerfilme und sagt: „Alles nichts Besonderes.“                   

Das Besondere kam erst 1980, als sie Germanistik studierte und montagmorgensum8 Uhr – „also zu einer unmöglichen Zeit“ – den Kurs „Sprache des Films“ belegte. Eine Besonderheit: Der Dozent besaß einen Videorekorder, damals eine Seltenheit. Sie begann, sich für Hitchcock-Klassiker wie „Psycho“ zu begeistern. Erst recht, als sie drei Jahre später in Heidelberg das Latinum in einem Intensivkurs nachholte. „Weil’s so öd’ war, bin ich jeden Tag ins Kino.“ Jeden Abend einen anderen Klassiker, um 22 Uhr, für fünf Mark. „Da hat das Exzessive angefangen“, erinnert sie sich und erzählt, wie sie – zurück in Saarbrücken – anfing, selbst Kino zu machen.

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Andrea Dittgen FOTO: MOSCHEL

Nicht Filme drehen, Filme zeigen, in der Unifilm-Gruppe. Auswählen, bestellen, mit den Verleihern verhandeln, kalkulieren. Einmal pro Woche ein Kommerzfilm, der die Besucher lockte und das Geld reinbrachte, damit man noch einen zweiten, künstlerisch anspruchsvolleren Film zeigen konnte. Aus Frankreich, aus Großbritannien, aus Japan. „Was für einen Bond müssen wir zeigen, damit wir das finanziert bekommen?“, schildert es die Filmvorführerin – „35 Millimeter, mit Schein.“ Sie hat gelernt, wie man Filme klebt, aufrollt, überblendet – „Sachen, die heute kein Mensch mehr braucht“.

Durch die Arbeit bei Unifilmbegann sie, sich für Stummfilme und den französischen Filmzu interessieren und ab Mitte der 80er-Jahre auf Filmfestivals zu fahren. Da stieß sie auf ein Geheimnis. Auf einem Stummfilmfestival in Italien sah sie 1994 einen Film, dessen Regisseur aus Saarbrücken stammte: Franz Hofer (1882–1944), ein Künstlername, wie sich herausstellte. Zu einer Zeit, als man noch nicht per E-Mail kommunizierte, sichtete sie Nazi-Akten, forschte in Archiven, schickte Faxe. „Das hat Spaß gemacht.“
                      

Sie fand das korrekte Geburtsdatum und den richtigen Namen des Regisseurs heraus, trieb in Russland, Dänemark und den Niederlanden Kopien der Filme auf, schrieb ein Buch und organisierte 1999, zum 1000. Jubiläum der Stadt Saarbrücken, eine Franz-Hofer-Retrospektive, die vom Münchner Filmmuseum übernommen wurde. Und natürlich entdeckte sie durch diese Arbeit wieder etwas Neues: die Mitarbeit am wichtigsten deutschen Filmlexikon „Cinegraph“.

Dieses Jahr hat sie ein weiteres Geheimnis gelüftet: Sie forscht zu Leo de Laforgue, ein 1902 geborener Dokumentarfilmer, dessen Berlin-Filme Furore machten. Er war Kameramann bei Leni Riefenstahls „Olympia“, wohnte bis zu seinem Tod 1980 am Ku’damm, war später Maler und Romanautor. Geboren wurde der Regisseur, dessen Nazi-Vergangenheit sie gerade untersucht, in Grumbach, Preußen. Dem ging sie nach. Und dabei fand sie heraus, dass das einst preußische Grumbach das Grumbach im Kreis Kusel ist. Auf die Idee kommt man halt nur, wenn man sich in der Pfalz ein bisschen auskennt. VON THOMAS BÜFFEL

ZUR PERSON

Filmexpertin Andrea Dittgen

„Kein Tag ohne Kino.“ Sagt Andrea Dittgen. Und fügt sofort an: „So heißt auch ein Buch über den Stummfilm.“ Die Filmkritikerin der RHEINPFALZ schreibt nicht nur Zeitungsartikel, sie hat auch an einer Reihe von Büchern mitgearbeitet. Man fragt sie, „weil ich mich im französischen Kino gut auskenne“. Dazu zählen Reclam-Sammelbände zu Filmgenres – Film noir und Heimatfilm international –, eine Aki-Kaurismäki-Monografie, die filmpädagogischen Jahrbücher „Sequenz“ des Goethe-Instituts Nancy und das Berlinale-Buch zu Shirley MacLaine. Sie schreibt für das deutsche Filmlexikon „Cinegraph“, für die Zeitschrift „Filmdienst“, für ausländische Zeitschriften wie „Sight & Sound“ in Großbritannien, hält Vorträge an Universitäten.

Von 2004 bis 2012 war sie im Vorstand und Geschäftsführerin des Verbandes der deutschen Filmkritik. Sie war zweimal Mitglied der deutschen Auswahlkommission für den Oscar und vier Jahre Mitglied der Filmförderkommission von Kulturministerin Monika Grütters. Sie berät Arthouse-Kinos, die Themen suchen, fährt zu Festivals wie der Berlinale, nach Cannes und Toronto.

Ihr Lieblingsregisseur ist Yasujiro Ozu (1903–1963), „der in Variationen immer denselben Film gedreht hat“. Von ihm ist auch ihr Lieblingsfilm: „Tokyo monogatari“, eine Familiengeschichte. „Als ich ihn das erste Mal in den 80er-Jahren in Mannheim sah, musste ich weinen, die ganzen zwei Stunden lang, weil er so toll ist“, erzählt sie. Nicht nur das: „Als ich ihn das zweite Mal sah, 2003 bei der Berlinale, ging es mir wieder so.“

Andrea Dittgen besitzt etwa 3000 Filmbücher in sieben Sprachen – „aber nur etwa 500 DVDs, denn ich gehe ja lieber ins Kino“. bfl

S wie… Support

Rheinpfalz-ABC

Die Anzahl der Anwendungen, die sie beherrschen müssen, liegt bei knapp über 100. Und auch wenn nicht jeder alle Programme aus dem Effeff kennt: Wenn es den Begriff „multifunktional“ nicht gäbe – für den RHEINPFALZ-IT-Support mit Teamleiter Wolfgang Sauer müsste er erfunden werden. Frank Eberhahn, seit 1995 dabei, ist der Dienstälteste der Truppe, Esther Bogdan – die einzige Frau im Support – kam kurz danach. Mihaly Kiss, Timo Kotelenez, Felix Kerkow, Marc Köbrich und Andreas Kreitner sind inzwischen aber auch „alte Hasen“, wenn es darum geht, den von den Tücken der Dienstprogramme geplagten Anwendern zu helfen.

70 Hilferufe pro Tag sind keine Seltenheit

Wie schafft man es, von SAP über die Office-Programme bis hin zu den Tiefen der Redaktionssoftware NGen alles zu kennen? „Mal ist es die Mitarbeit im Projekt, mal ist es aber auch einfach Learning by Doing“, erklärt Mihaly Kiss. Schließlich hat jeder seine Spezialgebiete. Das Erstaunliche: Etwa die Hälfte der Truppe hat ursprünglich einen kaufmännischen Beruf gelernt. Nur Köbrich und Kerkow haben einen technischen Hintergrund; Kreitner hat nach seiner Lehre als Verlagskaufmann noch eine technische Fortbildung angeschlossen.

Die Arbeit ist vielfältig, aber auch anstrengend. Rund 70 Hilferufe (im Support-Jargon „Calls“) sind keine Seltenheit. Zur „Erste Hilfe“-Leistung hinzu kommen noch Projektarbeit und Sonderaufgaben. 2020 war für den Support ein Ausnahmejahr. Das Team hatte zusätzlich zum Tagesgeschäft die Einrichtung von weit über 100 mobilen Arbeitsplätzen und auch die Betreuung der zu Hause Arbeitenden zu leisten. Fast ein Fulltime-Job ist der Bereich Änderung und Neuanlage von Anwendern. Und noch etwas kostet enorm viel Zeit – wenn auch nur einmal im Vierteljahr: die Umstellung der Passwörter. Wer – siehe oben –mit so vielen Anwendungen zu tun hat und für jede quartalsweise ein neues Passwort braucht, muss sich ein bisschen Zeit nehmen. bpel