Der Obermoscheler Mundartdichter wurde von keinem geringeren als dem großen Pfälzer Poeten Paul Münch geadelt, in dem dieser einst Müller als „gottbegnadeten Dichter“ betitelte. Er selbst, so Münch, sei nur ein „Reimeschmied“. Müller schrieb neben seinen Mundartdichtungen in Versform auch Prosawerke in Hochdeutsch, so unter anderem „s Lorche vom Hof“ oder 1920 „Die Schneidmüllersbuben“. Während im zuletzt genannten Werk das Pfarrhaus eine Rolle spielt, ist „S Lorche vom Hof“ vom christlichem Glauben geprägt.
Enge Verwurzelung mit der Nordpfalz
Geboren am 17. Juni 1861 in der Entengasse in Obermoschel war Müller mit der Nordpfalz, ihrer Landschaft und mit ihren Menschen eng verbunden und verwurzelt. Seine Liebe zur Heimat drückte er in diesen kurzen Worten aus:
Deheem is deheem - Unn wann aach die Welt
do drauẞe ehm funkelt und lacht,
Un wann auch das Geld uff de Gasse dort leiht,
- 's werd aach vun Babier nor gemacht!
Ja, wär aach das Lewe draus een Holdriho,
- Deheem ist deheem - un ich - ich bleib do!
Mit Leib und Seele auch die Pfalz geliebt
Laut dem 2018 im Alter von 104 Jahren verstorbenen ehemaligen Dekan von Obermoschel, Eugen Rapp, der im Verlag Franz Arbogast das Buch „Richard Müller - E Pälzer Dichter“ veröffentlicht hat, liebte Müller neben seiner engeren Heimat auch die Pfalz mit „Leib und Seele Müller ist also kein engstirniger Lokalpatriot gewesen. Mit folgenden Worten beschrieb er das:
Unser Palz das weeß der Kenner,
,s der Middelpunkt der Welt!
Un ejeder dauert ehm,
der net in de Palz deheem!
Die Pfalz-Liebe kommt auch in folgendem Gedicht vor:
Mein Pfalz
In de Palz seinmer deheeme,
In dem Ländche links vum Rhein!
Och- do misst mer sich jo schäme,
Wollt, mer do net luschtig sein!
Dann zum Heule hott die Palz
Gar keen Ambuschur am Hals!
Dozu ist die Luft zu flichtig
Un de Wald zu frisch und grien!
Dozu is de Wein zu süffig
Un die Mädcher gar zu schien!
Dozu stickt im Pälzer Blut
Zu viel Luscht und Iwwermut!
Duwwack wachstuff unsre Felder,
Korn un Riewe glei debei,
Has und Rehböck in de Wälder
Und die Schinke uff de Säu!
Un e Weinche - do baẞ acht,
Wie der leicht un selig macht!
Schweig drumm still vun annre Länner,
Redden nix vun Gut und Gelt,
Unser Palz - das weeß der Kenner,
ist der Middelpunkt der Welt!
Un e jeder dauert ehm,
Der net in de Palz deheem!
Eines seiner letzten Gedichte - verfaßte Richard Müller am 6. Juni 1924, wenige Wochen vor seinem Tod. Es trägt den Titel
Mein Dinntefaẞ
Jch habb mein groß, ald Dintefaẞ,
Vom Vadder schunn geerbt,
Do dunk und schreib un dicht ich daraus,
Bis daß de Richard sterbt.
Viel dausend Spukte stecke drinn
Manch Liedche froh un hell
Un wann's net grad voll Butze is,
Dann laafts draus, wie e Quell!
Jetz hott mer aach e guder Freind
E Schrebizeig noch verehrt,
Druff hockt e Sphinx met dicke Aa
Verdrosse un gelehrt.
Doch dunk ich dort die Fedder ein,
Do gurrts glei owwenaus,
Uff Stelze gehen dr all' die Vers,
Zu eng werd Stubb un Haus!
Neen, neen, do stubbt mer besser doch
Sein Fedder in das Glas,
Das ehm der Herrgott zugedeelt
- dann werd's am beschde was!
Müller fing schon in jungen Jahren an zu schreiben. Mit Gedichten, Novellen, Romanen und kleinen Theaterstücken - alle auf Hochdeutsch - macht er mächtig Furore. Er engagierte sich fürs Theater und mit Schulkameraden führte er die Stücke auf. Seine hohe Begabung lag jedoch in der pfälzischen Mundartdichtung und im Nordpfälzer Dialekt. Im Alter von 28 Jahren heiratete er Philippine Vogt vom Montforter Hof. Zwei Söhne wurden geboren. Müller engagierte sich auch ehrenamtlich und war in schwierigen Zeiten auch Bürgermeister. Am 5. August 1924 verstarb Müller in seinem „Loschement“, wie er sein Haus in der nach ihm benannten Richard-Müller-Straße immer nannte. Als Ehrenbürger der Stadt Obermoschel genießt er ewiges Ruherecht auf dem Friedhof. An seinem Haus erinnert eine Tafel an den Mundartdichter, der in seiner Pfälzer und Nordpfälzer Heimat bleibende Spuren hinterlassen hat. moh