Die Moschellandsburg, von den Obermoschelern auch liebevoll „es Schloss“ genannt, liegt hochüber dem alten Städtchen und gibt einen Hinweis auf die einstige Bedeutung von Obermoschel, dessen Verleihung der Stadtrechte vor 675 Jahren ja nicht grundlos erfolgte. Wurden doch im Landsberg und der näheren Umgebung seit dem Mittelalter bedeutende Quecksilber- und Silbervorkommen gefunden und ausgebeutet.
Die Ruinen, die noch immer die beeindruckende Ausdehnung der Burg erkennen lassen, bietet dem Besucher ein herrliches Ambiente und einen unvergesslichen Weitblick über die nordpfälzische Hügellandschaft. Dies war wohl auch der Grund, warum die Burg in den 50er Jahren als Drehort für den Film „Schinderhannes“ mit Curd Jürgens und Maria Schell ausgewählt wurde. Die genaue Entstehungszeit der Landsburg als Lehen des Bistums Worms ist unklar. Möglicherweise wurde sie während der Regierungszeit von Graf Gerlach, dem zweiten Sohn des Nahegaugrafen Emich I., zwischen 1112 und 1146 erbaut oder ausgebaut. Nach dem Bau nannte sich Gerlach „Graf von Veldenz“ nach seiner Burg an der Mosel.
Die erste dokumentierte Erwähnung der Burg fand 1255 in einem Kaufvertrag mit dem Kloster Eberbach im Rheingau statt. Im Jahr 1444 verstarb Graf Friedrich III. von Veldenz ohne männliche Erben. Seine Tochter Anna heiratete den Pfalzgrafen Stephan, und so entstand das Herzogtum „Pfalz-Zweibrücken-Simmern“ Unter Stephans Sohn Ludwig „dem Schwarzen“ wurde die Burg von 1453 bis 1489 dann zur starken Festung ausgebaut. Während des 30-jährigen Krieges ab 1618, wurde die Burg erheblich beschädigt. Danach diente sie bis 1681 als Stammsitz einer Zweibrücker Nebenlinie, der Grafen von Landsberg, bevor sie 1620 kampflos von den Spaniern unter General Heinrich von Berg eingenommen wurde. In den nachfolgenden Jahren eroberten die Schweden 1631 die Burg, bevor vier Jahre später, die kaiserlichen Kroaten die Burg erneut stark zerstörten.
Im 17. Jahrhundert wurden die zum Schloss umgebauten Gebäude zum Witwensitz, in dem die Herzoginnen Magdalena von Jülich und Kleve bis 1635 und Juliane Magdalena bis 1672 lebten. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges im Jahr 1689 wurde die gesamte Pfalz, einschließlich der Landsburg, von den Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. verwüstet.
Nach den Kriegen der französischen Revolution, wurde die Ruine der Landsburg im 19. Jahrhundert von Privatleuten erworben und als Steinbruch genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts ging die Anlage dann in den Besitz der Stadt Obermoschel über.
In den 1920er und -30er Jahren wurden einige Teile der Burg dann zwar gesichert, die Arbeiten erfolgten jedoch oft unsachgemäß.
Von 1977 bis 1983 wurden durch die Stadt umfangreiche Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. Aus dieser Zeit stammt auch die Schutzhütte, die über den Kellergewölben errichtet wurde.
Seit 2001 gibt es den „Verein zur Unterhaltung der Moschellandsburg e.V.“ der die Stadt Obermoschel dabei unterstützt, die Burgruine zu erhalten und zu pflegen. So wurden außer den denkmalpflegerisch notwendigen Erhaltungsarbeiten bislang zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Moschellandsburg auch für Veranstaltungen nutzen zu können. Jüngstes Projekt von Stadt und Förderverein war der Ausbau des Zugangsweges in die Burg, der es nun auch alten und eingeschränkten Personen ermöglicht, fuẞläufig in die Burg zu gelangen.
Highlight der Veranstaltungen, die in der Burg stattfinden ist der Mittelaltermarkt, den die Stadt seit 25 veranstaltet und der am Wochenende nach Pfingsten jedes Jahr rund 8000 Zuschauer anzieht.
Außerdem ist es möglich die Burganlage für private Veranstaltungen wie Hochzeits- und Geburtstagsfeiern anzumieten. Durch die Mittel, die so erwirtschaftet werden, soll der jetzige Zustand der Burg dauerhaft gesichert werden. Hans Ruppert
Als Obermoschel eine französische Mairie war
Bei Ausbruch der französischen Revolution gehörte Obermoschel zum wittelsbachischen Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Seit Jahrzehnten wuchs und blühte die Stadt, vor allem durch den Bergbau, der damals am Landsberg betrieben wurde.
Bereits ab Februar 1793 erreichte der Erste Koalitionskrieg das Herzogtum mit voller Wucht: Die Revolutionäre drängten zum Anschluss an die Französische Republik, was die meisten Obermoschelerinnen und Obermoscheler jedoch ablehnten. Der damalige Bürgermeister Peter Collmender und der herzogliche Amtsschultheiß Wilhelm Welsch wurden sogar inhaftiert. Wiederholt wechselten sich deutsche und französische Streitkräfte bei der Besetzung des Ortes ab, es kam zu kämpfen und Plünderungen auch innerhalb der Stadt. Beide Seiten forderten hohe Lieferungen an Lebensmitteln, Schuhen und anderen Gütern. Die Stadt machte hohe Schulden, die Bürgermeister Collmender in Teilen privat zu finanzieren suchte, was ihn schließlich völlig ruinierte. Wilhelm Welsch bemühte sich erfolgreich um Schutzzusagen für den Bergbau. Im Winter 1796/97 bildete sich sogar kurzzeitig eine revolutionäre Munizipalität. Am 4. April 1798 und im September 1799 wurden Freiheitsbäume gepflanzt. Seit Februar 1801 gehörte Obermoschel auch völkerrechtlich zur französischen Republik. Obermoschel wurde Sitz einer Mairie im 1798 eingerichteten Departement Donnersberg. Alle Lebensbereiche wurden neu geordnet: die allgemeine Verwaltung, das Rechtswesen, das Kirchenwesen, die Steuerbemessung und vieles andere mehr. 1804 stimmten die Obermoscheler dem Erbkaisertum unter Napoleon bei einer Volksabstimmung zu. Diese Veränderungen brachen einer ungeheuren Dynamik Bahn, gerade richtig für einen tatkräftigen Mann wie den neuen Bürgermeister Johann Jacob Neu. Jahrzehnte später erinnerte er sich in einem Brief an einen Verwandten: „Während dem wir französisch waren, hat man gute Geschäfte machen können, besonders bei Veräußerungen von Staatsgütern und Waldung.“ Teilweise wurde öffentliches Eigentum privatisiert, um städtische Schulden abtragen zu können. 1811 errichtete die Familie Neu erstmals ein Haus außerhalb der Stadtmauern, wodurch Obermoschel über die spätmittelalterliche Stadtmauer hinauswuchs.
Als im November 1801 der Schinderhannes einen jüdischen Mitbewohner überfiel, eilte die Bürgerschaft hinaus und half, den Verbrecher zu vertreiben. Friedensrichter Joseph Schmitt, der häufig im Gasthof Schumacher in der Wilhelmstraße 14 Sitzungen hielt, wirkte aktiv an der Verfolgung mit. Die neuen Behörden stellten ihre Effizienz unter Beweis: Im November 1803 wurde der Schinderhannes in Mainz nach einem umfangreichen Prozess hingerichtet.
Während der konkrete Lebensalltag sich für viele in der Landwirtschaft Beschäftigte wenig änderte, bedeutete die Einführung der Wehrpflicht für junge Obermoscheler einen tiefen Einschnitt: Sie lernten zwar neue Orte kennen, die ihnen vorher nicht einmal dem Namen nach bekannt waren, aber sie lernten eben auch zu töten. Als Soldaten kämpften Obermoscheler wie der Bergarbeitersohn Johannes Müller bei der Seeschlacht von Trafalgar (1805) mit. An der Völkerschlacht von Leipzig (1813) nahmen wenigstens vier Obermoscheler teil (Johann Heinrich Kauth, Christoph Keiper, die beide zurückkehrten, sowie Johann Mohr und Andreas Müller). Ludwig Simon kämpfte als Angehöriger der napoleonischen Garde am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz. Näheres hierzu findet sich in dem zur 675-Jahr-Feier bei dem Verlag Schnell und Steiner erschienenen Buch „Obermoschel im Zeitalter der Französischen Revolution“. Dieses Buch kann im Bürgermeisteramt Obermoschel erworben werden.
Die Erinnerung an die französische Zeit blieb lange lebendig: Noch Anfang des 20. Jhs. lebte „der alte Bopp“, der sich noch an die Militärmusik der französischen Soldaten erinnern konnte, zu denen auch Obermoscheler gehörten. In verschiedenen Familien überlieferten sich mündliche Erzählungen und Anekdoten aus diesen Jahren. Mit der Übernahme des Gebiets, das später die Rheinpfalz genannt wurde, als Teil des Königreiches Bayern durch den Bruder des früheren Herzogs von Pfalz-Zweibrücken schloss sich für viele ein Kreis. Andreas Becker