Kräuterfrische das ganze Jahr über? Das geht. Die Zeiten, in denen nach Petersilie, Dill und Schnittlauch Schluss mit Kräutervielfalt war, sind längst vorbei. Neuartige natürliche Geschmacksverstärker wie Marzipan-Salbei oder Bananen-Minze haben den Markt erobert und werden von experimentierfreudigen Kleingärtnern gerne eingesetzt.
Im Winter sind dagegen doch die robusten Pflanzen gefragt. Der Knackpunkt laut Jochen Schumacher vom Familien-Fachbetrieb in Römerberg: „Die Wintergrünen.“ Ganz klar: Das Auge sehnt sich gerade an tristen Tagen, in denen die Natur eher karg erscheint, nach erfrischendem Grün. Mit den entsprechenden Kräutern im Garten oder auf dem Balkon werden selbst dunklere Tage heller.
Nur wenige Kräuter sind wintergrün
„Es gibt wenige Kräuter, die nicht winterhart sind“, steigt Gärtnermeister Schumacher tiefer in die Materie ein. Aber: „Dann muss man differenzieren.“ Nur wenige Kräuter seien wintergrün, will heißen: Nur wenige behalten ihre satte Farbe auch nach Sommerende. „Die Winterharten ziehen sich zurück, um im Frühjahr wieder auszutreiben. Die Wintergrünen behalten Triebe und Farbe“, so Schumacher.
In den Winterschlaf fielen unter anderem Minze, Petersilie, Schnittlauch oder Maggikraut. Rosmarin, Thymian, Salbei,Oregano, Curry- oder Bergbohnenkraut seien beständig. „Die können im Winter genauso gut geerntet werden wie im Sommer“, versichert Schumacher.
Die Optik spiele beim Einpflanzen für die Kunden eine große Rolle. Die Kräuterschnecke war lange Zeit beliebt. „Bei dieser ist aber oft das Wässern ein Problem“, weiß Schumacher. Genau Gedanken machen sollte sich der Hobbygärtner im Vorfeld, in welcher Reihenfolge die Kräuter angeordnet werden, damit jede Pflanze die benötigte Bewässerung erhält – die einen nicht zu viel, die anderen nicht zu wenig. „Bei einer Kräuterschnecke macht es Sinn, auch zwischendrin mit einjährigen Gewächsen zu arbeiten“, empfiehlt der Experte daher.
Mittlerweile hätten Hochbeete der Schnecke den Rang abgelaufen. „Der Trend folgt dem Leitsatz: Früher an später denken“, sagt Schumacher und lächelt. Die gebückte Haltung bleibt beim Hochbeet aus, sehr zur Freude der Kunden. Alternativ schlägt der Gärtnermeister ein mobiles Beet auf Rollen vor, das gut zum Standortwechsel geeignet sei.
Beim Einpflanzen sei es wichtig, auf das jeweilige Wachstum und die Vermehrung der Kräuter zu achten. Minze, nennt Schumacher ein Beispiel, sollte nie in ein Beet mit anderen Pflanzen gesetzt werden – außer, es wird ein Trick angewendet. „Man setzt die Minze in einen eigenen Topf, schneidet den Boden ab und stellt ihn in die Erde. Dann können die Ausläufer nicht unkontrolliert abhauen“, verrät er.
Ansonsten gelte, um lange auf den Geschmack der Kräuter zu kommen: rechtzeitiges Zurückschneiden im Frühjahr, bevor der Austrieb losgeht. Durst haben die Kräuter übrigens auch weiterhin. „Unsere Winter sind einfach zu trocken“, merkt Schumacher an. xsm
ZERTIFIZIERT
Starke Familientradition
1950 riefen Wilhelm und Maria Schumacher ihre eigene Gärtnerei ins Leben. Waren sie zunächst in Pacht in Berghausen untergebracht, fanden sie 1959 in der Germersheimer Straße in Römerberg-Heiligenstein ein Grundstück, auf dem sie ihr eigenes Geschäft eröffnen konnten. Mit Nelken und Schnittblumen ging es los. Einige Jahre und Erweiterungen später übernahm 1974 Sohn Werner das Gewerbe. Im Jahr 2000 veränderte sich der Produktionsbetrieb zur Endverkaufsgärtnerei. 2011 übernahm Jochen Schumacher den Betrieb, der zum zweiten Mal „Premium“- zertifiziert ist. xsm