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Urlaubszeitung Pfalz Frühling/Sommer 2022

Zwischen Pfalzglück und Elsassliebe

Historische „Wein-Grenzgänger-Tour“ von Schweigen-Rechtenbach nach Wissembourg

Zwischen Pfalzglück und Elsassliebe

Die gotische Kirche St. Peter und Paul in Wissembourg. Foto: Barbara Feldmann

Himmelblau über uns. Und wir beginnen mit Sonne im Glas: Der „Scheu de Scheu“ macht Lust auf mehr. Das prickelnde Secco-Erlebnis im Weinhof Klaus Scheu in Schweigen ist nicht nur Startpunkt unserer „Grenzgänger-Tour“ mit dem Kultur- und Weinbotschafter Christoph Breitenbach, sondern ein spritziger Aperitif für ein „grenzenloses“ Rendezvous auf historischen Pfaden. Zeitgeschichte wird auch hier schon geschrieben: Klaus Scheus Großvater Philipp Cuntz ist Gründungsvater des ersten deutschen Weinlehrpfads und steht mit seinen Verdiensten um ein deutschfranzösisches Winzerforum schon lange in den Annalen der Gemeinde.

Historische „Wein-Grenzgänger-Tour“ von Schweigen-Rechtenbach nach Wissembourg

Die Vinothek gehört uns alleine, als wir der Idee lauschen, wie die trocken ausgebaute Scheurebe so duftig, so perlig ins Glas kommt. Gerade hier, zwischen Schweigen und Wissembourg, finden sich die sonnigen und geschützten Weinlagen, die die Scheurebe braucht. Bevorzugt durch ein besonderes Mikroklima werden im Weinhof Scheu überwiegend Riesling, Grau- und Weißburgunder, Scheurebe, Gewürztraminer und die historische Rebsorte Grünfränkisch angebaut. Und das grenzüberschreitend, weil mehr als die Hälfte der Rebfläche auf französischer Seite liegt und schon lange in Familienbesitz ist. Auch wenn geographisch und politisch dort das Elsass beginnt, so sind die Schweigener mit Herzblut Europäer. Die gemeinsame Geschichte wird einfach gelebt.

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Weinlagen zwischen Schweigen und Wissembourg. Foto: Goosmann/Touristinfo Bad Bergzabern

Wir machen uns auf und befinden uns schon direkt nach der Ortsgrenze in der sonnigen Weite der Weinberge, die sich an die Hänge des nahen Pfälzerwaldes schmiegen. Der grandiose Blick über die Rheinebene bis zum Odenwald und Schwarzwald überwältigt. Wer weiß schon, dass jede zweite Flasche der deutschen Weinproduktion aus dem klimatisch verwöhnten Gebiet des Oberrheingrabens kommt? „Als Teil davon profitieren wir von der Bodenvielfalt eines 45 Millionen Jahre alten Grabenbruchs. Verschiedenste Bodenarten tragen zum einzigartigen Charakter unserer Weine bei“, erzählt Breitenbach und zaubert uns Grünfränkisch ins Glas. Weil genau hier diese äußerst seltene Rebe, die bis ins Jahr 2008 als ausgestorben galt, wieder kultiviert wird. Ein zarter Apfelduft überrascht, und im zweiten Schluck schmecken wir der Traube ihre prägnante Mineralität nach. Eine Rebsorte, originär vermutlich aus dem antiken Mesopotamien, hat hier verwunschen überlebt und wurde nur zufällig wiederentdeckt. Der Wein ist ein Erbe der Römer, die die ersten Reben mitbrachten und kultivierten, um einen wichtigen Teil der Verpflegung ihrer Soldaten zu sichern. Seit sie den Wein in die sonnenverwöhnte Pfalz gebracht haben, erzählen Böden, Steine und Gemäuer ihre Geschichten entlang der Weinstraße. Auch Karl der Große beschritt schon im 8. Jahrhundert diesen historischen, sonnigen Pfad, der uns über die Weinberge nach Wissembourg führt. Er erwähnt Schweigen erstmals um 802, und als Weinliebhaber und Förderer des Weinbaus zieht es ihn öfter in die Südpfalz.

Auf der idyllischen Etappe sind wir heute die Grenzgänger, die am Grenzstein zum Elsass die Geschichte begreifen. Laut Landkarte stehen wir jetzt auf französischem Boden, aber die Realität wird seit Jahrhunderten ohne in Stein gemeißelte Grenzen gelebt. Seit die Pfalz Mitte des neunten Jahrhunderts zunächst Grenzgebiet des fränkischen Ostreiches geworden war und dann Jahrhunderte lang immer wieder territorialer Spielball von Franken und Alemannen, von Saliern und Staufern, zuletzt von Franzosen und Deutschen wurde, ist nur eines wichtig: die Menschen, die hier die meiste Zeit harmonisch zusammenlebten.

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Grenzstein mit Geschichte. Foto: Christoph BreitenbachGrenzstein mit Geschichte. Foto: Christoph Breitenbach

Bergab sehen wir die ersten Häuser von Wissembourg und nähern uns den begrünten Wallanlagen. St. Peter und Paul überragt mit seiner Kirchturmspitze eindrucksvoll das historische Zentrum. Die überwiegend gotische Kirche ist Mittelpunkt des ehemaligen Benediktinerklosters Weißenburg, das sich im neunten Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Klöster im Fränkischen Reich entwickelt hatte. Mit Schweigen, einem seiner vermutlich wichtigsten Wirtschaftsgüter, lebte man in einer geschichtsträchtigen Liaison. Erst 1179 spricht Kaiser Friedrich Barbarossa neben dem Kloster auch von der Stadt Weißenburg. Wir sonnen uns vor der prächtigen Fassade der Klosterkirche und empfinden nach, wie die Benediktiner Mönche einst durch den Kreuzgang wandelten. Vielleicht auch um zu überlegen, wie man den Anbau von Wein weiterentwickeln könnte, waren doch während der Völkerwanderungen und später in den feudalen Strukturen des Mittelalters viele der Anbau- und Ausbautechniken der Römer verlorengegangen.

„Wein war vergorener, trüber Traubensaft von meist geringer Qualität – oft verdünnt mit Wasser und nachgesüßt getrunken“, zwinkert der Tourguide. Also weit entfernt von den feinen Aromen, die wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Es sollte noch viel Zeit vergehen, bis Weinbau eine Wissenschaft wurde und die ersten Weinbauschulen und privaten Weingüter in der Pfalz die Weinqualität entscheidend förderten. Und wir lernen, dass sich der Ausbau von reinen Rebsorten erst sehr viel später und der Beginn gezielter Kreuzungen sogar erst Anfang des 20. Jahrhunderts wirklich durchgesetzt hat.

Der Rückweg führt an der alten Stadtmauer entlang und über den Wall hinaus aus der Stadt durch die Weinberge zum Chateau Saint Paul. Heute Privatbesitz, historisch eine Dependance des Klosters. Das idyllisch eingewachsene Anwesen thront mit seinem trutzigen Turm auf der Anhöhe des Sonnenbergs, umgeben von den besten Rieslinglagen vor Ort. Auf der Grundlage von Löss- und Tonböden mit Einlagerungen von Kalkmergel entstehen Weine mit einer ausdrucksvollen Aromatik. „Diese Rebsorte gibt oft am deutlichsten das jeweilige Terroir wieder“, übersetzt Breitenbach das Geschmackserlebnis des kredenzten Rieslings.

Auf der Anhöhe, Schweigen wieder im Blick, in der milden Nachmittagssonne schon fast impressionistisch gemalt, holt uns Breitenbach in die neuere Zeit zurück. Das krönende Gläschen Scheurebe an der Sonnenberghütte weckt den Wunsch, einige Flaschen des wunderbaren Seccos mitzunehmen, der uns auch zu Hause Sommer und Sonne ins Glas bringt und Geschichte nacherleben lässt. Liegt doch die Geburtsstunde der Deutschen Weinstraße in Schweigen, wo 1935 der Verbund von pfälzischen Weingütern entlang der Weinstraße von Bockenheim bis Schweigen-Rechtenbach gegründet wurde. Das 1936 gebaute Deutsche Weintor zeigt in prächtigem Sandstein seine zwei Seiten: den Beginn der südlichen Weinstraße und die Tür zum Elsass. Ohne Grenzen...

Die „Historische Wein-Grenzgänger-Tour“

Die historische Weinwanderung von Kultur- und Weinbotschafter Christoph Breitenbach stellt das historische Geschehen in der Pfalz, insbesondere im Grenzgebiet Schweigen-Rechtenbach und Wissembourg, vor. In mehreren Stationen geht es von der Römerzeit übers Mittelalter bis heute in die Geschichte des Weinbaus – das Verkosten lokaler Weine ist Teil der Rundtour. Eine weitergehende Weinprobe beim Weinhof Scheu nach der Wanderung ist optional. Beginn und Ende: Weinhof Scheu, Hauptstraße 33, 76889 Schweigen-Rechtenbach. Dauer Rundweg Schweigen-Wissembourg: 3,5 Std. / Länge: ca. 6 km / in deutscher oder englischer Sprache.

Kontakt
Christoph Breitenbach
Mobil: 0160 3603293
Mail: christoph.breitenbach@kwbpfalz.de
Web: www.kultur-und-weinbotschafter.de/pfalz