Parken streng verboten. Und wenn einer doch das Auto genau da abstellt, piepst es Kilometer weiter in der Stube des Ordnungsamts. Oder: Ist der Glascontainer voll? Ein Sensor meldet dem Abfallentsorger den Füllstand. Und der weiß, dass eine Leerung ansteht. Das sind nur zwei der unendlichen vielen Anwendungsmöglichkeiten, die das Funknetzwerk LoRaWan bietet. Die Pfalzwerke und andere Anbieter treiben zurzeit den Netzausbau voran.
Dass die Anzahl denkbarer Anwendungsmöglichkeiten wahrlich unendlich sei, davon spricht Stefan Lang. Der Ingenieur mischt mit beim jüngst gegründeten Team Technologie und Innovation der Pfalzwerke. Lang zeichnet wesentlich mit verantwortlich für die Installation eines Funknetzwerks, das die Bezeichnung LoRaWan trägt.
Wan kennzeichnet das Funknetzwerk, LoRa steht für Long Range, also große Reichweite. Die Technik ermögliche es, wie Lang erklärt, Daten über große Entfernungen drahtlos zu übermitteln. Das leisten nun ja auch die Netze, die für Mobilfunk genutzt werden. Der große Unterschied allerdings: LoRaWan ist zur Übertragung wesentlich geringerer Datenmengen konzipiert, die sogenannte Bandbreite ist wesentlich kleiner.
„Die Übertragung von Bildern oder gar Filmen ist damit nicht möglich“, verdeutlicht Lang. Mit der geringen Übertragungskapazität geht allerdings ein großer Vorteil einher: Die Technik arbeitet höchst energieeffizient. „Da kommen Batterien zum Einsatz, die zehn Jahre lang halten. Es kann ja auch nicht im Interesse eines Nutzers sein, dass beispielsweise ein Entsorgungsbetrieb immer wieder an all seinen Glascontainern die Sensor-Batterien austauschen muss.“ Es gehe schließlich darum, mit der Fernüberwachung unnötige Wege zu vermeiden, wie Lang am konkreten Anwendungsbeispiel verdeutlicht. Dass der Datendurchlass der LoRaWan-Netze nur gering ist, birgt für die dabei ins Auge gefassten Zwecke im Grunde keinen Nachteil. „Ein Smartphone ist praktisch ständig online, Nachrichten gehen dann nach Übermittlung auch sofort ein“, verdeutlicht Lang. Bei LoRaWan-Anwendungen ist das anders. Die Sensoren übermitteln Daten nur zu festgesetzten Zeitpunkten; einige übermitteln ein oder zweimal am Tag, andere viertelstündlich, je nach Bedarf einer Aktualisierung. „Nach der Übertragung fallen die Sensoren in einen Schlummer. Und wachen sozusagen erst wieder auf, wenn die nächste Datensendung fällig ist.“
Das spart Energie; und das, was die Sensoren übermitteln, hat keine hohe Dichte. Um etwa die Werte von Temperatur und Luftfeuchtigkeit aus einem Weinberg zum Büro eines Winzers zu übermitteln, braucht es nicht viel Bits und Bytes.
Die Pfalzwerke AG habe das Feld vor gut zwei Jahren für sich entdeckt und Handlungsbedarf gesehen. „Wir waren da früh dran“, sagt Lang. Das Potenzial sei erkannt; man sei dabei, das Funknetz auszubauen. In der Vorderpfalz gebe es schon eine hohe Netzdichte, man arbeite sich jetzt weiter in Richtung Westen voran.
Der Netzauf- und -ausbau gestalte sich einfacher als bei Netzen, die große Datenmengen übertragen müssen. Sensoren aller Art gibt es auch. Wo liegt die Hürde beim LoRaWan? „Es fehlt zurzeit noch an den Geschäftsmodellen“, sagt Stefan Lang. Anwendungen erforderten durchaus Investitionen.Und ehe Unternehmen nun aufs Geratewohl irgendetwas mit Sensoren bestücken, stelle sich ja schon die Frage, wie sich das letztlich auszahle. Es sei allerdings nur eine Frage der Zeit, bis sich lohnende Anwendungen ergeben, ist Lang überzeugt. Eine Anwendung in seinem eigenen Hause liegt nahe: Wie viel Strom hat Haushalt xy verbraucht? Die Zeiten, da jemand vorbeischaut, um den Zählerstand abzulesen, sind so gut wie vorbei. Der lässt sich bequem mittels LoRaWan ermitteln und übertragen. cha
WORKSHOP
ZRW thematisiert die LoRaWan-Chancen
Auf Initiative des Vereins Zukunftsregion Westpfalz ist das Thema LoRaWan im August bei einem Workshop beleuchtet worden. „Wir sind dabei in der Vermutung bestätigt worden, dass bei vielen Unternehmen, aber auch bei Behörden, beim Forst, beim Landesbetrieb Mobilität, viele Anwendungsmöglichkeiten denkbar sind“, resümiert Stefan Lang von den Pfalzwerken. Er hatte bei dem Workshop, wie auch Yannic Bonin von den Stadtwerken Kaiserslautern (SWK), einen Impulsvortrag gehalten und ins Thema eingeführt. Auch die Stadtwerke seien dabei, die Anwendungsmöglichkeiten der noch jungen Technik näher auszuloten. cha