Kaiserslautern und sein Umland brauchen bessere Fernverkehrsverbindungen der Bahn. Darüber herrscht Einigkeit vor Ort. Eine Lösung gibt es. Doch will die Bahn die?
Der Frankfurter Flughafen steht vor einem weiteren Ausbau. Ein drittes Terminal soll seine Kapazität von 70 auf 95 Millionen Passagiere jährlich erhöhen. Der Flughafen ist zwar mit dem Auto recht schnell zu erreichen, mit der Bahn erreicht man ihn aber nur mit zwischenzeitlichem Umstieg. Die schnellen ICEs von Paris nach Frankfurt über Saarbrücken und Kaiserslautern halten nicht am supermodernen Flughafenbahnhof. Es gilt, in Mannheim umzusteigen, mit allem Verspätungsrisiko.
Trasse auf absteigendem Ast
Schlimmer noch: Kaiserslautern drohe vom internationalen Hochgeschwindigkeitsnetz abgeschnitten zu werden, heißt es in einer Resolution, die der Verein Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) mit den Städten und Landkreisen der Westpfalz sowie führenden Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen im August auf den Weg gebracht hat. Das Papier ging an den Deutsche-Bahn-Vorstand und die verantwortlichen politischen Gremien in Berlin und Mainz. Die Sorge sei begründet, sagt ZRW-Geschäftsführer Hans-Günther Clev. Frankreich setze für seine Hochgeschwindigkeitsverbindungen von Paris nach Frankfurt längst nicht mehr auf den nördlichen Ast über Kaiserslautern, sondern auf den südlichen über Straßburg. Ein Zugpaar wurde bereits auf die südliche Trasse verlagert, vier fahren noch. Zweitens sei Kaiserslautern mit laut Referenzstatistik rund 100.000 Einwohnern nach den Statuten der Bahn eigentlich kein Fernverkehrshalt und damit besonders gefährdet. Die Stopps in Saarbrücken-Forbach und Mannheim seien für die Bahn strategisch wichtiger: Der eine ist Ein- und Aussteigepunkt für Bundespolizei und Zoll, der andere der am stärksten frequentierte Knotenpunkt in Südwestdeutschland.
Immenser Standortfaktor
Nun sei der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Kaiserslautern aber auf eine gute internationale Erreichbarkeit angewiesen. Unternehmen, Hochschulen und Institute sind stark mit den USA, China und Japan verflochten. „Für international tätige Unternehmen ist der Weg zum Flughafen ein wesentlicher Ansiedlungsfaktor. Meist ist vom Ein-Stunden-Radius die Rede“, sagt Clev.
Lösung kostet fast nichts
Das Dilemma könne „nahezu kostenneutral“ gelöst werden, heißt es in der Resolution des ZRW-Kuratoriums. Gebraucht würde nur ein zusätzlicher Stopp am Flughafen. Konkret sollen zwei der vier Zugpaare auf der Strecke Paris-Frankfurt auch am Airport halten, die für Flugpassagiere aus und nach Amerika und Asien am besten passen. Die Fahrzeit ab und bis Lautern betrüge 73 Minuten, gebaut werden müsste nichts, und mehr Zuggäste, sogar aus Paris, würde diese Anpassung auch bringen, rechnen die Unterzeichner des Papiers vor. „Wir brauchen keine Milliarden für neue Trassen und keine Lösung in 25 Jahren“, sagt Hans-Günther Clev. Erste Antworten auf die Resolution seien eingegangen. Am kommenden Donnerstag wird das ZRW-Kuratoriumsie diskutieren. kgi