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Heimelige vorweihnachtliche Atmosphäre kennzeichnet zwei Bücher der Lambrechterin Ursula Kissel. Da geht es um Winterzauber und Nostalgie, um Liebe und Familie. Weihnachtsgebäck, Punsch und Glühwein sorgen für gemütliche Dezemberstimmung. Und bei allem dürfen Geheimnisse und schicksalhafte Ereignisse nicht fehlen.
„Weihnachten in der kleinen Bücherei“, gerade aktuell im Verlag „Forever by Ullstein“ unter ihrem Pseudonym Amanda Kissel erschienen, taucht in das Leben der Familie Mohr ein. Bibliothekarin Corinna lebt mit ihrer Familie im beschaulichen Waldbronn. Ausgerechnet jetzt, kurz vor der Adventszeit, bahnt sich ein häusliches Drama an: Ehemann Heiko hat eine neue Flamme und zieht ratzfatz aus. Große Niedergeschlagenheit bei den Verlassenen, doch die 13-jährige Tochter Annika weiß ein tröstendes Rezept: „Weihnachten muss dieses Jahr noch größer werden als sonst!“ Jetzt erst recht und ohne Papa.
Mutter und Tochter sind nicht alleine, im oberen Stockwerk wohnen Corinnas jüngere Schwester Tabea und ihr Freund Raphael. Im ganzen Haus menschelt es, die weiblichen Mitglieder haben ein enges Verhältnis. Auch Raphael ist auf der ganzen Linie integriert, zudem arbeitet er in Corinnas „kleiner Bücherei“mit. Zur Familie zählt weiterhin Großtante Martha, geistig noch absolut rege, die man regelmäßig im Seniorenheim besucht und mit Lesestoff jeden Genres versorgt.
Zuerst wird also die Deko beschafft. Auf Wunsch von Annika „stylische Weihnachtsbäumchen in Pink und Blau“, einen für daheim, einen für Tante Martha. Mit Sternen, Girlanden und Glocken geschmückt – „total abgefahren“, der echte „Weihnachtsoverkill“. Aromatische Getränke, neben heißer Schokolade, Marzipantee und Rooibos-Orange auch Punsch und Glühwein, erfüllen die Räume mit ihrem Duft. Natürlich muss auch gebacken werden: Zimtsterne, Vanillekipferl, Kokosmakronen, Spritzgebäck und Kekse mit rosa Zuckerguss stehen auf dem Plan. Ergiebig ist die Rezeptsuche in Tante Marthas Weihnachtsbackbuch. Beim Blättern entdeckt Annika ein altes Schwarzweißfoto, das einen jungen Mann zeigt. Martha erzählt die Geschichte ihrer ersten großen Liebe zu Gustav, das Paar verlor sich vor 60 Jahren aus den Augen.
Corina und Annika wollen den „Verflossenen“ finden und ihre Tante zu Weihnachten überraschen. Bei ihrer Recherche lernen sie den Apotheker Lorenz Thaler kennen, der Gustavs Apotheke übernommen hat. Aber wo ist Gustav geblieben? Eine spannende Spurensuche mit emotionalen Begegnungen beginnt…
Geheimnis im Forsthaus
Bereits 2019 veröffentliche Ursula Kissel (ebenfalls unter „Amanda“) „Schneeflocken und Winterklänge“. „Die Hochzeit des preisgekrönten Rappers MC Flix findet im August auf einer alten Burgruine mitten im Pfälzerwald statt“, steigt die Geschichte ein. Clara und ihr Großvater Johann, früher ein gefeierter Opernstar, sind eingeladen. Empathisch beschreibt Kissel die Verbundenheit von Johann und Clara.Nach dem frühen Unfalltod ihrer Eltern wuchs Clara mit Oma und Opa in einem idyllisch gelegenen Forsthaus auf. „Burgruine und Forsthaus sind fiktiv“, klärt Kissel auf. „Allerdings hatte ich beim Schreiben immer den Wald vor meiner Haustür im Kopf.“
Gemeinsam mit Freundin Mia betreibt Clara, alleinerziehende Mutter eines zwölfjährigen Sohnes, einen Musikladen. Musik und Rhythmus liegen ihr im Blut, der Opa Sänger, Mutter und Großmutter waren Balletttänzerinnen. Auf der Burghochzeit lernt Clara den Journalisten Marius kennen, das Knistern zwischen ihnen beiden ist deutlich spürbar. Monate später gibt es ein Wiedersehen im Forsthaus, denn Marius soll die Biografie des früheren Stars Johann schreiben. Eine Romanze bahnt sich an, daraus wird bald mehr.
Dennoch liegt einiges im Dunkeln, Clara wird von stets den gleichen Albträumen gequält. Hat es etwas mit ihrer Kindheit zu tun? Vergeblich versucht sie, ihrem Großvater Informationen über ihre Eltern und ihre frühe Kindheit zu entlocken. „Lass die Vergangenheit ruhen. Wühl nicht darin rum, das bringt nichts“, wehrt er stets ab. Johanns Zusammenarbeit mit Marius bei der Stoffsammlung zur Biografie funktioniert recht harmonisch, zumindest was die Karriere anbelangt. Aber ihm wird ebenso beschieden: „Ich möchte nicht, dass mein Privatleben an die Öffentlichkeit gezerrt wird.“
Während dichter Schnee die Landschaft in einen Zauberwald verwandelt, lässt der Alltag die Protagonistin nicht aus seinen Fängen. Mit Sinn für Realismus beschreibt die Autorin die Unwägbarkeiten mit Filius Simon, faulen Musikschülern und Ex- Mann Christian. Schritt für Schritt steigert Kissel die Spannung um Opas Geheimnis, das in der Vergangenheit liegt. In angestaubten Kisten im Keller findet Clara eine Spieluhr ihrer Mutter Susanna und Briefe. Marius und Clara sind sich einig: Die Geheimniskrämerei hängt mit dem frühen Tod der Eltern zusammen. Umtriebig versuchen sie, Licht ins Dunkel zu bringen. „Schneeflocken und Winterklänge“ zählt zu den Büchern, die man nicht weglegen möchte, ehe man sie zu Ende gelesen hat.
Autorin Ursula Kissel lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Lambrecht, sie arbeitet als Grundschullehrerin in Elmstein. Im Sommer erschien ihr großer Roman „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ über die berühmte Filmdiva bei Ullstein unter dem Künstlernamen „Juliana Weinberg“. anzi
LESEZEICHEN
— Amanda Kissel: Weihnachten in der kleinen Bücherei, Forever by Ullstein, November 2020, E-Book, 3,99 Euro, Taschenbuch von BOD, 378 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 9- 783752630114
— Amanda Kissel: Schneeflocken und Winterklänge, Forever by Ullstein, Oktober 2019, nur als E-Book, 3,99 Euro, 342 Seiten