Anzeigensonderveröffentlichung
Neustadter Frühjahr

Geißbockfestspiele in Lambrecht: Bock auf Brauchtum

Zeigt den Bockprozess von 1851: Am 28. und 29. Mai wird das Stück auf die Bühne am Tuchmacherplatz gebracht, mit dabei ist auch Lambrechts Bürgermeister Karl-Günter Müller

Geißbockfestspiele in Lambrecht: Bock auf Brauchtum

Nur alle fünf Jahre finden die Lambrechter Geißbockfestspiele statt. FOTO: MARKUS PACHER

Die Lambrechter sind zu spät. Und mit ihnen der Bock, den sie im Gegenzug für Weide- und Holzrechte im Deidesheimer Hinterwald zu liefern haben. Das regt die Deidesheimer Räte auf. Und dann wollen auch noch die „Weibsleit“ mitreden. So richtig Grund zum Zetern gibt es aber, als der Geißbock endlich ankommt. Auf dem Leiterwagen und mit zweistündiger Verspätung. Und dann nicht einmal ein Bock nach Vorschrift". Es ist das achte Bild der Geißbock-Festspiele, das den Anlass für den Bockprozess von 1851 zeigt, das an diesem Montagabend in der Narrenstube in Lambrecht geprobt wird. Noch sitzen die Schauspieler, unter ihnen auch Lambrechts Bürgermeister Karl-Günter Müller, am runden Tisch und lesen ihren Text ab, doch bereits in der kommenden Woche soll das Spiel dazu kommen. Einige der Schauspielerinnen und Schauspieler sind alte Hasen, andere sind in diesem Jahr zum ersten Mal bei der Traditionsveranstaltung dabei.

Das Fasnachtskomitee „Die Lambrechter Gäsböck" stellt für die Proben die Narrenstube im Haus der Vereine zur Verfügung. Unter dem Dach, direkt über der Narrenstube, lagert der Kostümfundus, den der Nähkreis um Ute Hinrichs im Laufe der Zeit geschaffen hat, so dass keine Kostüme geliehen werden müssen. Die rund 45 Sprechrollen sind besetzt, die Regie hat ein Team übernommen, das sich erstmals die Arbeit teilt. Die Leitung hat der schauspielerfahrene Gregor Michme, der mittwochs mit seinen Schauspielern die Bilder 1 bis 6 probt. Rudolf Glaß, seit 1982 spielt er den Huber bei den Geißbock-Festspielen, übt montags die Bilder 7 und 8 ein.

Rudolf Glaß mit zwei Schauspielerinnen bei der Leseprobe zum achten Bild. FOTO: CORNELIA BAUER
Rudolf Glaß mit zwei Schauspielerinnen bei der Leseprobe zum achten Bild. FOTO: CORNELIA BAUER

Zum ersten Mal inszeniert Gregor Michme die großen Geißbock-Festspiele. ,,Das wird nicht einfach", sagt er. Michme stellt sich der Aufgabe, weil er die Tradition aufrecht erhalten möchte. Für den Heimatabend 2017 hat er bereits einmal die Bilder 7 und 8 auf die Bühne gebracht. Doch jetzt tritt er in die Fußstapfen des langjährigen Regisseurs Günter Lauer. „Das Mosaik setzt sich Stück für Stück zusammen", sagt Michme. Und ergänzt: „Ich gehe von jeder Probe mit einem Glücksgefühl nach Hause." Froh ist er über die Unterstützung von Rudolf Glaß. Beiden liegt viel an Lambrecht und an der Tradition der Geißbock-Festspiele.

Mit der Geißbocktradition ist Michme zwar nicht aufgewachsen, aber längst infiziert, seit seine Frau Anja Schaeffer ihn von Neustadt nach Lambrecht gelotst hat, wo die Gäste des Lokals ,,Lambrechter Gäsbock" ihn dereinst in das Brauchtum eingeführt haben. In der Vergangenheit war Michme, von Beruf Optiker und in seiner Freizeit beim Boulevardtheater in Deidesheim aktiv, bereits Deidesheimer Bürgermeister, der Krieg, Jakob Kölsch und Amtsschreiber Lacombe. Dieses Jahr spielt er Napoleon. Für Rudolf Glaß ist sein Mitwirken bei der Traditionsveranstaltung ,,als Lambrechter eine Ehre". 

Vieles an der Tradition der Geißbock-Festspiele hat sich verändert. So kommen zum Beispiel die Fanfarenklänge inzwischen vom Band. Doch gegen Bestrebungen, am Text etwas zu verändern, setzte sich Rudolf Glaß in der Vergangenheit vehement zur Wehr. „Der Urtext bleibt wie er ist" - das ist ihm wichtig. 1933 hatte der Lambrechter Ernst Schäfer das Spiel verfasst. 1952 wurde es durch das Wallonen-Bild und den Napoleon-Akt, beide geschrieben von Luitpold Seelmann, ergänzt. Bevor das historische Stück am 28. und 29. Mai auf die Bühne am Tuchmacherplatz gebracht werden kann, müssen noch rund 100 Statisten gefunden werden, Wallonen hauptsächlich. Das Geißbockfestspiel endet am Pfingstmontag mit der Übergabe des Tributbockes an das jüngst vermählte Lambrechter Brautpaar, welches vom Stadtbürgermeister mit einem Geleitbrief für Deidesheim ausgestattet wird. An der Zeremonie nimmt eine Abordnung aus Deidesheim teil, die den Bock begutachtet und prüft, ob er die vertraglichen Bedingungen „gut gehört und gut gebeutelt" erfüllt. cobc