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50 Jahre kreisfreie Stadt Neustadt

Zahlreiche Skeptiker

Haardt hatte wenig Lust auf Neustadt – Vier Zeitzeugen erinnern sich

Zahlreiche Skeptiker

Einmal im Jahr erscheint „s’HAARDTer Blätt’l“ mit Infos und Geschichten aus dem Weindorf. „Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege“ nennt es sich. In der aktuellen Ausgabe hat Rudi Blumenröder die Eingemeindung vor 50 Jahren thematisiert und Zeitzeugen zu Wort kommen lassen.  

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Die Feuerwehr in Haardt hat sich laut ihrem früheren Kommandanten Karl Schöttinger positiv entwickelt. Hier ein Blick auf das Haardter Feuerwehrgerätehaus und den Mandelring. Foto: ffg

In Haardt – oder „auf der Haardt“, wie die Haardter sagen – hatten die Pläne zur Verwaltungsreform alles andere als Begeisterung ausgelöst. Bei einer Bürgerbefragung im September 1968 sprachen sich 692 Dorfbewohner gegen und nur 186 für eine Eingemeindung aus (364 hatten nicht abgestimmt). Vier „alte Haardter Hasen“, die das alles damals hautnah miterlebt hatten, erinnern sich.

Werner Naumer

Er war gegen die Eingemeindung. Haardt habe damals finanziell gut dagestanden, die Stadt hingegen sei verschuldet gewesen, sagt er. Man habe höhere Gebühren beziehungsweise Abgaben befürchtet. Die Stadtoberen hätten der Bürgerbefragung 1968 übrigens positiv gegenüber gestanden: „Sie unterstützten diese, dachten sie doch, dass die Haardter mit fliegenden Fahnen zur Stadt überlaufen würden. Dies stellte sich aber als großer Irrtum heraus.“ Bekanntlich wurde Haardt 1969 doch zu einem Neustadter Ortsteil: Letztlich habe sich die Gemeindereform wohl doch zum Vorteil entwickelt, sagt Naumer: „Die Frage bleibt, ob man das alles ohne die Stadt hätte stemmen können.“

Sepp Bauknecht

Er zählte Ende der 1960er-Jahre zu den Neubürgern in Haardt, hatte einige Jahre zuvor dort gebaut. Vielleicht habe er deshalb eine andere Sichtweise gehabt, denn er sei von Anfang an für die Eingemeindung gewesen: „Die Haardt liegt so nahe an der Stadt, und von vielen Einrichtungen der Stadt profitiert auch das Dorf“, so der frühere Kellermeister der Winzergenossenschaft Weinbiet. Kleinere Verwaltungseinheiten hätten keine Zukunft gehabt, glaubt er und ist froh, dass letztendlich alles so gekommen ist, wie es sich heutzutage darstellt.
  

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Kampf für die Eigenständigkeit: Schlagzeile aus der RHEINPFALZ vom 17. Juli 1968. Repro: ffg

Walter Ebel

Der ehemalige Winzer war gegen die Eingemeindung. Man habe damals alles auf der Haardt gehabt und von der Stadt nichts Zusätzliches erwartet, erinnert er sich. Anderen Dörfern seien ja Versprechungen gemacht worden wie Schwimmbäder, Gemeinschaftshallen oder ähnliches. Nach jetzt 50 Jahren der Zugehörigkeit zu Neustadt glaubt Ebel, dass es dem Dorf Haardt nicht schlechter geht als zur Zeit der Eigenständigkeit. Aus heutiger Sicht sei die Zusammenlegung wohl doch eine gute Entscheidung gewesen.

Karl Schöttinger

An der Bürgerbefragung 1968 hatte der ehemalige Haardter Feuerwehrkommandant nicht teilgenommen. Dennoch war er von Anfang in die Eingemeindungspläne involviert: Die Stadt sprach früh mit den örtlichen Feuerwehren, damit diese wissen sollten, wie es weitergeht. Er sei „weniger skeptisch“ gewesen als viele seiner Mitbürger, erinnert sich Schöttinger. Die Feuerwehr in Haardt habe sich nach der Eingemeindung dann auch durchweg positiv entwickelt – auch wenn er selbst vom Kommandanten zum Brandmeister „herunterbefördert“ worden sei. Alles in allem sei es „nicht so hart“ gekommen, wie viele Haardter befürchtet hätten. Allerdings habe die Gemeinde im Zuge der Eingemeindung weniger von der Stadt erhalten als andere Ortsteile, so Schöttinger. ffg