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MANNHEIM UND REGION

Historischen Museum Speyer: Scheibe für Scheibe wird ausgetauscht

Die Sanierung des undichten Glasdachs im Historischen Museum der Pfalz läuft parallel zum Ausstellungsbetrieb. Ein Großprojekt, das rund zwei Millionen Euro kostet.

Historischen Museum Speyer: Scheibe für Scheibe wird ausgetauscht

Innenhof des Historischen Museums der Pfalz in Speyer: derzeit Gewirr an Gerüststangen statt Café- und Kulturbereich. FOTO: LENZ

SPEYER. Als architektonisches Highlight“ bezeichnet das Historische Museum der Pfalz in Speyer die Glaskonstruktion, die seit 2004 den Innenhof seines Altbaus überdacht. Sie bot neue Veranstaltungsmöglichkeiten, aber Wasser drang ein. Über Jahre gehörten Eimer zum „Forum“ des Museums. Jetzt läuft die Sanierung in 17 Metern Höhe.

Es ist ein Großprojekt, das mehr als ein halbes Jahr in Anspruch nimmt und rund zwei Millionen Euro kostet. Ende Mai soll alles fertig und der Innenhof wieder nutzbar sein. Bis dahin können Museumsbesucher nur durch Fenster hineinblicken: Der ansonsten lichtdurchflutete Treffpunkt ist abgeschlossen, abgedunkelt und von einer Unmenge an Gerüstteilen ausgefüllt. Allein rund einen Monat hat es seit Baustart im November gedauert, um die Konstruktion zu erstellen, die eine Arbeitsplattform direkt unter dem Glasdach in luftiger Höhe stützt. Zum Glück ist die Baumaßnahme

„Zum Glück ist die Baumaßnahme quasi unsichtbar für das Publikum und das Museumserlebnis nicht getrübt“, sagt Direktor Alexander Schubert. Das ist für ihn das Entscheiden-de: Die aktuellen Playmobil- und König-Ludwig-Sonderausstellungen liefen gut.

Schubert ist das Improvisieren gewohnt, weil seit Jahren ein Teil der Museumsräume nicht zur Verfügung steht und aus begrenzter Fläche viel herausgeholt werden muss. Er gesteht, das bereite auch diesmal einige Mühe und habe unter anderem den Umzug des beliebten Museumscafés in den Osttrakt erfordert. Aber die Unannehmlichkeiten blieben eben „hinter den Kulissen“.

Die rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Fragen hat Verwaltungsleiter Gerhard Bossert zu klären. Er ist in die Verantwortung gekommen, als die Museumsleute 2004 das erste Dach über dem zuvor offenen Hof und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten bejubelten. Er hat jeden der Schritte begleitet, seit schon kurz darauf die Mängel sichtbar wurden und es darum ging, sie zu regulieren. Seit Jahren läuft ein Rechtsstreit mit der damals ausführenden Firma. Bis mehrere Instanzen durchlaufen waren, musste sich das Museum immer wieder mit einer Armada an Eimern im Innenhof behelfen, die das tropfende Wasser aufnahmen.

Fachlich sieht Bossert die Sache geklärt, seit die Mängel gerichtlich attestiert sind. Das Subunternehmen, das einst für die Fensterfirma tätig war, habe gleich mehrere Fehler gemacht. Am deutlichsten habe sich wohl ausgewirkt, dass Pressleisten auf dem Glas nicht richtig befestigt, Gummidichtungen durchbohrt und Korkplättchen mit eingebaut worden seien. Sie seien nur dafür vorgesehen gewesen, die Scheiben beim Transport voneinander zu trennen.

„Es ist immer schlimmer geworden“, sagt Bossert über die Entwicklung des Schadens. Im vergangenen Jahr zogen die Verantwortlichen die Reißleine. Seit das Gerüst steht, wurden unter anderem Regenrinnen abmontiert. Parallel fertige die beauftragte Firma Hunsrücker Glasveredelung Kirchberg mit Laser-Zuschnitt die nahezu 200 neuen Glaselemente an und bereite deren Einbau vor. Voraussichtlich im März werde an der Museumsseite zum Festplatz hin ein Baukran aufgestellt, um mit dessen Hilfe Scheibe um Scheibe auszutauschen.

„Danach werden endlich wieder Veranstaltungen und Vorträge in unserem Forum möglich sein“, sagt Bossert. Sie hätten für das Museum auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Derzeit müsse es immer wieder Absagen geben, denn die Veranstaltungsstätte mit bis zu 600 Plätzen - nach der Stadthalle und dem Technik-Museum eine der größten in Speyer - werde rege nachgefragt. Das Museum hatte sie für eigene Großveranstaltungen genutzt, aber auch für Konzerte und Firmenfeiern vermietet. „Wir brauchen sie für ein vielfältiges Rahmenprogramm, um unsere Ausstellungen zu flankieren“, betont Direktor Schubert.

165.000 Euro hatte die Museumsstiftung einst einbehalten, nachdem der Architekt das neue Dach nicht abgenommen hatte. Inzwischen sei die Schadenssumme auf mehr als zwei Millionen Euro gestiegen, sagt Bossert. Den Großteil davon werde nun die fachgerechte Sanierung verschlingen. Das Museum müsse die Summe mit einem Kredit vorfinanzieren und sie sich in der Folge im schon begonnenen Schadenersatzprozess mit noch offenem Ausgang zurückholen.

 Mit der Erneuerung des Museum-Neubaus aus den späten 1980er-Jahren, für die kürzlich ein Architektenwettbewerb angelaufen ist, hat die Dacherneuerung nichts zu tun. Bis Juni sollen dafür Entwürfe vorliegen. PATRICK SEILER