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MANNHEIM UND REGION

Rettungstaucher aus Herxheim am Berg: Helfer unter Wasser

Die Brüder Franz (17) und Louis (19) Georgi haben ein außergewöhnliches Hobby: Sie sind Rettungstaucher. Unter anderem waren sie im Ahrtal im Einsatz.

Rettungstaucher aus Herxheim am Berg: Helfer unter Wasser

Das Einsatzteam: Louis, Franz und Vater Tino. FOTO: GEORGI

HERXHEIM AM BERG/GÖLLHEIM. Als sich im Juli 2021 die Nachrichten von der Flutkatastrophe im Ahrtal im Land verbreiten, machen sich überall Teams von Feuerwehr und Katastrophenschutz für den Hilfseinsatz bereit. Unter anderem auch die Brüder Louis und Franz Georgi, die mit ihren Eltern und zwei Schwestern in Herxheim am Berg wohnen und in Göllheim den Fachoberschulzweig der Gutenbergschule besuchen. Ihre Mission unterscheidet sich allerdings von derjenigen der meisten Helfer: Die beiden sind Rettungstaucher.

„Wir machten uns sofort einsatzbereit, waren mehrere Tage lang auf Abruf und warteten nur auf den Marschbefehl. Als es dann losging, wurden wir in Altenahr stationiert. Wir sahen geflutete Täler, weggespülte Straßen, eingestürzte Häuser. Ein Schiffscontainer lag mitten in einem Wingert. Wir sollten einen überfluteten Campingplatz suchen. Wir konnten mit dem Auto nicht zum Einsatzort gelangen, mussten die ganze Ausrüstung zu Fuß tragen." Die Polizei war ebenfalls dabei - mit Leichenspürhunden.

,,Wir suchten nach Gegenständen, mussten aber auch mit Menschen rechnen. Da geht es dann nicht mehr um Rettung, sondern nur noch um Bergung", beschreibt Louis, der die Tauchgänge übernahm, während sein Bruder über Wasser als Helfer fungierte. Im Wasser herrschte trübe Sicht." Man habe vorher nie gewusst, was man finden werde. ,,Man braucht Distanz, muss sich vor Augen halten, dass man etwas Gutes tut. Zum Glück lernt man das in der Ausbildung."

Schnupperkurs Tauchen

Die ersten Tauchversuche haben die Brüder gemeinsam mit ihrem Vater gemacht. Damals war Louis zwölf Jahre alt, Franz war zehn. ,,Die Tauchschule in Hettenleidelheim hatte damals Schnuppertauchen angeboten. Das hat uns so gut gefallen, dass wir sofort einen Kurs im Sporttauchen absolviert haben“, erzählt Franz. „Wir wollten das von Grund auf lernen, haben auch alles über das Tauchen gelesen, was wir in die Finger bekamen", ergänzt sein Bruder. Zum Einsatztauchen kamen sie über ihre Mitgliedschaft in der DLRG-Ortsgruppe Ramsen, wo sie als Rettungsschwimmer aktiv sind. ,,Dort hatte das Tauchen Tradition, die Gruppe hat auch eine eigene Ausrüstung", erzählt Louis.

Die Brüder Louis (rechts) und Franz Georgi. FOTO: HARTMETZ
Die Brüder Louis (rechts) und Franz Georgi. FOTO: HARTMETZ

Um Rettungs- oder Einsatztaucher zu werden, muss man eine mehrjährige Spezialausbildung machen und natürlich eine theoretische und praktische Prüfung bestehen. Weiterhin müssen aktive Rettungstaucher jährlich eine bestimmte Anzahl an Tauchgängen absolvieren und an regelmäßigen Unterweisungen teilnehmen. Ein Einsatztaucher ist nicht nur bei Rettungs- und Bergungsaktionen dabei, sondern führt beispielsweise auch Reparaturen unter Wasser aus.

In den meisten Fällen arbeitet er allein. Sein Team über Wasser führt und sichert ihn mit einer Signalleine. Daein Einsatzteam in der Regel aus drei Personen besteht, bilden die Brüder eines mit ihrem Vater. Sie üben in Gewässern der Umgebung, mindestens einmal wöchentlich. Für ihr Spezialgebiet besitzen die Brüder inzwischen die höchste Qualifikationsstufe. Der beste Tauchsee ist für sie der Hunsfels bei Stromberg im Hunsrück. Der rund fünf Hektar große See ist 2014 nach der Sprengung einer Grundwasser-Ader in einem ehemaligen Steinbruch entstanden. Es gibt dort Tauchplätze mit Tiefen von wenigen Metern bis maximal 54 Meter.

Zu einem Einsatz gehört nicht nur das Tauchen, sondern auch das Wissen über die Technik und Gerätekunde. Die benötigte Menge der Gase ist vorher zu berechnen, man muss eine Gefährdungsplanung betreiben, beispielsweise ob man mit Öl oder Chemikalien zu rechnen hat oder ob es scharfe Gegenstände gibt. „Der Einsatz selbst ist sehr kräftezehrend, nach einer Dreiviertelstunde ist man völlig platt, hat Hunger und ist müde. Dann muss man abgelöst werden", sagt Louis. Deswegen seien im Ahrtal auch noch andere Teams im Einsatz gewesen. Rund zehn Tage haben die Georgi-Brüder im Ahrtal verbracht und dort zum Teil auch übernachtet. ,,Dort haben wir übrigens durch Zufall auch ein Team der Göllheimer Feuerwehr getroffen."

Soziale Ader von den Eltern

Über das Rettungstauchen hinaus sind Louis und Franz auch sozial engagiert, haben beide ein Praktikum beim DRK-Rettungsdienst absolviert. Das liegt auch am Elternhaus: Der Vater ist Sozialpädagoge, die Mutter Gebärdendolmetscherin. ,,Wir haben das definitiv von unseren Eltern mitbekommen."

Dass sie sich als Herxheimer ausgerechnet für die Fachoberschule in Göllheim entschieden haben, hat mit ihrem Berufswunsch zu tun: Die beiden wollen Medizin studieren und Notärzte werden, und in Göllheim können sie Fachabitur mit Schwerpunkt Gesundheit machen. Zielstrebigkeit ist eben auch eine Eigenschaft, die die Brüder auszeichnet. Beim Tauchen wollen die beiden bleiben. Neben dem Einsatztauchen auch als Hobby, zum Entspannen. „Das Tauchen ist wunderschön, kann man nur empfehlen", sagen sie. Am meisten Spaß macht es ihnen in kalten Gewässern. ,,In der Nord- und Ostsee kann man toll Wracks betauchen, das ist oft wie eine Zeitreise. Als nächstes wollen wir jetzt mal nach Norwegen." ANJA HARTMETZ