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Wo im Wald Fische schwimmen

Wandern: Keltischer Skulpturenweg auf dem Donnersberg

Wo im Wald Fische schwimmen

Diesen Fischschwarm am Waldrand hinterm Keltengarten hat Carmen Stahlschmidt (Oppenheim) zum Skulpturenweg beigetragen. | Fotos (3): Behnke

Sie heißt Epona und schaut mit ihrem gesenkten Pferdekopf etwas nachdenklich auf den Ludwigsturm vis-á-vis, oben auf dem Donnersberg. Der Winnweilerer Bildhauer Wolfgang Seipenbusch hat die keltische Pferde- und Fruchtbarkeitsgöttin mit ihren ausgeprägt weiblichen Formen aus dem Sandstein geschlagen. Am Rand der Lichtung am Turm markiert sie den Start- oder, je nach Gusto – Endpunkt einer ungewöhnlichen Wanderung.Er hat ja eine mystische Aura, der Donnersberg, ohne Frage. Vor allem, wenn man sich ihm von Osten nähert und er sich wie ein breites Bollwerk dunkel und misstrauisch gegen Rheinhessen hin querstellt. Das Mystische, das ihn gerade mit seiner keltischen Vergangenheit umweht, kann Wanderern auf dem Berg ganz handfest und verrätselt gegenübertreten: In Skulpturen, die dort seit 2014 diesen Genius loci auszudrücken versuchen. Damals haben sich einige Bildhauer um ihren Kollegen Uli Lamp aus Weitersweiler versammelt, um mit einem Skulpturen weg die keltische Vergangenheit des Berges, den vor gut 2100 Jahren eine regelrechte Stadt gekrönt hat, mit der keltischen „Gegenwart“ drunten in Steinbach zu verbinden. Damit ist die Nachbildung des Keltendorfs dort gemeint, eines der frequentiertesten Besuchsziele im Donnersbergkreis, sowie der im Moment im Dornröschenschlaf schlummernde Keltengarten. Ein neuer Wanderweg musste dafür nicht ausgewiesen werden: Es ist ein Abschnitt des Pfälzer Höhenweges, der hier von diesem Geisterreigen gesäumt wird.Kunst dicht gepacktVon Epona aus geht es erstmal bergab und dann weiter mit Kurs auf das beliebteste Etappenziel auf dem Donnersberg, den Adlerbogen auf dem Moltkefelsen mit seinem atemberaubenden Blick über Rheinhessen und die Vorderpfalz. Bis dahin hat der Wanderer schon WANDERN: KELTISCHER SKULPTURENWEG AUF DEM DONNERSBERG Einiges an Kunst passiert, denn in diesem ersten Wegabschnitt ist sie dicht gepackt. Schon nach wenigen hundert Metern stößt man etwa auf Klaus Hunsickers „Eber“, der sich da aus einem raffinierten Sandsteinflechtwerk schält. Die Info-Tafel, die an jeder Plastik zu finden ist, beschreibt Flechtwerk wie Eber als Charakteristika der keltischen Kultur, wobei das Tier selbst als Feldzeichen wie Helmzierde verbreitet gewesen sei. Leibhaftig möchte der Wanderer dem vierbeinigen Kraftpaket sicher nicht begegnen!

Wandern: Keltischer Skulpturenweg auf dem Donnersberg

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Keltisches Symbol von Fruchtbarkeit und Stärke: der von Uli Lamp aus Stahl und Stein geschaffene Stier.
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Das „Mystische Gastmahl“ Motz Tietzes schafft mitten im Wald einen sakralen Ort.

Viel los ist an diesem sonnigen Sonntagnachmittag. Gut gelaunte Wanderergrüppchen, oft junge Leute, überholen oder kommen entgegen, plaudernd und lachend. Vor allem auf dem Wegabschnitt, der jetzt folgt und zum Hirtenfels führt mit seiner Schutzhütte und dem auch hier prächtigen Ausblick, ist viel los, die Leute drängen sich an der Holzbalustrade vorm Talblick. Der Wächter der Szene, der in der Wegbiegung steht, findet ebenfalls viel Aufmerksamkeit – auch wenn er gar nicht leicht zu entdecken ist: Cernunnos, der keltische Gott des Waldes und der Tiere. Von Uli Lamp aus einem Drahtflechtwerk gearbeitet, verwächst er hier fast gänzlich mit dem Dickicht und erhält dadurch etwas Durchscheinendes, Fragiles – Kunst und Natur, die einander hier bildhaft durchdringen.

Für das folgende Wegstück sollte man sich aber eher auf gutes Schuhwerk als auf göttlichen Beistand verlassen. Der gewundene Pfad zum Adlerbogen ist schmal, und der Berg lässt seine „Knochen“ – Fels und Wurzeln – oft tückisch durch den Boden brechen. Vorbei an Wolf Münninghoffs Doppelstern, geformt aus Steinen in Gestalt keltischer Eisen-Barren und unterhalb des Weges platziert, oder Uli Lamps dynamisch gewundener Stierfigur aus Stahl und Stein wird der Wanderer bald vom Licht des grandiosen Panoramas am Adlerbogen magisch angezogen. Immer weiter lichtet sich der Wald, wachsen sich die Weite der Landschaft drunten im Tal und der riesige Himmel darüber vor dem fernen, blassen Horizont aus.

Das Pulsieren des Lebens

Dieser Blick ist harte Konkurrenz für die Kunst, die hier in Gestalt einer Skulptur von Nagy Fareed die Stellung hält. Der Ägypter fasst darin drei Zeitalter in einer raumgreifenden Synopse zusammen: organisch aufwachsend aus dem Naturzustand, in die geometrischen Konturen der Kultur übergehend, um ganz oben mit glänzendem Edelstahl die Zukunft anzukündigen. Leider ist – nicht nur hier – die Plastik nicht mehr vollständig, die in Edelstahl aufragende Filigranstruktur ist nicht mehr vorhanden. Nun geht es tiefer in den Wald. Der Publikumsverkehr wird hier, auf dem weiteren Weg Richtung Steinbach, dünner, und es ist Wanderfleiß gefragt, bis die Kunst sich wieder meldet: An einer Weggabelung muss ein aus stählernen Doppelspiralen gestaltetes Tor durchschritten werden, eine Arbeit von David Maras, die damit das keltische Symbol für das Pulsieren des Lebens und das Wechselspiel von Leben und Tod verarbeitet. Dunkel beschattet von den dichten Baumkronen schält sich einige hundert Meter weiter ein archaischer Altar aus dem Wald, umstanden von geheimnisvollen Symbolwesen in der Gestalt keltischer Fibeln. Der Mannheimer Motz Tietze – er hat mit Uli Lamp auch den sechs Meter hohen Achsnagel drunten im Verkehrskreisel in Bastenhaus geschaffen - hat sich dieses magische Gebilde einfallen lassen, das hier, im tiefen Welt, eine starke Wirkung hat.

Das Wildensteiner Tal nähert sich. An seinem Eingang wartet eine keltische Familie, von Christian Drixler in ihren Umrissen aus einer Stahlplatte geschnitten, versehen mit Ackergeräten und kultischen Symbolen – geisterhafte Schatten ihrer lange zurückliegenden Epoche. Bevor dann Uta Schade in ihrer Vorliebe für organische Formen mit einem stilisierten Blütenkelch den floralen Schlussstein an den Skulpturenweg setzt, kann der Wanderer noch eine spezielle Entdeckung machen: Rechts vom Weg tummelt sich ein Fischschwarm, schwänzelt um die Bäume – surreal an diesem Ort. Lachse, den Kelten heilige Tiere, haben Carmen Stahlschmidt diese Idee eingegeben.

Am Eingang des Keltengartens mit Ralf Schlarps Holz-Krieger endet, was bei Epona begonnen hat: eine mystische Reise durch die kultische Vergangenheit des Berges, seine Seelenwelt. Leider hat nicht alles die acht Jahre seit der Entstehung dieser Freiluftausstellung gut überstanden, Stürme und andere Wetterunbilden, aber auch Vandalismus haben Spuren hinterlassen.

Wer sich den Weg vornimmt, muss nicht nur an gutes Schuhwerk denken: Da das kein Rundweg ist, sollte man einen Plan haben, wie man wieder zum Ausgangspunkt zurückgelangt und sich einen Rücktransport organisieren – sollte man die acht Kilometer nicht zurücklaufen wollen. Thomas Behnke
 

INFO

Keltischer Skulpturenweg, entstanden in zwei Bildhauersymposien 2013/14; 13 Stationen;
Strecke: 8,2 km, davon 7 km auf dem Pfälzer Höhenweg; gutes Schuhwerk empfohlen, nicht geeignet für Kinderwagen. Rücktransport klären!
Markierung: blau-weiße Welle (Pfälzer Höhenweg).
Info: Donnersberg Touristik Verband (DTV),
Telefon 06352 1712