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»Wildblumenwiese statt Englischer Rasen«

Interview: Torsten Collet vom Nabu Rheinland-Pfalz erklärt, was jeder einzelne für den Erhalt der Bienen tun kann

»Wildblumenwiese statt Englischer Rasen«

Beliebt bei der Wiesenhummel: der Gewöhnliche Natternkopf. | Foto: Nabu Rlp

Sie bestäuben eine Vielzahl von für unsere Nahrung unverzichtbare Pflanzen, vertilgen Schädlinge und halten Ökosysteme in Balance: Doch in 100 Jahren könnten Insekten wie Bienen, aber auch Hummeln und Schmetterlinge komplett ausgestorben sein – wenn Menschen nicht entgegenwirken. Welchen Beitrag Garten- und Balkonbesitzer im Kleinen leisten können, erklärt Torsten Collet, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Verbandsentwicklung beim NABU Rheinland-Pfalz, im Interview mit LEO-Redakteurin Carolin Keller.Experten verzeichnen seit längerer Zeit einen Rückgang der Bienen, insbesondere der Wildbienen. Herr Collet, was sind die Gründe dafür?Von den mehr als 560 Wildbienenarten in Deutschland stehen über die Hälfte auf der Roten Liste der bedrohten Arten, einige sind sogar vom Aussterben bedroht. Die Hauptgründe für das Wildbienensterben – oder auch allgemein den Rückgang der Insekten – sind Lebensraumverlust, Klimawandel und Einsatz von Pestiziden. Häufig fehlt es den Wildbienen an geeigneten Nistplätzen und Nahrungsangebot.

Interview: Torsten Collet vom Nabu Rheinland-Pfalz erklärt, was jeder einzelne für den Erhalt der Bienen tun kann

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Beim Bestäuben: eine Mauerbiene an einer Apfelblüte. | Foto: Nabu Rlp
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Nisthilfe: In morschem Holz etwa können sich Mauerbienen ungestört zurückziehen. | Foto: Nabu Rlp

Warum sind Bienen so wichtig? Welche Ansprüche haben sie?

Wildbienen sind vor allem für ihre Bestäubungsleistung wichtig. Während sie an Blüten Pollen und Nektar als Nahrung für sich und ihren Nachwuchs sammeln, bestäuben sie Pflanzen und sorgen so für den Fortbestand von Wildpflanzen, aber auch den Ertrag einiger unserer Nutzpflanzen. Knapp 90 Prozent aller wildlebenden Pflanzenarten sind auf tierische Bestäuber angewiesen und die Erträge von mehr als dreiviertel unserer Nahrungspflanzen weltweit sind in Quantität und Qualität von der Bestäubungsleistung abhängig. Hier sind Wildbienen zum Teil auch effektiver als die gezüchtete Honigbiene.

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Warum ist ein Bienengarten sinnvoll? Wie legt man ihn an?

Privatgärten machen deutschlandweit etwa 2,6 Prozent der Gesamtfläche aus. Die Anlage eines naturnah gestalteten Gartens schafft Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Wildbienen. Eben das, was ihnen fehlt und daher zu ihrer Gefährdung beiträgt. Ein wildbienenfreundlicher Garten sollte möglichst vielfältig gestaltet sein: Wildblumenwiese statt Englischer Rasen, Totholzhaufen, Trockenmauer, Verblühtes als Überwinterungsquartier bis zum Frühjahr stehen lassen, das Angebot von Nisthilfen oder eines Sandbeetes für selbst grabende Arten, ein kleiner Gartenteich und die richtige Pflanzenauswahl – all das sorgt dafür, dass sich auch Wildbienen im Garten wohlfühlen. Und natürlich sollte auf den Einsatz von Gift im Garten verzichtet werden. Durch die Verwendung von torffreier Erde schützt man wertvolle Lebensräume außerhalb des eigenen Gartens. Bei der richtigen Auswahl der Pflanzen sollten ein heimische Wildkräuter und -stauden zum Einsatz kommen, zum Beispiel Gewöhnlicher Natternkopf, Wilder Majoran, Kriechende Heuhechel, Heil-Ziest, Ysop, aber auch Gehölze wie Kornelkirsche, Liguster, Gewöhnlicher Schneeball oder Strauchkronwicke. Viele gezüchtete, gefüllte Pflanzensorten bieten wenig bis gar keine Pollen und Nektar. Auch ein möglichst durchgängiger Blühaspekt von Frühjahr bis Spätherbst ist für die Wildbienen wichtig, damit sie über die ganze Zeit mit Nahrung versorgt werden.

Können auch Balkonbesitzer etwas für den Erhalt tun?


Auch auf dem kleinsten Balkon findet sich ein Plätzchen für eine Wildbienennisthilfe und auch für eher unökologische „Balkonklassiker“ wie Stiefmütterchen, Petunien und Geranien gibt es nektar- und pollenreiche Alternativen: Über Hornveilchen, Storchschnäbel und Glockenblumen freuen sich auch Wildbienen.

Immer mehr Bundesländer, Städte und Kommunen verbieten Steingärten. Wie ordnen Sie das ein? Sehen Sie da schon einen Effekt?

Die Liste der Nachteile von Schottergärten ist sehr lang: Neben dem Effekt, dass sie weder Lebensraum noch Nahrung für Insekten, Vögel und andere Gartentiere bieten, sind sie zudem noch teuer in der Anschaffung und Pflege, heizen sich im Sommer stärker auf, filtern keinen Feinstaub und lassen Wasser schlechter versickern. Somit überwiegen die negativen Effekte der Schottergärten, weshalb ein Verbot durchaus sinnvoll ist.