Wenn Bakterien oder Viren eine Entzündungsreaktion auslösen, macht sich der Körper bemerkbar – und wenn die Entzündung ausgeheilt ist, fühlt der Mensch sich in der Regel wieder gut. Anders bei sogenannten stillen Entzündungen. Dieser Prozess kann sich über einen langen Zeitraum hinziehen. Ernährungsmediziner empfehlen dagegen einen ausgeglichenen Lebensstil und eine gezielte Ernährung, die auch Zivilisationskrankheiten vorbeugen könne.
„Anti-Entzündungs-Strategie“ gegen viele Zivilisationskrankheiten
Der Arzt Peter Niemann hat eine ganzheitliche „Anti-Entzündungs- Strategie“ ausgetüftelt und zusammen mit Ernährungswissenschaftlerin Bettina Snowdon zudem ein entsprechendes Kochbuch mit alltagstauglichen Rezepten verfasst.
Erkrankungen vorbeugen
Die gezielte antientzündliche Ernährung soll gleich einem Dutzend häufiger Beschwerdebilder und auch Alterserscheinungen vorbeugen und bestehende Leiden sogar lindern, darunter Diabetes, Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose, Schuppenflechte, Morbus Crohn oder Morbus Bechterew, Rheuma, Asthma, Allergien und Neurodermitis sowie Rücken- und Gelenkschmerzen. Sogar positive Effekte bei Krebs und altersbedingter Senilität oder Demenz versprechen sich die Experten davon – und begründen das für jede Erkrankung.
Drei Beispiele: Antientzündliche Nahrungsmittel seien echte Hirnnahrung und zur Vorbeugung von Demenz wichtig, so Niemann und Snowdon. Drei größere Gruppen empfehlen sie ganz besonders: Fisch und Nüsse mit Omega-3-Fettsäuren, bestimmte Gewürze sowie Hülsenfrüchte und Obst, genauer: Lachs, Hering, Sardinen sowie Walnüsse und Mandeln, Ingwer, Kurkuma, Zwiebeln, Knoblauch, Thymian, Oregano, Petersilie, Zimt und Vanille, Kirschen und Beeren sowie diverse Bohnensorten. Bei Krebs sollen Rotwein, Leinsamen, Brokkoli, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Tomaten, Hering, Sardinen und Lachs positive Auswirkungen haben.
Auch Rücken- und Gelenkbeschwerden hängen den Ausführungen der Autoren zufolge mit Entzündungsprozessen zusammen. Hier werden vor allem Grünkohl, Olivenöl, Ingwer, Kurkuma, Kaffee, Nüsse, Thymian und in kleinen Mengen auch gelegentlich Wein oder Bier empfohlen.
„Dreckiges Dutzend“
Wer auf biologisch hergestellte Lebensmittel umsteige, in dessen Körper sei nach fünf Tagen ein Großteil der sonst nachweisbaren Pflanzenschutzmittelrückstände und Chemikalien nicht mehr vorhanden, betont Niemann. Auch die Zahl der Antioxidantien, Vitamine, Spurenelemente und Mineralsalze sei in Bioprodukten höher. Bei einer antientzündlichen Ernährung sei Bio daher Trumpf. Zumindest solle man aber beim „dreckigen Dutzend“ die Bio-Version bevorzugen: Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Grünkohl, Kartoffeln, Kirschen, Nektarinen, Pfirsiche, Sellerie, Spinat, Tomaten und Weintrauben. Sie haben sich laut Niemann in Untersuchungen als besonders mit Chemikalien belastet präsentiert. Bei anderen sei die Belastung nicht so hoch, darunter Ananas, Honigmelone, Kohl, Erbsen, Mais, Pilze, Spargel und Zwiebeln, so dass man bei diesen auf konventionell produzierte Ware ausweichen könne.
Lebensstil überdenken
Darüber hinaus empfiehlt der Mediziner unter anderem ausreichenden und erholsamen Schlaf bei kühlen Temperaturen, eine ausgiebige Zahn- und Mundpflege, liebevolle Kontakte, Bewegung in der Natur, eine Reduktion der Zeit vor dem Bildschirm und eine moderate Arbeitszeit, die die 40-Stunden-Woche nicht überschreitet.
Peter Niemann ist überzeugt, dass auch wenig schon viel bewirken kann: „Um abwehrstark zu werden und lange jung zu bleiben, braucht man gar nicht von heute auf morgen viele Stellhebel umzuwerfen. Viele kleine Schritte bewirken schon Wunder auf dem Weg, gesund und munter 100 Jahre alt zu werden.“ wig
ZUM WEITERLESEN
Markus Schwabbauer, „Die Tinnitus-Lösung. Die eigene Stille schaffen. Ohrgeräusche dauerhaft ausblenden“, Südwest/Falken, 2021, 190 Seiten, 18 Euro